Wer Abtreibungen verbietet, gefährdet das Leben schwangerer Frauen. Auch Polen hat seine Abtreibungsgesetze verschärft. Doch Malta ist das einzige Mitglied der EU, das den Schwangerschaftsabbruch komplett verbietet - auch wenn der Fötus keine Überlebenschance hat. Welche Folgen das haben kann, zeigt der Fall von Andrea Prudente. Die US-Amerikanerin ist als Touristin nach Malta eingereist, nun bangt sie wegen Komplikationen in der Schwangerschaft um ihr Leben. "Sie hat große Angst", sagt ihr Lebensgefährte Jay Weeldreyer. Das Paar befürchtet, dass Prudente wegen des nicht lebensfähigen Fötus in ihrem Bauch eine lebensgefährliche Blutvergiftung bekommt.
"Es fühlt sich wie eine grausame und unübliche Bestrafung an, die einer unschuldigen Frau auferlegt wird", so Weeldreyer. Prudente hatte in ihrem Urlaub während der 16. Schwangerschaftswoche starke Blutungen bekommen. Im Krankenhaus wurde ihr gesagt, ihrem Kind gehe es gut. Ein oder zwei Tage später platzte aber ihre Fruchtblase, wie Weeldreyer schilderte. Im Krankenhaus sei ihr gesagt worden, sie solle in 48 Stunden wieder kommen. Bei diesem Termin habe eine weitere Ultraschalluntersuchung bestätigt, "dass kein Fruchtwasser mehr da ist, das Baby wird... nicht überleben", obwohl sein Herz noch schlage, berichtete Weeldreyer. Aber eine Beendigung der Schwangerschaft lehnten die Ärzte wegen des vollständigen Abtreibungsverbots in Malta ab.
"Sie warten darauf, dass der Herzschlag aufhört", sagte Weeldreyer. "Sie warten darauf, dass Andrea eine Fehlgeburt hat oder sie warten darauf, dass sie eine lebensgefährliche Infektion bekommt." Bemühungen, für eine Abtreibung in ein anderes Land zu fliegen, scheiterten daran, dass wegen der Gefahr einer Fehlgeburt während des Fluges und möglicher Komplikationen keine Fluggesellschaft Prudente mitnehmen wollte. Weeldreyer bat die Behörden in Malta daher um "Gnade", allerdings ohne viel Hoffnung. Die maltesische Regierung äußerte sich bislang nicht zu dem Fall.