Auto

Scharlatan oder genialer Erfinder? Quant verspricht 1000 Kilometer elektrisch

Der Quant F läuft bei den Leistungsdaten als echter Supersportler. 2,3 Tonnen schwer beschleunigt er angeblich in 2,8 Sekunden auf 100 km/h.

Der Quant F läuft bei den Leistungsdaten als echter Supersportler. 2,3 Tonnen schwer beschleunigt er angeblich in 2,8 Sekunden auf 100 km/h.

(Foto: Holger Preiss)

Alle Jahre wieder präsentiert Nunzio La Vecchia ein neues Elektroauto mit Flowcell-Technologie. Diesmal soll es sogar 1000 Kilometer emissionsfrei zurücklegen können. Bewiesen hat er es der selbst ernannte Wissenschaftler bis heute nicht.

Der Stand von Quant ist einer der auffälligsten Messestände auf dem Genfer Autosalon. Zwei absolut stylische Fahrzeuge spreizen sich hier vor einer riesigen Glaswand mit dahinterliegender Showtreppe. Es ist der Prototyp des Quant F und des "fahrbereiten" Quantino. Beide sollen mit der bereits in den 1970er-Jahren von der Nasa entwickelten Flowcell-Technologie angetrieben werden. Schon im letzten Jahr verkündete der Schweizer Künstler und Entwicklungschef Nunzio La Vecchia den Quantensprung der Technologie.

Traumhafte Werte

Schnittig sieht der Quantino aus.

Schnittig sieht der Quantino aus.

(Foto: Holger Preiss)

Nun steht der Quantino in strahlendem Blau auf dem Stand. "Mit dem Quantino präsentieren wir in Genf den kleinen Bruder des Quant E und des Quant F", erläutert La Vecchia. "Ein innovatives Elektrofahrzeug für die Masse. Sportlich, dynamisch und das Besondere: mit Niedervoltantrieb. Mit nur 48 Volt Nennspannung erreichen wir durch die Kombination aus Nanoflowcell, Puffersystem und Elektromotoren viermal 25 kW. Das entspricht circa 136 PS. Damit können wir vollelektrisch eine Spitzengeschwindigkeit von über 200 km/h fahren und eine Reichweite von über 1000 Kilometern erzielen, ohne schädliche Emissionen."

Traumhaft, denkt der Zuhörer. Doch wie schon in den vergangenen Jahren bleibt der (nach eigenen Angaben) Physiker, Erfinder, Unternehmer, Patentinhaber, Rennfahrer, Kampfjetpilot, Musiker und Songwriter La Vecchia genaue Angaben zur Funktionsweise seines Antriebs und der Elektrolytlösungen schuldig. Ansehen geschweige denn anfassen durfte man nämlich nichts. Glaubt man den Handbewegungen von La Vecchia, ist der Motor etwa so groß wie ein Koffer. Bereits 2009 präsentierte er auf dem Autosalon in Genf den Koenigsegg Quant, einen E-Sportwagen, der in der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Sportwagenhersteller und der Schweizer NLV Solar AG entstand.

Von der "Dünnfilm-Solarzelle" zur Nanoflowcell

Nunzio La Vecchia präsentiert in Genf den Quant F.

Nunzio La Vecchia präsentiert in Genf den Quant F.

(Foto: Richard Walch)

Die Energie sollte in diesem Fall allerdings durch eine hauchdünne, fast unsichtbare "Dünnfilm-Solarzelle" gewonnen werden, die die gesamte Fahrzeugkarosserie überzieht. Diese Zelle soll ausreichend Strom generieren, um das Rennauto in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu katapultieren und das Auto 500 Kilometer weit zu tragen. So die Verlautbarung in den Pressetexten. Unter Beweis musste Quant das Können des Wagens nicht stellen und Koenigsegg zog sich schweigend aus der Zusammenarbeit zurück.

Im vergangenen Jahr präsentierte La Vecchia auf dem Genfer Salon den Quant e und führte einen neuer Partner ins Feld, der in der Autoindustrie für Seriosität und Zuverlässigkeit steht: Bosch. Seinerzeit fragte der HZwei-Blog bei Bosch nach und wollte Details zur Technik und den Leistungsdaten des Quant e haben. Die Antwort war bezeichnend: "Die Informationen über die Beschaffenheit der Nanoflowcell, also des Energiespeichers, können wir weder bestätigen noch dementieren. Wir nutzen die Energie des 'Puffermediums' im Fahrzeug, um diese Energie mit leistungsstarken und speziell für dieses Fahrzeug entwickelten Elektroniksystemen sicher und effizient auf die Straße zu bringen."

Wenn La Vecchia nicht bald einen Beweis für die Funktionsfähigkeit seiner immer wieder in großem Stil präsentierten Superautos bringt, wird es für den Schweizer mit gekauftem Doktortitel schwierig werden. Die Glaubwürdigkeit ist bereits jetzt arg in Mitleidenschaft gezogen.

Quelle: ntv.de

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