"The Salvation" im Kino Mads Mikkelsen geht auf Rachefeldzug
07.10.2014, 13:31 Uhr
Noch hängt Mads Mikkelsen am Pfahl - doch bald nimmt er den Kampf gegen Gangsterboss Jeffrey Dean Morgan (r.) und Eva Green (l.) auf.
(Foto: Concorde / Joe Alblas)
Ein dänischer Western? Was im ersten Moment obskur klingt, macht tatsächlich Spaß. Denn "The Salvation" mit Mads Mikkelsen ist tolles Genrekino, äußerst bleihaltig und zeigt Eva Green in einer beängstigenden Rolle.
Der Western war ein uramerikanisches Genre - bis die Europäer anfingen, wild um sich zu schießen und die Filme mit Blut und Blei vollpumpten. Da waren natürlich die Italiener, allen voran Sergio Leone, wegen denen man der neuen Flut an Streifen auch den Begriff Spaghetti-Western aufpappte. Hinzu kamen Werke aus Spanien, aber auch Deutschland mit der braven Karl-May-Reihe, einigen Defa-Filmen und italienischen Co-Produktionen.
Dänemark ist als Westernland bisher nicht in Erscheinung getreten, sieht man von zwei Beiträgen in den 70er-Jahren ab. Regisseur Kristian Levring legt nun allerdings mit einem kleinen, feinen Westernreißer nach, eine Koproduktion mit Großbritannien und Südafrika, wo der Film auch entstand. Bemerkenswert ist aber nicht nur das Produktionsland, sondern auch die Besetzung.
Hollywood-Star und Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen spielt in "The Salvation" den dänischen Siedler Jon, der nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland 1864 in den Westen der USA gekommen war. Nun, sieben Jahre später, erwartet er auch Frau und Sohn in der neuen Heimat. Doch die Freude über das Wiedersehen währt nicht lang. Noch auf der Kutschfahrt zur kleinen Ranch der Familie ermorden zwei Gangster den Jungen und vergewaltigen die Frau, bis sie stirbt.
Akute Bleivergiftung
Jon fackelt nicht lange, die beiden Gangster sterben kurz darauf an Bleivergiftung. Allerdings war einer der Toten der Bruder von Delarue (Jeffrey Dean Morgan), dem Chef einer brutalen Bande (zu der etwa "Der Korse", gespielt von Ex-Fußballprofi Eric Cantona, gehört). Der Gangster fordert Genugtuung, erschießt mehrere unschuldige Menschen in der so kleinen wie ärmlichen Westernstadt Black Creek und kündigt an, wiederzukommen, bis der Täter gefasst ist.
Da fackeln Bürgermeister (Jonathan Pryce) und Sheriff (Douglas Henshall) nicht lange: Sie liefern Jon aus. Doch dieser wird von seinem Bruder (Mikael Persbrandt) befreit und es vergeht nicht mehr viel Zeit, bis sich die Prärie rot färbt.
Ein Rachewestern, ein Reißer mit vielen Toten ist "The Salvation", er kombiniert dies aber immer wieder mit tollen Aufnahmen der weitläufigen Landschaft. Man merkt, dass er weit mehr von Italowestern der 60er und 70er beeinflusst ist als von den klassischen US-Filmen oder den Spätwestern der letzten Jahrzehnte. Immer wieder gibt es etwa kleine Anspielungen auf einen der größten Western überhaupt: "Spiel mir das Lied vom Tod" von Sergio Leone. So beginnt auch "The Salvation" an einem Bahnhof. Nur dass der Tod hier nicht auf dem Bahnsteig lauert, sondern in der Postkutsche - die entsprechende Szene in der kleinen Kabine besticht durch ihre Intensität. In einer anderen Szene schwingt John die Öllampe durch den Raum, wie es einst Jason Robards als Gauner "Cheyenne" tat.
Das Erdöl blubbert
Auch die Hintergrundgeschichte erinnert an den italienischen Klassiker. Geht es dort um den Bau der Eisenbahn und die krummen Grundstücksgeschäfte, die damit zusammenhängen, blubbern im dänischen Film riesige Lachen von Erdöl um Black Creek herum - eine zeitgemäße Anspielung auf die Kriege um den Rohstoff. Denn das Öl wartet nur darauf, gefördert und zu Geld gemacht zu werden. Gangster Delarue weiß um die rosige Zukunft des schwarzen Goldes. Er macht Geschäfte mit einer Erdölfirma, zusammen mit der stummen Witwe seines toten Bruders (Eva Green), der Indianer als Kind die Zunge herausgeschnitten haben.
Eva Green spielt eine mysteriöse und starke Frauenfigur, bei der einem angst und bange wird. Ihre kalten Blicke, ihre Stummheit machen es selbst dem so wortkargen wie treffsicheren Hauptdarsteller Mads Mikkelsen schwer, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch es ist wie in jedem europäischem Western: Hier sprechen die Taten für sich, womit vor allem Revolver und Winchester gemeint sind. Das macht "The Salvation" zu einem altmodischen Film. Dementsprechend erfindet er das Western-Rad nicht neu, sondern mischt vielmehr altbekannte Bilder und Themen neu zusammen. Doch durch die straffe Handlung und die gut aufgelegten Darsteller sorgt er für sehr kurzweilige Unterhaltung.
"The Salvation" startet am 9. Oktober in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de