Unterhaltung

"I did it my way" Harald Juhnke wäre 80 geworden

Das Publikum liebte ihn, den Entertainer Harald Juhnke: Der Sänger, Schauspieler, Frauenschwarm und Quartalstrinker wäre heute 80 Jahre alt geworden.

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Einer der größten Publikumslieblinge der deutschen Fernsehgeschichte: Harald Juhnke im Jahr 1991.

(Foto: ZB)

Zum 75. Geburtstag von Harald Juhnke im Juni 2004 gab es noch Lachs und Kaviar und eine TV-Gala zu Ehren des Jubilars, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon schwer demenzkrank in einem Pflegeheim lebte. Bald darauf starb der Schauspieler im 76. Lebensjahr am 1. April 2005. An 10. Juni wäre der "große Berliner Clown, Komiker, grandiose Entertainer und Anarchist", wie ihn Claus Peymann nannte, 80 Jahre alt geworden.

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Das Grab des Entertainers in Berlin-Dahlem.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Dann wird sein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Dahlem am Hüttenweg wieder von Blumen übersät sein wie schon an den vergangenen Jahrestagen, natürlich auch von seiner Witwe Susanne Juhnke. Die letzte Ruhestätte ihres Mannes schmückt ein schwarz-grüner hoher Grabstein aus Lausitzer Granit. Auf der Rückseite ist ein Zitat des großen Theatermannes der Vorkriegszeit, Max Reinhardt, zu lesen: "Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken."

Wo bleibt die Juhnke-Straße?

Nach Bernhard Minetti, Hildegard Knef, Günter Pfitzmann, Horst Buchholz, Wolfgang Gruner und Brigitte Mira war mit Juhnke "das alte West-Berlin fast ganz verschwunden", wie manche meinten. "Ich persönlich bin, wie viele meiner Generation, in Berlin sozusagen mit Juhnke groß geworden", wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit einmal sagte. Und der im Weddinger Kiez geborene Harry Heinz Herbert Juhnke selbst hatte seine Verbundenheit mit seiner Vaterstadt einmal mit den Worten beschrieben: "Wenn ick mal aus Berlin weggehe, dann is det so, als ob der Funkturm oder die Jedächtniskirche umkippen würde."

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Unvergessen: Juhnke in seiner Rolle als "Hauptmann von Köpenick".

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Besonders anhängliche Fans hatte der Entertainer ("Ein Mann für alle Fälle") natürlich immer in seinem Kiez aus Kinder- und Jugendtagen im Berliner Wedding, wo es vor Jahren eine Privatinitiative eines Denkmals für Juhnke gab, dessen Ausführung aber bei vielen auf Ablehnung stieß. Für einen neuen Anlauf werden noch Sponsoren gesucht, die dann auch einen namhaften Bildhauer beauftragen könnten, wie es heißt.

Die Benennung einer Straße oder eines Platzes ist grundsätzlich frühestens fünf Jahre nach dem Tod möglich, das wäre im Fall Juhnke im Frühjahr 2010. In seinem zum Bezirk Mitte gehörenden Kiez oder auch im Berliner Stadtzentrum (ebenfalls Bezirk Mitte) kann daraus auf absehbare Zeit aber nichts werden - das Bezirksparlament hat beschlossen, bei neuen Straßennamen nur Frauen zu berücksichtigen - "bis der Gleichstand zu männlichen Straßennamen erreicht ist", wie es aus dem Bezirksparlament heißt. Das kann dauern, das Verhältnis beträgt zurzeit 1:10.

Leben verfilmt

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Wunschbesetzung als Harald Juhnke: Thomas Heinze.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Aber eine andere Ehrung ist in Arbeit: Juhnkes langjähriger Manager und Freund, Peter Wolf, ist Mitproduzent eines Spielfilms über das Leben des legendären Schauspielers und Entertainers, der mit TV-Unterhaltungssendungen wie "Musik ist Trumpf" oder auf der Bühne als "Hauptmann von Köpenick" ebenso Furore machte wie leider auch mit seinen Alkoholeskapaden als "der erste Trinker des Landes". Das 5- Millionen-Euro-Filmprojekt soll ein historischer Porträtfilm werden, wie Wolf der dpa sagte, "und einem Mann gerecht werden, dem ich viel zu verdanken habe, auch wegen einer 15-jährigen großartigen Zusammenarbeit, aber ich denke vor allem auch an diesen wunderbaren Menschen, der bei all seinen Brüchen ein Profi seines Fachs mit einem großen Herzen war".

Die Wunschbesetzung als Harald Juhnke ist der Schauspieler Thomas Heinze (45), der unter anderem in den Filmen "Homo Faber", "Kleine Haie", "Das Superweib" oder im TV-Drama "Das Wunder von Lengede" mitspielte. Das Drehbuch stützt sich auch auf Juhnkes Memoiren "Meine sieben Leben" von 1998, die er selbst als sein "Testament, das einzig gültige Vermächtnis" bezeichnete, und auf die 2003 erschienenen Memoiren seiner Frau Susanne mit dem Titel "In guten und in schlechten Tagen - Mein Leben". Darin notiert sie im Jahr 2000 resigniert: "Wir haben den Kampf gegen den Alkohol verloren", und auch: "Eine Ehefrau wird nicht automatisch auch als Krankenschwester geboren." Und ein Jahr später: "Ich bin hoffnungslos überfordert".

"Schwachsinn bedeutet das Ende"

Im Jahr 2001 dann die Demenz: "Es bleibt mir keine andere Alternative, als die Dinge auf mich zukommen zu lassen und mit anzusehen, wie der geliebte Partner allmählich im Dunkel verschwindet." Als Susanne Juhnke Anfang Dezember 2001 ihren Mann schließlich, am Ende ihrer Kräfte, in ein Pflegeheim für Demenzkranke bei Berlin bringt, sagte sein langjähriger Manager Wolf mit tränenerstickter Stimme vor einem Pulk von fassungslosen Journalisten: "Harald Juhnke wird nie wieder auf einer Bühne stehen. Heute endet die wohl schillerndste Nachkriegskarriere eines deutschen Schauspielers und Entertainers."

In seinem letzten Interview hatte der Entertainer seine eigenen Befürchtungen vor dem Schicksal, das ihn schließlich ereilte, formuliert: "Schwachsinn bedeutet das Ende. Kein Juhnke mehr im Kino, keiner mehr im Fernsehen, keiner mehr auf der Bühne. Du bist verloren, wenn der Kopf nicht mehr mitmacht." Ein Schicksal, das später auch bedeutende Männer wie den sprachmächtigen Rhetoriker Walter Jens oder auch TV-"Inspektor Columbo" Peter Falk ereilen sollte.

Juhnkes letzter Film übrigens mit dem Titel "Einsteins Ende", in dem er einen DDR-Atomphysiker spielt, der von Geheimdiensten gejagt wird, blieb bis heute in der Versenkung verschwunden und ist nie aufgeführt worden.

Quelle: ntv.de, Wilfried Mommert, dpa

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