Lesen bis zum Höhepunkt Kunstprojekt filmt Frauen beim Orgasmus
14.09.2016, 10:58 Uhr
Die Frauen lesen aus Büchern vor. Was unter dem Tisch passiert, ist nur an ihren Gesichtern zu erkennen.
(Foto: twitter/T1nglesB00)
Weibliche Sexualität ist ein Tabu-Thema, sagt der Künstler Clayton Cubit und startet ein Kunstprojekt, bei der zwölf Frauen Geschichten vorlesen - was dabei unter dem Tisch passiert, können Zuschauer recht gut erahnen.
Ein Video in schwarz-weiß, eine Frau, ein Buch: So präsentiert sich die Videokunst von Clayton Cubitt auf den ersten Blick. Stoya, die Frau im Video, beginnt aus Necrophilia Viariations von Supervert zu lesen. Immer wieder scheint sie abgelenkt, stockt, atmet tief, schließt die Augen, versucht weiterzulesen, aber sie kann nicht. Nach sechs Minuten zittert und stöhnt sie, presst ihre gespreizten Finger gegen die Tischplatte. Stoya hat einen Orgasmus. Was die Zuschauer nicht sehen: Die Vorleserin wird unter dem Tisch mit einem Vibrator befriedigt.
Das Videoprojekt des Filmemeachers und Fotografen aus Brooklyn hat mittlerweile zwölf Episoden. Frauen lesen zum Beispiel aus American Psycho oder Sleeping Beauty und werden währenddessen zum Höhepunkt gebracht.
Im August 2012 ging die erste Episode online und wurde schnell zum Erfolg. Mit seiner Kunst will Clayton Cubitt aber nicht nur schockieren und Klicks abfischen. In den Videos gehe es um Feminismus und darum, dass weibliche Lust offen gezeigt werden könne, sagte Clayton dem Magazin "The Daily Dot". Weibliche Sexualität sei immer noch ein großes Tabu-Thema. Das Video-Projekt will das durchbrechen.
In den Videos würden zwei Dinge kombiniert, die sonst wenig miteinander zu tun haben: Lesen und Orgasmen. Dadurch trete der Kontrast zwischen Kultur und Sexualität, Geist und Körper in den Szenen besonders deutlich hervor. In Zeiten von Instagram und permanenter Selbstpräsentation seien die Videos Szenen von etwas Realem und Ungespieltem, so Cubitt. Außerdem mache es einfach Spaß, die Videos anzusehen, schreibt der Künstler auf seiner Internetseite.
Orgasmen gegen die Hysterie
Der Name der Serie "Hysterical Literature" (deutsch: Hysterische Literatur) ist eine Anspielung auf die Geschichte der "Hysterie". Diese wurde lange abwertend als typisch weibliche Krankheit gehandelt. Als Ursache wurde die Gebärmutter ausgemacht. Wenn diese nicht regelmäßig mit Sperma gefüllt werde, schweife sie im Körper suchend umher und beiße sich dann am Gehirn fest, so die Erklärung der Forscher damals. Dies führe dann zum typischen "hysterischen" Verhalten. Bis ins frühe 20. Jahrhundert galt der Orgasmus als legitime Behandlungsmethode für "Hysterikerinnen".
Das Projekt "Hysterical Literature" läuft dem Künstler zufolge weiter. Alle Folgen der Serie können online auf Youtube oder auf der Internetseite des Kunstprojektes angesehen werden.
Quelle: ntv.de, apo