Im Prozess um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle berichtet eine Überlebende aus der Synagoge, wie die Tat das familiäre Trauma des Holocausts reaktiviert hat. "Auch wenn die Shoa vorbei ist, sind es die Folgen nicht", sagte die 30 Jahre alte Rabbinerin, die den Anschlag in der Synagoge überlebt hatte. "Es sind nicht nur historische Fakten, es ist nach wie vor Teil meines Lebens." Alle ihre vier Großeltern hätten den Holocaust überlebt, berichtete die gebürtige Amerikanerin. So wie sie trügen viele Nachkommen im Dritten Reich verfolgter und ermordeter Juden dieses intergenerationelle Trauma in sich. Deutschland müsse das anerkennen.
Seit Juli läuft vor dem Oberlandesgericht Naumburg der Prozess um den Anschlag. Aus Platzgründen findet das Verfahren in den Räumen des Landgerichts Magdeburg statt. Der Angeklagte, der 28-jährige Sachsen-Anhalter Stephan B., gestand zu Prozessbeginn, am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht zu haben, die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Darin feierten gerade 52 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Der Attentäter scheiterte jedoch an der Tür, erschoss daraufhin eine Passantin, die zufällig an der Synagoge vorbeikam, und später einen jungen Mann in einem Dönerimbiss.