Seth MacFarlane, Colts und Schafe Der Wilde Westen ist eine Kloake
25.05.2014, 16:17 Uhr
Schon blöd, wenn man im Wilden Westen lebt, aber nicht schießen kann. Albert (Seth MacFarlane) lernt aber dazu.
(Foto: Universal Pictures)
Albert lebt im Wilden Westen und er ist ein Feigling. Was ihn nicht davon abhält, mit Anna anzubandeln. Nur dass deren Mann ein gefürchteter Bandit ist. Aber es gibt ja mehr als einen Weg, im Wilden Westen zu sterben, wie Seth MacFarlane zeigt.
Anna (Charlize Theron) muntert Albert auf - nur ihr Ehemann findet das nicht so gut.
(Foto: Universal Pictures)
Albert Stark ist ein Feigling. Zum Glück, denn ansonsten wäre er wohl nie erwachsen geworden. Immerhin ist der Wilde Westen kein Ponyhof. An jeder Ecke lauert der Tod. Er kommt in Form von Pistolenkugeln, wilden Prärietieren, Saloon-Schlägereien, unfähigen Medizinern und vielen anderen Alltäglichkeiten, mit denen sich ein normaler Westmann eben so rumschlagen muss.
Seth MacFarlane ist ein Scherzkeks. Zum Glück, denn er hat so witzige wie erfolgreiche Sachen geschaffen wie die Serie "Family Guy" oder den Film "Ted". Nun legt er einen neuen Kinofilm vor, als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller. Und nicht nur das: "A Million Ways to Die in the West" erscheint zudem als Roman bei Eichborn und als Hörbuch bei Bastei-Lübbe.
"Eine verschissene, ekelhafte Kloake"
Das Hörbuch hat den Vorteil, dass man sich beruhigt zurücklehnen und die Abenteuer von Albert Stark im Wilden Westen vor dem inneren Auge an sich vorbeiziehen lassen kann. Während der Film durch eine Menge Slapstick glänzt, lässt es die vorgelesene Version etwas ruhiger angehen - aber bestimmt nicht weniger witzig. Vielmehr wirkt der Humor hier subtiler.
Wer Seth MacFarlanes bisheriges Schaffen kennt, darf sich aber nicht wundern, dass dieser Humor trotzdem noch äußerst schwarz daherkommt und nicht selten die Grenze des guten Geschmacks unterschreitet. Aber der Wilde Westen ist eben - in den Worten von Albert Stark - "eine verschissene, ekelhafte Kloake voll Elend und Verzweiflung".
Leicht hat es der Schafzüchter jedenfalls nicht, sich im Jahr 1882 durchs Leben zu schlagen. "High Noon heißt für dich also Viertel nach 12?", fragt er den Cowboy, der sich zum Duell verspätet hat. Aber Albert hat ohnehin keine Lust, sich erschießen zu lassen. Der Rückzieher vor den Augen der versammelten Bevölkerung von Old Stump nimmt ihm allerdings seine Freundin Louise übel: Sie macht Schluss. "Du herzlose Schlampe. Ich liebe dich trotzdem", sagt Albert.
Die Männer sind hier die Weicheier
Seine Trauer ist so groß, dass ihm nicht einmal sein bester Freund Edward darüber hinweghelfen kann. Aber der hat eigene Beziehungsprobleme. Seine Freundin Ruth ist die beliebteste Prostituierte in dem kleinen Wildwest-Städtchen. Nur den eigenen Freund lässt sie nicht ran, das wäre vor der Ehe schließlich nicht richtig.
Liam Neeson spielt im Film den gefürchtetsten Banditen westlich des Mississippi.
(Foto: Universal Pictures)
Schwung in die Sache kommt erst, als Anna in die Stadt kommt. Als Albert sich in ein Duell mit dem neuen Freund von Louise hineinquasselt, bringt sie ihm das Schießen bei. Doch die größte Bewährungsprobe steht noch bevor. Anna hat Albert verschwiegen, dass ihr Ehemann der gefürchtetste Bandit des Wilden Westens ist. Und der mag es gar nicht, dass ein feiger Schafzüchter mit seiner Frau anbändelt.
Seth MacFarlane versammelt in seinem neuesten Werk alle Stereotypen des Wilden Westens. Nur dass er alles ordentlich durcheinanderschüttelt und eine Prise Pimmelhumor drüber schüttet. Die Männer sind hier die Weicheier, die Frauen das starke Geschlecht und Helden gibt es hier sowie so nicht - nur eben eine Menge Arten, draufzugehen.
Die Sexpraktiken der Cowboys
Gekonnt eingesprochen wird das Hörbuch dieses Anti-Westerns von Schriftsteller und Schauspieler Martin Baltscheit. Seine Stimme sorgt für eine Art Lagerfeuergefühl: Es ist, als würde ein alter Western-Veteran die Abenteuer von Albert Stark vortragen, etwas knorrig, aber mit viel Leidenschaft. Zumal Baltscheit jeder Figur einen eigenen Stimmcharakter verleiht, der deren Wesen widerspiegelt.
Den Humor trägt Martin Baltscheit nahezu lakonisch vor. Sei es die Katze, die auf dem Operationstisch des Arztes von den Innereien einer Patientin nascht, sei es Ruth, die ihrem Freund von den abstrusesten Sexpraktiken der Cowboys erzählt - auch die größten Schoten erwecken durch den beiläufigen Ton der Erzählung den Eindruck, als sei der Wilde Weste genau so und nicht anders gewesen. Es war ein Ort, an dem besonders kreativ und oft gestorben wurde, ein Ort, an dem es Herzschmerz gab, Feigheit, aber immer auch ein wenig Hoffnung.
"A Million Ways to Die in the West" erscheint als Hörbuch am 29. Mai. Das Hörbuch bei Amazon bestellen.
Der gleichnamige Film startet ebenfalls am 29. Mai in den deutschen Kinos. In den Hauptrollen sind Seth MacFarlane, Charlize Theron, Liam Neeson, Amanda Seyfried, Giovanni Ribisi, Sarah Silverman und Neil Patrick Harris zu sehen.
Quelle: ntv.de