Buchenwald-GedenkwocheWortbilder zum Auftakt
65 Jahre ist es her, dass das Konzentrationslager Buchenwald mit seinen Außenlagern von der US-Armee befreit wurde. Die Ausstellung "Drüber und Drunter" erinnert an die Greueltaten der Nazizeit – mit Wortbildern.
Wortbilder wie Schäferhund und Lampenschirm verweisen im Goethe-Nationalmuseum auf die dunkle Seite Weimarer Geschichte - an das Konzentrationslager Buchenwald. Die Ausstellung "Drüber und Drunter" des Künstlers Klaus Steinke verbindet seit Mittwoch auf ungewohnte Sehweise deutsche Literatur mit den Gräueltaten in Konzentrationslagern wie Auschwitz und Buchenwald. "Wir haben zu akzeptieren, dass das, was sich Barbarei nennt, sich auch Mitten im Zentrum der Kultur vollziehen kann", sagte Volkhard Knigge, Direktor der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Die Schau ist Auftakt für die Gedenkwoche 65 Jahre Befreiung KZ Buchenwald, zu der rund 150 ehemalige Häftlinge und US-Veteranen erwartet werden.
Bis zum 30. Mai wolle die Ausstellung zeitgleich in Weimar, Erfurt, Jena und Altenburg jenseits von Stereotypen und Klischees diese Verbindung von Humanismus und Barbarei aufzeigen. "Die Kernfrage ist, wie halten wir historische Neugier wach", um Schüler heute für das 20. Jahrhundert zu interessieren, sagte Knigge. "Gedenken ohne Wissen, ist hohles und leeres Ritual und wird schnell zur Manipulation." Steinke, viele Jahre Lehrer für Kunst und Politik in Gießen, hat für sich die handschriftliche Überschreibung von Häftlings-Fotografien und Auschwitz-Dokumenten mit Auszügen von Werken von Goethe, Novalis bis Karl May gefunden.
Hauptort der nicht leicht zu erschließenden Kunstschau ist die ehemalige Desinfektion in der Gedenkstätte Buchenwald. Dort sind Seiten des Kalendariums von Auschwitz mit dem Roman "Der abenteuerliche Simplicissimus" über den Dreißigjährigen Krieg von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen überschrieben. In der Kunstsammlung Jena wird mit "Heinrich von Ofterdingen" von Novalis an die Romantik erinnert. Im Lindenau-Museum Altenburg hängen neben antiken Statuen 60 Überschreibungen von Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra", der von den Nationalsozialisten missbraucht wurde. In der Kunsthalle Erfurt, die klassische Moderne zeigt, überdeckt Karl Mays "Winnetou I" das Kalendarium von Auschwitz.