
William Jefferson "Bill" Clinton war der 42. Präsident der USA. Seine Amtszeit von 1993 bis 2001 war nach dem Bankrott des Ostblocks von einem unvergleichlichen Wirtschaftsboom geprägt.
Der charismatische Demokrat führte die Vereinigten Staaten mit einer bedächtigen, zuweilen eher konservativen Politik ins 21. Jahrhundert.
Er reformierte die Sozialfürsorge und verlangte von den Amerikanern zugleich mehr Eigenverantwortung. Clinton und seiner Regierung gelang es, mit sparsamer Haushaltspolitik und dank sprudelnder Steuerquellen Etatüberschüsse zu erzielen.
Es war alles andere als vorhersehbar, dass Clinton einmal zum mächtigsten Mann der Welt avancieren sollte. Am 19. August 1946 kam er als William Jefferson Blythe III - nach eigenen Aussagen bei einem heftigen Sommergewitter - im Städtchen Hope im Bundesstaat Arkansas auf die Welt.
Seinen Vater William Jefferson Blythe Jr. lernte Bill nie kennen. Er starb bei einem Autounfall kurz vor der Geburt seines Sohnes. Bills Mutter Virginia - eine Krankenschwester - zog nach New Orleans und überließ die Erziehung ihres Sohnes zunächst den Großeltern.
1950 kehrte sie (Foto von 1992) nach Hope zurück und heiratete den Autohändler Roger Clinton. Er adoptierte Bill, der damit auch seinen Nachnamen bekam. Trotz dessen massiver Alkoholprobleme äußert sich Clinton in seiner Biographie überwiegend versöhnlich über seinen Stiefvater.
Schon frühzeitig interessierte sich Bill für die Politik. Von Anfang an fühlte er sich zur Demokratischen Partei hingezogen. Als Mitglied einer Schülerdelegation der patriotischen "American Legion" traf Clinton 1963 in Washington mit Präsident John F. Kennedy zusammen.
1968 schloss er ein Studium der Internationalen Beziehungen an der Georgetown University in Washington D.C. mit einem Bachelor-Grad ab. Er engagierte sich in verschiedenen Studentenvereinigungen und arbeitete für den demokratischen Senator William Fulbright (Foto).
Das Studium bereitete Clinton keine großen Probleme. Er bestach durch hervorragende Auffassungsgabe. Mit einem Rhodes-Stipendium ging er an die Universität Oxford nach England.
Mit diesem Stipendium entging Clinton einer Einberufung zum Wehrdienst in Vietnam. Er erntete dafür später scharfe Kritik.
1973 machte Clinton seinen Abschluss in Rechtswissenschaften in Yale. Dort lernte er seine spätere Frau Hillary Rodham aus Park Ridge (Illinois) kennen, die er 1975 heiratete. 1980 kam Tochter Chelsea zur Welt.
Von 1973 bis 1976 übernahm Clinton eine Lehrtätigkeit an der juristischen Fakultät der University of Arkansas. 1974 kandidierte er erfolglos für einen Abgeordnetensitz im US-Repräsentantenhaus. 1976 wurde Clinton Generalstaatsanwalt von Arkansas - sein Sprungbrett.
1978 war es geschafft. Mit nur 32 Jahren wurde Bill Clinton Gouverneur von Arkansas. Hillary, die einem stramm republikanischen Elternhaus entstammt, wurde die First Lady des Südstaates.
Allerdings dauerte Clintons erste Amtszeit nur zwei Jahre. 1980 wurde er abgewählt. Die überwiegend konservative Bevölkerung tat sich schwer mit der eigenwilligen Hillary, die sich in ihren Augen zu sehr ins politische Geschehen einmischte.
In seiner Autobiographie nennt Clinton allerdings die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer als Hauptgrund für seine Abwahl. Er hatte sich zudem mit zu vielen Interessengruppen angelegt. Viele warfen Clinton (hier mit Jimmy Carter) "intellektuelle Überheblichkeit" vor.
Eine Stärke von Bill Clinton: Er lernt aus seinen Fehlern. 1982 trat er erneut zu den Gouverneurswahlen an und gewann. Clinton setzte sich nun vor allem für mehr Liberalität und soziale Gerechtigkeit ein. Seine Anstrengungen im Gesundheits- und Bildungssektor sind legendär.
Mit Arkansas ging es unter Clinton ökonomisch aufwärts. Die Zahl der Arbeitslosen konnte in den 80er Jahren spürbar gesenkt werden.
Zu Beginn der 90er Jahre hatte Clinton nach eigenen Angaben eine Krise. Arkansas war ihm einfach zu klein geworden. Erste Frauengeschichten wurden publik. Bill und Hillary zog es ins ferne Washington.
Seit 1981 stellten die Republikaner die Präsidenten. Die Regierungen unter Ronald Reagan (1981-1989) und George Bush (1989-1993) produzierten die höchste Staatsverschuldung in der Geschichte der USA.
Bush, durch den Prozess der deutschen Einheit, den Zerfall der Sowjetunion und den ersten Irak-Krieg außenpolitisch stark beansprucht, bekam die wirtschaftliche Lage in den USA nicht in den Griff. Zudem hatte er sich durch eine Steuerlüge unbeliebt gemacht.
Clinton forderte im Wahlkampf gegen Bush und den unabhängigen Kandidaten Ross Perot Steuererleichterungen für niedrige Einkommen, die Anhebung des Spitzensteuersatzes und eine Gesundheitsversicherung für alle Amerikaner.
Die Republikaner wehrten sich heftig: Sie schlachteten im Wahlkampf eine Affäre Clintons mit einer gewissen Gennifer Flowers aus.
Gattin Hillary sprang für ihren Mann in die Bresche. Sie bestritt das Offensichtliche und sorgte mit einem Liebesbekenntnis in der Sendung "60 Minutes" für die Wende.
Clinton gelang am 3. November 1992 mit 43 Prozent der Stimmen ein klarer Wahlsieg gegen Bush (38 Prozent) und Perot (19 Prozent).
Am 20. Januar 1993 wurde der damals 46-Jährige als Präsident vereidigt. Er war nach Kennedy der zweitjüngste Staatschef der Vereinigten Staaten.
Gemeinsam mit seinem Vize Al Gore sollte Clinton acht Jahre lang die Geschicke der Supermacht USA bestimmen.
Es waren acht turbulente Jahre. Clinton wollte zuerst vor allem innenpolitische Akzente setzen. Viele Reformprojekte wurden gleichzeitig angepackt. Die Regierung verzettelte sich und kam in den ersten Monaten in den öffentlichen Umfragen schlecht weg.
Zudem waren die Clintons durch die so genannte Whitewater-Immobilienaffäre ins Zwielicht geraten. 1994 verloren die Demokraten bei den Halbzeitwahlen ihre Kongressmehrheit. Clinton war dadurch zu mehr Zugeständnissen an die Republikaner gezwungen.
Dennoch hatte Clinton großes Glück: Die Konjunktur sprang an; ein unvergleichlicher Wirtschaftsboom erfasste die USA.
Immer an seiner Seite war Ehefrau Hillary, die zum Leidwesen der Konservativen im politischen Geschäft kräftig mitmischte. Clinton übertrug ihr die Reform des Gesundheitswesens. Die Gesundheitsreform sollte nie Wirklichkeit werden.
Auch außenpolitisch wurde Clinton über Gebühr beansprucht. In Russland stand der demokratisch gewählte Präsident Boris Jelzin unter starkem Druck. Die Kommunisten rüsteten zur Rückkehr in den Moskauer Kreml. Clinton sprang seinem Freund zur Seite.
In seinen Erinnerungen würdigte Clinton Jelzin als einen gut informierten Politiker, der knallhart die russischen Interessen vertrat. Beide pflegten eine gute Arbeitsbeziehung.
Gleichzeitig tobte im ehemaligen Jugoslawien der Bürgerkrieg. Erst nach amerikanischem Eingreifen konnte 1995 durch den Vertrag von Dayton das Sterben in Bosnien-Herzegowina beendet werden.
Im Nahost-Konflikt gelang es Clinton, zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat zu vermitteln. Er trug damit maßgeblich zu einer Entspannung in der Krisenregion in den 90er Jahren bei.
Im Juli 1994 besuchte er erstmals als US-Präsident Deutschland. Clinton verstand sich gut mit Bundeskanzler Helmut Kohl ?
? und dessen Amtsnachfolger Gerhard Schröder.
In einer Rede in Berlin flocht Clinton wie John F. Kennedy 1963 deutsche Formulierungen ein: "Amerika steht an Ihrer Seite - jetzt und für immer."
Die Präsidentschaftswahl 1996 gewann Clinton mit 50 Prozent der Stimmen klar gegen seinen republikanischen Herausforderer Bob Dole (41 Prozent) und den Unabhängigen Ross Perot (8 Prozent).
Clinton war so populär wie nie. Im Gegensatz zu manch anderem Politiker mochte er das Bad in der Menge und das persönliche Gespräch mit den Wählern. Er liebt die Menschen ?
? und vor allem die Frauen.
Und so war eines der zentralen Themen seiner zweiten Amtszeit die Frage, ob er Sex mit der Praktikantin Monica Lewinsky hatte. Er bestritt dies unter Eid.
1998 wurde gegen Clinton ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet.
Chefankläger Kenneth Starr versuchte alles, um Clinton zu Fall zu bringen - ohne Erfolg.
Clinton räumte lediglich ein, Oralsex mit Monica Lewinsky gehabt zu haben. Er schlug sogar noch zurück. Der Präsident kritisierte später die Heuchelei in Gesellschaft und Politik.
Gleichzeitig warf Paula Jones, eine Angestellte im öffentlichen Dienst von Arkansas, Clinton sexuelle Belästigung vor. Ihre Klage wurde vom Bundesgerichtshof in Arkansas zurückgewiesen.
Wie bereits 1992 unterstützte Hillary Clinton auch jetzt ihren Mann. Erneut war sie es, die ihm das Präsidentenamt sicherte.
Hillary und Tochter Chelsea sollen tagelang wegen der Lewinsky-Affäre nicht mit Bill geredet haben.
Hillarys Plädoyer für ihren Mann war mit Sicherheit nicht völlig uneigennützig. Bei Bill Clintons Abgang hätte nämlich auch sie ihre politischen Ambitionen begraben müssen. So konnte die First Lady Anlauf auf das Amt der New Yorker Senatorin nehmen.
Außenpolitisch hatte Clinton mit den wachsenden Spannungen im Nahen Osten zu tun. Palästinensische Extremisten forcierten ihre Terroranschläge in Israel. Nach der Ermordung von Jitzhak Rabin 1995 war Hardliner Benjamin Netanjahu (r) Regierungschef in Jerusalem.
Das Verhältnis Clintons zu Netanjahu galt als äußerst schwierig. Dem US-Präsidenten gelang es außerdem nicht, Jassir Arafat zu einem härteren Durchgreifen gegen die Extremisten in den Reihen der Palästinenser zu bewegen.
Clinton versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Beim Gipfel in Camp David im Jahr 2000 kamen Israels neuer Ministerpräsident Ehud Barak und Arafat zu keiner Einigung. Arafat beging den schweren Fehler, seine Maximalziele durchsetzen zu wollen.
Im Herbst 2000 eskalierte die Gewalt im Nahen Osten. Clintons Vermittlungsversuche waren gescheitert.
Im Kosovo-Krieg 1999 setzte Clinton auch die US-Luftwaffe im Rahmen der NATO-Angriffe gegen das Regime des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic ein. Milosevic musste seine Truppen aus dem Kosovo abziehen.
In die zweite Amtszeit Clintons fielen auch verstärkte Aktivitäten des Terrornetzwerks El Kaida. 1998 wurden Sprengstoffanschläge auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia/Foto) und Daressalam (Tansania) verübt; dabei kamen 263 Menschen zu Tode.
Zudem wurde die USS Cole in der jemenitischen Hafenstadt Aden angegriffen.
Clinton gab bereits damals den Befehl, Osama bin Laden unter allen Umständen auszuschalten. Es gelang aber nicht.
Auch dadurch wurden die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington möglich.
Nach acht Jahren im Amt musste Clinton im Alter von nur 54 Jahren das Weiße Haus verlassen. Sein Nachfolger wurde der Republikaner George W. Bush. Clinton galt sowohl national als auch international als ausgesprochen beliebter Präsident.
Er hatte aber auch stets erbitterte Feinde bei der politischen und religiösen Rechten. Diese hatten maßgeblichen Anteil am Wahlsieg von Bush Jr. über Clintons Vize Al Gore.
Clinton kritisierte vor allem die Umwelt- und Gesundheitspolitik seines Amtsnachfolgers Bush. Er unterstützte den Krieg gegen Afghanistan. Den Einmarsch in den Irak hielt er für falsch.
Am 8. Juli 2004 erschien Clintons Autobiographie "Mein Leben". Sie zu schreiben, bezeichnete Clinton als hart, aber befreiend.
Mit Hillary bezog er ein Haus im New Yorker Vorort Chappaqua. In Harlem befindet sich das Büro der Clinton-Stiftung. Der Ex-Präsident widmet sich vor allem der AIDS-Bekämpfung und unternimmt zahlreiche Reisen.
Im September 2004 musste sich Clinton einer schweren Herzoperation unterziehen. Ihm wurden Bypässe eingesetzt.
Aber auch danach wurde es nicht ruhiger um ihn. 2005 wurde er von UN-Generalsekretär Kofi Annan zum UN-Sonderbeauftragten für die Koordinierung der Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen nach der Tsunami-Katastrophe in Südasien ernannt.
Bei den US-Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl 2009 unterstützt er seine Frau Hillary bei ihrer Kandidatur.
Erst nach den letzten Vorwahlen der US-Demokraten am 4. Juni 2008 in Montana und South Dakota steht jedoch fest: Die Senatorin von New York und ihr Ehemann werden nicht noch einmal ins Weiße Haus einziehen. Barack Obama trotzte den Clintons und hat gesiegt.