Neue Chefvisite im Glottertal "Schwarzwaldklinik" findet Käufer
14.07.2013, 11:34 Uhr
In des markante Gebäude soll eine Klinik für psychosomatische Krankheiten einziehen.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Es ist das berühmteste Krankenhaus des Landes: Millionen Zuschauer sehen jahrelang zu, wenn sich das Team um Professor Klaus Brinkmann um die Wehwechen der Patienten kümmert. Nach Jahren des Leerstands zieht in das markante Gebäude wieder Leben ein - natürlich durch eine Klinik. Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum des Hauses im kommenden Jahr soll erneut praktiziert werden.
In Deutschlands berühmteste Klinik wird wieder Leben einziehen. Nach gut acht Jahren Leerstand steht die weltbekannte "Schwarzwaldklinik" im baden-württembergischen Glottertal vor dem Verkauf. Neuer Besitzer des denkmalgeschützten Krankenhausbaus, der vor gut zweieinhalb Jahrzehnten massenhaft Touristen in den Schwarzwald lockte, wird eine Tochter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. In den kommenden Tagen soll der Vertrag unterzeichnet werden.
Fast hatte es so ausgesehen, als entwickele sich der bekannte Carlsbau zum Ladenhüter. Das Gebäude mit dem markanten Walmdach, das die Fernsehwelt einst als "Schwarzwaldklinik" kennenlernte, stand leer, seitdem 2005 die Mutter-Kind-Klinik ausgezogen war. Nun aber hat es wieder eine Zukunft.
Gebäude bleibt außen unverändert
Gemeinsam mit zwei weiteren Klinikgebäuden will der derzeitige Besitzer, die Deutsche Rentenversicherung (DRV), die "Schwarzwaldklinik" an die Freiburger Kur- und Reha GmbH, eine Tochter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, verkaufen. Diese hatte bereits die Mutter-Kind-Klinik betrieben und will nun mit ihrer Klinik für psychosomatische Krankheiten ins Glottertal ziehen, wie Geschäftsführer Melcher Franck sagt. Einig sind sich die Vertragspartner über den Verkauf bereits, wie beide Seiten bestätigten.
"Wir sind sehr erfreut, dass dort wieder Klinikbetrieb stattfinden soll", sagt der Glottertaler Hauptamtsleiter, Konrad Hilzinger. Einstimmig habe der Gemeinderat bereits einen Bauantrag des Käufers befürwortet. Darin sei es hauptsächlich um den Brandschutz gegangen. "Ansonsten bleibt das Gebäude so bestehen, wie es aussieht", sagt Hilzinger und versucht mögliche Bedenken gleich auszuräumen. Auch Käufer Franck verspricht: "Das Gebäude wird technisch so ausgestattet, dass es den Anforderungen entspricht, aber die Gebäudestruktur selber werden wir nicht verändern."
Für Schwarzwald-Besucher ist dieses Versprechen nicht unerheblich. Auch 25 Jahre nach Ende der Dreharbeiten für die berühmte ZDF-Serie um den vom inzwischen verstorbenen Klausjürgen Wussow gespielten Professor Klaus Brinkmann und seine Mediziner-Kollegen zieht die ehemalige Außenkulisse im Glottertal Touristen an. Zwar sind die Zeiten, in denen die Fan-Massen die Straßen der 3000-Seelen-Gemeinde verstopften, lange vorbei. Doch noch immer kämen "ein oder zwei" Besucher pro Tag zu ihr, um sich nach der "Schwarzwaldklinik" zu erkundigen, sagt Andrea Würzburger von der Glottertaler Touristeninformation.
Noch immer kommen Touristen
"Bei meinen Besuchen am Carlsbau war es zuletzt so, dass ich jedes Mal mindestens ein Touristenpärchen getroffen habe", sagt auch Käufer Franck. Für seine Klinik-Pläne sei das Fluch und Segen zugleich. Für die Werbung sei die Berühmtheit des Gebäudes von Vorteil. "Der Blickfang auf dem Prospekt ist eindeutig", erklärt er. "Allerdings besteht die Gefahr, dass die Berühmtheit des Baus das, was wirklich in der Klinik passiert, in den Hintergrund rückt."
Mitte kommenden Jahres sollen die ersten Patienten einziehen. Das wäre pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum des Gebäudes, dessen Geschichte deutlich mehr zu bieten hat als eine Fernseh-Vergangenheit: Der Bau war einst Teil eines "Top-Sanatoriums", erzählt Würzburger. Der Überlieferung nach stellte der neue Carlsbau mit seiner prachtvollen Ausstattung, seiner Wandelhalle und den Gesellschafts-, Musik- und Billardzimmern alles Dagewesene in den Schatten. Das Glotterbad war ein Sanatorium für die Großen der Gesellschaft.
Wie viel ihm dieses geschichtsträchtige Gebäude wert gewesen sei, erzählt Franck nicht. Nach dem Kauf aber wolle die neue Besitzer-Gesellschaft rund vier Millionen Euro in den Bau investieren. Danach könnten die Patienten einziehen. Und die Touristen, die werden auch kommen.
Quelle: ntv.de, AFP