Kommt noch dieses Jahr Section Control statt Blitzer
04.06.2017, 19:38 Uhr
In Österreich zum Beispiel gibt es die Section Corntrol, die Abschnittsmessung schon lange.
(Foto: picture alliance / apa Helmut Fo)
Die sogenannte "Abschnittsmessung" ist in anderen Ländern schon seit langem ein probates Mittel Raser dingfest zu machen. In Deutschland wurde sie bislang nicht eingesetzt. Das soll sich in Zukunft aber ändern. Ein Pilotprojekt soll noch in diesem Jahr starten.
Stationäre Blitzer schrecken Raser nur für wenige Meter ab und ihre Standorte sind meist schnell bekannt. Selbst die Aufbauorte mobiler Kontrollen verbreiten sich in sozialen Netzwerken oft wie ein Lauffeuer. Außerdem sind für mobile und semistationäre Kontrollen immer Menschen nötig, die Anlagen betreiben oder warten. Eine Möglichkeit, weite Strecken ohne großen Aufwand zu überwachen, bietet die sogenannte "Abschnitssmessung" oder "Section Control".
In anderen europäischen Ländern gibt es das System schon lange, in Deutschland läuft seit 2015 ein Pilotprojekt. Auf einem drei Kilometer langen Straßenstück südlich von Hannover wird die Technik getestet. Ein Trigger registriert die Durchfahrt eines Fahrzeuges unter einer Messbrücke, den sogenannten Eingangsquerschnitt. Kurz darauf nimmt eine Kamera ein Bild des Fahrzeughecks auf und versieht dieses mit einem Zeitstempel. Fährt der Wagen durch eine weitere Brücke, den Ausgangsquerschnitt, errechnet die Section Control die Durchschnittsgeschwindigkeit und gleicht diese mit der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit ab. Wird diese überschritten, löst eine Kamera mit dem Fokus auf Fahrer und Kennzeichen aus – wie beim klassischen "Blitzer". Das Ergebnis findet der Fahrer dann in Form eines Bußgeldbescheids im Briefkasten.
Doch die Section Control soll nicht nur das Rasen eindämmen, mit Einsätzen in Baustellen, Tunneln oder auf Brücken lassen sich auch Unfälle verhindern oder Stau-Situationen im Berufsverkehr durch eine harmonischere Geschwindigkeit aller Verkehrsteilnehmer reduzieren. In England wird das System der Abschnittskontrolle bereits seit 20 Jahren genutzt, in Schottland ist der längste lückenlos überwachte Abschnitt 220 Kilometer lang.

Autofahrer empfinden die Section Control fairer als stationäre Blitzer.
(Foto: picture alliance / Christophe Ga)
In Deutschland haben Datenschützer allerdings ihre Bedenken an dieser Art der Geschwindigkeitskontrolle zum Ausdruck gebracht. Nach ihrer Ansicht werden so viele Daten erhoben, dass sich daraus auch Bewegungsprofile erstellen lassen. In der Bevölkerung dagegen kommt die Technik gut an und stößt auf mehr Gegenliebe als herkömmliche Blitzer. Man spricht hier von einer "faireren Art der Geschwindigkeitskontrolle".
Das Pilotprojekt der Abschnittskontrolle in Niedersachsen soll noch 2017 in das nächste Stadium des Tests kommen: Dann sind die Vergehen ahnbar und bei Geschwindigkeitsüberschreitungen können erste Strafen ausgesprochen werden. Momentan ist die Technik zur Überprüfung in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig.
Dort werden seit 1958 alle Messanlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung geprüft und im Erfolgsfall zertifiziert. Auch der Vorreiter der Section Control: Die sogenannte "Funk-Stopp-Methode" aus den 50er-Jahren, bei der Polizisten mit Funkgerät und Stoppuhr die Durchschnittsgeschwindigkeit der Temposünder ermittelten, wurde in Braunschweig zugelassen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x