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Geprüft und für gut befunden Reifendruck ist keine Luftnummer

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Alle 14 Tage, aber mindestens alle vier Wochen sollten Kraftfahrer den Luftdruck der Reifen ihres Fahrzeuges prüfen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind - und das wird gepflegt und gehegt. Nur die Schuhe des Gefährts werden immer wieder vernachlässigt. Dabei führt ein falscher Reifendruck nicht nur zu einem erhöhten Spritverbrauch, sondern kann auch kreuzgefährlich werden.

Autofahrer haben in der Regel kaum Probleme, die Marke ihres Fahrzeuges zu nennen. Doch nur jeder Vierte weiß, welche Pneus er auf den Felgen hat. Ähnlich lax geht ein Großteil der Kraftfahrer mit dem Luftdruck um. Nach Schätzungen der Reifenhersteller sind etwa 50 Prozent der deutschen Pkw mit zu geringem Reifendruck unterwegs. Dabei ist der immens wichtig. Man halte sich vor Augen, dass jeder Reifen ein Viertel des Fahrzeuggewichts stemmen muss. Das tragende Element ist hierbei nicht der Gummi, sondern die Luft. Je mehr davon in den Pneus ist, desto größer wird die Tragfähigkeit. Allerdings gilt auch hier: Zu viel des Guten kann schädlich sein.

Nichts gespart und nur gehüpft

Ist der Reifendruck zu hoch, hat nur noch die Mitte der Lauffläche Kontakt zur Fahrbahn. Bereits bei einem um 0,6 bar erhöhten Wert beginnt das Rad zu hüpfen und verliert den Bodenkontakt. Durch die geringere Haftung verlängert sich auch der Bremsweg und die Kurvenstabilität nimmt ab. Wie viel Mehrdruck ein Auto verkraftet, hängt vom Fahrzeugtyp, der Beladung und der Straße ab. Experten halten  einen "Überdruck" von 0,2 bis 0,3 bar für unbedenklich.

Wer glaubt, dass er mit einem erhöhten Reifendruck Sprit sparen kann, muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Versuche ergaben, dass bei einer Erhöhung des Luftdrucks um 0,2 bar der Spritdurst lediglich um einen Zentiliter sinkt. Bei einem mehr von 0,6 bar sind es etwa 0,4 Liter auf hundert Kilometer. Im Jahr ist das etwa eine Tankfüllung. Angesichts des Risikos und des höheren Verschleißes der Reifen ein marginaler Gewinn.

Geringer Luftdruck ist gefährlich

Prinzipiell gilt aber, dass ein zu geringer Luftdruck gravierender ist als ein zu hoher. Hier hat die Mitte der Lauffläche keinen Kontakt mehr zur Straße. Der Reifen wird an den Seiten stärker abgefahren, auf Dauer werden die Seitenwände zerstört und der Rollwiederstand erhöht sich. Hinzu kommt, dass die Fahrstabilität leidet. Bei modernen Fahrzeugen mit ABS und ESP können bei zu geringem Reifendruck Fehlfunktionen auftreten. Diese Auswirkungen zeigen sich besonders an den Vorderreifen.

Bereits eine Druckminderung an einem Rad um 0,5 bar wirkt sich auf das Aquaplaningverhalten in Kurven aus. Bei einem höheren Druckverlust verschlechtern sich die Fahreigenschaften noch deutlicher, da der betroffene Reifen in der Kurve nur noch einen Teil der möglichen Seitenkräfte übertragen kann. Nicht ganz so erheblich ist ein Druckverlust an den Hinterrädern. Hier kann es vor allem zu Problemen kommen, wenn die Seitenführungskräfte der Reifen gefragt sind, etwa beim Spurwechsel oder in schnell gefahrenen Kurven.

Sollte in allen vier Reifen ein Druck von 1,0 bar fehlen, kommt es zu einer drastischen Verschlechterung der Fahreigenschaften. Gleichzeitig steigt der Verbrauch um bis zu 0,3 Liter je 100 Kilometer. Auch der Verschleiß der Reifen erhöht sich. Gummi und Karkasse – das tragende Gerüst des Reifens – verformen sich und die Pneus erwärmen sich durch die erhöhte Reibung stark. Das wiederum erhöht den Abrieb der Gummimischung.

Die Tücke des Gefühls

Sehen oder fühlen kann man gefährlich niedrigen Reifendruck nicht. Auch wenn 1,0 bar fehlt, wirkt der Reifen dem Anschein nach und bei Druck gegen die Außenwand hart. Wer sein Auto allerdings sehr genau kennt, kann anhand des Fehlverhaltens erste Alarmzeichen erkennen. Ist der Luftdruck an der Hinterachse zu gering, kann das Heck in der Kurve plötzlich ausbrechen oder der Wagen reagiert beim Spurwechsel unruhig. Wenn das Fahrzeug hingegen über die Vorderräder schiebt oder nicht mehr sauber geradeaus läuft, könnte der Luftdruck auf den Vorderreifen zu gering sein.

Zugegebener Maßen kann es, sollten diese Anzeichen Auftreten, schon zu spät sein. Deshalb ist es wichtig, den Druck der Reifen alle 14 Tage, aber mindestens alle vier Wochen an der Tankstelle zu überprüfen. Nach Möglichkeit sollten die Reifen während der Messung kalt sein. Sind sie warmgefahren, hat sich der Druck im Inneren automatisch erhöht, so dass beim Messen verfälschte Werte angezeigt werden.

Wer sich nicht sicher ist, wie hoch der Luftdruck in den Reifen seines Fahrzeuges sein muss, der findet die entsprechenden Werte in der Bedienungsanleitung. Bei älteren Fahrzeugen findet man die Angaben auf einem Schild an der Innenseite der Tür, der B-Säule  oder im Handschuhfach. Bei moderneren Kfz befindet sich ein Schild mit entsprechenden Piktogrammen an der Innenseite der Tankklappe.

Die Luft ist einfach raus

Egal, ob der Wagen bewegt wird oder nicht, verlieren die Reifen Luft. Kein Reifen ist absolut dicht. Innerhalb eines Monats kann ein Pkw-Reifen einen Luftverlust von bis zu 0,2 bar aufweisen. Die Luft entweicht, ähnlich wie bei einem Luftballon, langsam aber stetig durch die Seitenwände.

Experten raten deshalb dazu, die Pneus mit Reifengas zu befüllen. Ein Druckverlust von 0,2 bar soll dann erst innerhalb von sechs Monaten spürbar werden. Bewiesen ist das allerdings nicht. Kritiker meinen, dass ein Druckverlust im Reifen auch mit Reifengas nicht zu verhindern ist. Vielmehr sollte, wer über einen längeren Zeitraum einen relevanten Luftverlust in seinen Reifen verzeichnet, die Ventile oder das Felgenhorn – den nach außen gebogene Rand der Felge - überprüfen lassen.

Quelle: ntv.de

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