Michael Jackson (29.8.1958 – 25.6.2009) Der Tod steht ihm gut
25.06.2011, 06:32 Uhr
"Jacko" während einer Pressekonferenz 2009 in London.
(Foto: REUTERS)
In den zwei Jahren seit seinem Tod feiert Michael Jackson, der Künstler, das Comeback, von dem er zu Lebzeiten geträumt hat. So tragisch seine Todesumstände sind, so sehr hätte der "King of Pop" den unsterblichen Ruhm vermutlich geschätzt.
Ein Album an der Spitze der Charts, ein Kinofilm, der sich zum Kassenmagneten entwickelt, ein Grammy für sein Lebenswerk und pünktlich zum Todestag die vom britischen Musikmagazin "NME" ausgelobte Auszeichnung zum "bedeutendsten Sänger aller Zeiten": Michael Jackson hat posthum seinen Thron als "King of Pop" endgültig zurückerobert.

Die Aufnahme entstand 2005, als Michael Jackson in Santa Barbara vor dem Gerichtsgebäude ankommt.
(Foto: Reuters)
Vergessen die Prozesse wegen Kindesmissbrauchs, die skurrilen Lebensumstände, seine seltsamen Presseauftritte, seine maskierten Kinder und der wachsende Schuldenberg. Seit dem 25. Juni 2009 finden sich weltweit immer wieder Menschen zusammen, um gemeinsam auf öffentlichen Plätzen zu seiner Musik tanzen. Seine Lieder werden im Radio gespielt und die Modewelt lässt sich von seinen Bühnenkostümen inspirieren. Und seine Kinder sind spätestens seit ihrem herzzerreißenden Auftritt am goldenen Sarg ihres Vaters selbst kleine Berühmtheiten geworden, deren Aufwachsen parallel zu dem der Suris, Shilohs und Lourdes dieser Welt medial beobachtet wird.
Der MJ- Dollar rollt
Die Geschäfte mit der Marke "Michael Jackson" laufen derweil auf Hochtouren. Der Internetdienst "TMZ.com" rechnete unlängst vor, dass Jackson seit seinem Tod hunderte Millionen Dollar verdient hat. Neben der Musik sind es vor allem Objekte aus seinem Privatbesitz, die reißenden Absatz finden. Ob für bisher unbekannte Fotos des Sängers, die in Paris für knapp 200.000 Euro versteigert werden, oder für die rote "Thriller"-Jacke, die für 200.000 bis 400.000 Dollar unter den Hammer kommen soll – der Kultfaktor treibt die Preise für den Nachlass in die Höhe. Davon profitieren neben seinen Erben auch die Gläubiger; der Schuldenberg wurde offenbar bereits zu einem guten Teil abgetragen.

Ein Aufschrei des Entsetzens 2002 vor dem Berliner Edel-Hotel Adlon, als Jackson seinen damals neun Monate alten Sohn Prince Michael II. über die Balkonbrüstung hält.
(Foto: Reuters)
Das Geschäft mit dem toten Superstar lockt natürlich auch Glücksritter an. Zum Beispiel die Helikopter-Firma, die Flüge über der Neverland-Ranch anbietet, damit trauernde Fans für 175 Dollar ganze 15 Minuten lang Rosen und kleine Briefbotschaften für ihr Idol regnen lassen können. Pünktlich zum zweiten Todestag bringen sich auch die Geschwister wieder ins Gespräch. Jermaine Jackson kündigt zum wiederholten Male an, dass die Brüder wieder als "The Jackson Five" auf Tour gehen wollten. Schwester LaToya tingelt mit düsteren Vermutungen um die wahre Todesursache ihres kleinen Bruders durch die US-Talkshows und wirbt dabei en passant für ihre gerade veröffentlichte Autobiografie.
Garantie für Unsterblichkeit
Das Geschäft hätte Michael Jackson womöglich jedem gegönnt. Aber mehr als über die klingelnden Kassen hätte sich der "King of Pop" wohl darüber gefreut, dass die Welt ihn nach seinem Tod als Künstler wiederentdeckt hat. Im Leben scheint dieser Mensch nie seinen Platz gefunden zu haben, nur auf der Bühne gelang ihm alles. Der Film "This is it" zeigte mehr als die Proben zu seiner letzten geplanten Tournee, zu sehen war ein Künstler, der in seiner Musik aufging.

Jacksons sich ständig veränderndes Aussehen gab Zeit seines Lebens Anlass zu den wildesten Spekulationen über seine Gesichtsoperationen.
(Foto: REUTERS)
So tragisch sein Tod besonders für seine Kinder sein dürfte, er hat ihm seinen Platz im Olymp der unvergesslichen Stars wie Elvis Presley oder Marilyn Monroe gesichert. Und ein früher, tragischer Tod gehört zur Ikonen-Werdung dazu. Nach ihrem tödlichen Unfall wurde die britische Lady Di für immer die "Königin der Herzen", die sie selbst sein wollte. Kurt Cobain veröffentlichte nach seinem Selbstmord mehr Alben als zu Lebzeiten.
Michael Jackson selber glaubte lange nicht daran, älter als 40 Jahre zu werden. Er wurde 50 Jahre alt, aber für den Kultstatus war es noch nicht zu spät. Und vielleicht hätte er, dem der perfekte Auftritt alles war, diesen Abgang geschätzt.
Quelle: ntv.de