
Das Wasserkraftwerk Itaipu (auf Guaraní bedeutet das: "singender Fels") ist eines der größten Bauwerke, das je von Menschenhand geschaffen wurde. Es liegt zwischen Brasilien und Paraguay und ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Länder.
Es wurde in den 1980er Jahren errichtet und deckt 20 Prozent des brasilianischen Elektrizitätsbedarfs ab und 100 Prozent des Bedarfs von Paraguay.
Bis zur Fertigstellung des Drei-Schluchten-Stausees in der Volksrepublik China 2006 war Itaipu bezüglich der Leistung das größte Kraftwerk der Welt.
Wegen der hohen Auslastung der Turbinen bleibt Itaipu mit seiner Jahresenergieproduktion aber auch nach 2006 die Nummer eins.
Bei einem maximalen Stauvolumen von rund 29 Milliarden Kubikmetern hat der Stausee von Itaipu eine Fläche von 1.460 Quadratkilometern. Damit ist der See zweieinhalb mal so groß wie der Bodensee.
Die dazugehörige Stauanlage - die Itaipu-Staumauer - ist 196 Meter hoch und 7.760 Meter lang. (Foto: Einweihung am 5.11.1982)
Paraguay hat einen Anspruch auf 50 Prozent der Energieerzeugung, braucht aber lange nicht so viel. Selbst wenn Paraguays Energiebedarf sich in den nächsten Jahren verzehnfachen sollte, könnte es ...
... nicht einmal zehn Prozent der von seinen zwei Kraftwerken Itaipu und Yacyreta produzierten Energie verbrauchen. (Foto: Paraguays Präsident Luis Gonzalez Macchi, links, und sein brasilianischer Kollege Fernando Henrique Cardoso im November 2000)
Einen Teil des "Überschusses" tritt Paraguay an den größeren und energiehungrigeren Partner Brasilien ab, für 200 Millionen Dollar jährlich.
Damit kann Paraguay seinen Anteil an den Erstellungskosten abbezahlen und hat von dem Bauvorhaben - trotz der ortsüblichen Korruption während der Bauphase - deutlich profitiert.
Für Brasilien sieht es anders aus. Das Land war vertragsmäßig verpflichtet, die Gesamtanlage zu finanzieren. Der Bau führte mit etwa 16,6 Milliarden Dollar zu einer deutlich höheren Auslandsverschuldung.
Brasilien ist auf das Elektrizitätswerk angewiesen. Und Paraguay will noch mehr Profit aus seinem Mehr an Strom schlagen. Brasilien soll statt 200 Millionen Dollar jetzt 1,8 Milliarden Dollar im Jahr zahlen.
Gleichzeitig sollen ausländische Investoren in Paraguay Energie aus dem Wasserkraft-Projekt Itaipu kostenlos nutzen dürfen. Ein schlauer Marketing-Trick, um Kapital anzulocken.
Präsident Lugo will Paraguay in ein Agrarindustrieland verwandeln. Bislang ist es ein Agrarexport-Land, der viertgrößte Exporteur von Sojabohnen. (Im Foto: Bundespräsident Horst Köhler)
Mit Blick auf die Veränderung der Umwelt werden bis heute die Kosten und Nutzen des Staudamms Itaipu kontrovers diskutiert:
Auch wenn die Relation zwischen dem Eingriff in die Natur und dem Nutzen aufgrund der enormen Menge der produzierten Energie bei Itaipu im Vergleich zu anderen Wasserkraftwerken günstiger ist, hat seine Errichtung die Umwelt irreparabel verändert.
Einige Tausend Ureinwohner verloren für immer ihre Heimat, insgesamt mussten etwa 40.000 Menschen - vor allem Guarani-Indianer - umgesiedelt werden.
Für die Errichtung der Talsperre wurden große Flächen subtropischen Regenwalds abgeholzt.
Noch größere Flächen verschwanden ebenso in den Fluten wie auch die Wasserfälle "Sete Quedas" bei Guairá, die den weltgrößten Wasserfällen von Iguazu nahezu ebenbürtig gewesen sind.
Das abgetretene Volumen an Erdreich und Felsen ist um das 8,5-fache höher als beim Bau des Eurotunnels.
Der verbaute Stahl reicht aus, um den Eiffelturm 380 Mal zu bauen.
Der Beton hingegen würde für 210 Fußballstadien der Größe des Maracaná von Rio de Janeiro reichen, oder zum Bau sämtlicher Hochhäuser von Manhattan.
Bei solchen Zahlen boomt der Tourismus: Seit Baubeginn 1977 bis heute besuchten 11,5 Millionen Touristen das Werk. (Alle Bilder: ap, dpa, reuters)