Auto

Neuer Transit setzt Maßstäbe Fords Packesel mit Van-Attitüde

Mit den flotten Formen eines Freizeit-Vans soll der Ford Transit Custom bei den mittelgroßen Lieferwagen punkten.

Mit den flotten Formen eines Freizeit-Vans soll der Ford Transit Custom bei den mittelgroßen Lieferwagen punkten.

(Foto: Holger Preiss)

Mit dem neuen Transit Custom will Ford Maßstäbe bei den leichten Nutzfahrzeugen setzen und torpediert die Konkurrenz mit einer Van-artigen Karosserieform und Fahreigenschaften, die eher an einen Pkw denn an einen Packesel erinnern. Dabei sind Kapazität und Sicherheitsausstattung zukunftsweisend.

Der Transit glänzt mit einer Van-artigen Karosserieform und Fahreigenschaften auf Pkw-Niveau.

Der Transit glänzt mit einer Van-artigen Karosserieform und Fahreigenschaften auf Pkw-Niveau.

(Foto: Holger Preiss)

Der Ford Transit ist so etwas wie der Golf in seinem Segment. Seit 1963 schnurrt der Freund der Handwerker über die Straßen und verkaufte sich seit dieser Zeit allein in Europa sechs Millionen Mal. Jetzt, da der Nutzfahrzeugmarkt geradezu explodiert, hat sich Ford nicht zu Unrecht gedacht, es wäre Zeit für eine Neuauflage des Bestsellers. Allein im vergangenen Jahr wurden vom Transit in Deutschland 28.000 Fahrzeuge verkauft. Das ist immerhin ein Marktanteil von 12,8 Prozent. Ford will nun mit dem Markt weiter wachsen und nimmt dafür auch Asien, Russland und die Türkei ins Visier.

Wenn der Transit Ende des Monats zu den Händlern in Deutschland rollt, wird er sich in einem völlig neuen Design präsentieren. Die Front ordnet sich jetzt eindeutig ins Pkw-Segment ein. Typisch für das neue Design sind der Trapez-Kühlergrill, die kraftvolle Schulterlinie und die stark betonten Radläufe. Das eröffnet Ford auch die Möglichkeit, den Transit für Privatnutzer hoffähig zu machen. Hier heißt der Transit dann Tourneo und bietet, je nach Ausführung, acht oder neun Reisenden und reichlich Gepäck Platz. Die Außenlänge variiert entsprechend zwischen 4,97 Meter und 5,34 Meter. Die Maße sind im Übrigen fast identisch mit denen des VW T5.

Pfiffige Lösungen für Kleinigkeiten

Der Innenraum erinnert an einen Ford Pkw.

Der Innenraum erinnert an einen Ford Pkw.

(Foto: Holger Preiss)

Der Innenraum begeistert durch eine pflegeleichte, aber in der Haptik nicht billig wirkende Plastik. Auch für reichlich Stauraum hat Ford gesorgt. Da sind Einlässe für Zwei-Liter-Flaschen ebenso vorhanden wie Becherhalter an den Außenseiten der Armatur. Eine Handyhalterung wurde eben so wenig vergessen wie tiefe Ablagen in den Seitentüren, ein kleines Fach im Dachhimmel oder das Etui für die Brille über der Fahrertür. Der Clou ist ein großes Ablagefach direkt über Tacho und Drehzahlmesser, in dem sich locker der Tablet PC verstauen lässt, der dort auch gleich per 12-Volt-Steckdose, AUX- und USB-Anschluss mit der Bordelektronik gekoppelt werden kann. Natürlich wurde auch an die weiblichen Passagiere gedacht und so hat Ford sogar im Transit hinter beiden Sonnenblenden den obligaten Schminkspiegel mit Beleuchtung versteckt.

Die Sitze lassen sich im Tourneo Custom in 30 unterschiedlichen Varianten anordnen.

Die Sitze lassen sich im Tourneo Custom in 30 unterschiedlichen Varianten anordnen.

(Foto: Holger Preiss)

Sonst gibt sich die Armatur Ford-typisch. Das alles dominierende Tastenfeld thront in der Mitte. Lässt sich aber schnell erfassen, da es zum einen aus dem Pkw bekannt ist, aber auch sonst keine Rätsel aufgibt. Die Sitze sind straff, aber nicht unbequem und zeichnen sich durch eine robuste Stoffkombination aus, die auf lange Sicht Arbeitshosen als auch tollende Kinder überleben wird. Außerdem lassen sich die Sitze im Tourneo einfach zusammenfalten, in Gruppen oder einzeln demontieren und insgesamt in mehr als 30 unterschiedlichen Varianten anordnen. Um die bequem besteigen zu können, hat Ford dem Tourneo zwei seitliche Schiebetüren inklusive Trittbrettern spendiert. Perspektivisch wird es auch ein Schiebesystem für die hinteren Sitzreihen geben.

Lademeister seiner Klasse

Beim Ford Transit überzeugt vor allem das Ladevolumen. Der Kastenwagen soll hier den größten Stauraum seiner Klasse bieten. Bei einem kurzen Radstand fasst der Transporter 5,95 Kubikmeter, in der langen Version schluckt er gar 6,86 Kubikmeter. Die Nutzlast liegt zwischen 600 und 1400 Kilogramm maximaler Zuladung. Neben den klassischen Kastenwagenversionen umfasst das Ford-Frachter-Programm noch einen Kastenwagen mit Doppelkabine und den durchgehend verglasten Transit Custom Kombi, beide Typen fünf- bis sechssitzig.

Bis zu 3,4 Meter lange Rohre verschwinden im Transit.

Bis zu 3,4 Meter lange Rohre verschwinden im Transit.

(Foto: Holger Preiss)

Hinzu kommen einige pfiffige Details, die die Herzen von Handwerkern höher schlagen lassen dürften. So ermöglicht eine flexible Durchladevorrichtung in der Trennwand zur Fahrerkabine auch den Transport von sperrigen Gegenständen von bis zu 3,4 Metern Länge. Im Transit mit kurzem Radstand lasen sich immerhin noch 3,0 Meter lange Leitern oder Rohre verstauen. Der Glanzpunkt ist aber der optional erhältliche und  aus drei Querstreben bestehende Dachgepäckträger mit einer Traglast von bis zu 130 Kilogramm, der bei Bedarf aufgeklappt werden kann. Ist er eingeklappt, bleibt das Fahrzeug in der Höhe unter 2,0 Metern und ist somit weiter tiefgaragentauglich. Wichtig auch die fixierbaren hinteren Türen. Spezialscharniere sorgen hier dafür, dass die Türen beim Be- und Entladen nicht versehentlich zuschlagen.

Laster mit Sparoptionen

Sparsam soll der Dicke natürlich auch noch sein. Dafür neben einer "Ökotaste", die die Höchstgeschwindigkeit auf 115 km/h begrenzt, das serienmäßige Start-Stopp-System und vor allem die jüngste Generation des 2,2-Liter-Duratorq-TDCi-Turbodiesels, der in drei Leistungsstufen zur Verfügung steht: 100 PS (Transit ab 29.690 Euro/Tourneo ab 37.842 Euro), 125 PS (Transit ab 31.475 Euro/Tourneo ab 39.627 Euro) und 155 PS (Transit ab 33.498 Euro/Tourneo ab 41.650 Euro).

Wobei die Version mit 100 PS wohl vor allem Handwerker anspricht, die sich viel im Stadtgebiet bewegen. Auf der Autobahn fehlt es hier deutlich an Spritzigkeit und Durchzugskraft. Wer sich häufiger auf Langstrecken begibt, sollte zu den stärkeren Triebwerken greifen. Eine klare Empfehlung gibt es nach einem ersten Fahrtest für den 155 PS Diesel. Der krankt nicht ganz so sehr wie seine Kollegen an der Ford eigenen Anfahrschwäche, die nur durch einen beherzten Tritt auf das Gaspedal umgangen werden kann, schaltet sich wesentlich präziser und wies auf der ersten Teststrecke einen identischen Verbrauch wie der kleine Bruder auf.

In Panther Schwarz steht der Tourneo extrem sportlich da.

In Panther Schwarz steht der Tourneo extrem sportlich da.

(Foto: Holger Preiss)

Hinzu kommt seine deutlich bessere Durchzugskraft und Laufruhe. Ford gibt den Durchschnittsverbrauch der Diesel, die ausschließlich mit einem 6-Gang-Getriebe angeboten werden, mit 6,5 bis 6,7 Litern an, je nach Modell. Das ist ein Wert, der sich sehr gut anhört, aber angesichts der ersten Testfahrt bezweifelt werden darf. Hier schlugen knapp 9 Liter zu Buche. Transit und Tourneo wird es in Europa nur als Diesel-Varianten geben, da sich in den letzten Jahren Benziner in diesem Segment kaum noch verkauft haben.

Fahrdynamik wie ein Pkw

Auch in puncto Fahrdynamk haben sich Transit und Tourneo den Gegebenheiten der Pkw angepasst. Wobei die Fahrwerksabstimmung beim Tourneo noch etwas komfortabler eingestellt ist als beim Transit. Hier ist weniger der sportliche Aspekt gefragt als vielmehr der der Zuladung. Als Serie bietet Ford ein ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, ESP, Bergan- und Bergabfahrassistent und eine Anhängerstabilisierung. Optional sind ein sprachgesteuertes Kommunikations- und Entertainmentsystem, ein Notruf-Assistent der keine zusätzlichen Kosten verursacht, ein Audio- und Navigationssystem, bei dem das Display etwas größer sein könnte, Fahrspur-Assistent und Müdigkeitswarner, Geschwindigkeitsbegrenzer und Rückfahrkamera. Der Tourneo ist überdies gegen Aufpreis mit Lederausstattung und separat regelbarer Klimaanlage für die hinteren Sitzreihen bestellbar.

Der Knaller dürfte aber der ab Februar 2013 lieferbare Ford Transit Sport sein, der mit  einer speziellen Frontschürze und 18-Zoll-Leichtmetallfegen weit von einem Handwerker-Auto entfernt ist. Es sei denn, man will sich als schnelle Eingreiftruppe präsentieren. Preise für die Sonderedition stehen bis dato noch nicht fest.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen