Panorama

Meister des französischen Autorenfilms Alain Resnais ist tot

Für seinen letzten Film, "Aimer, boire et chanter", erhielt Resnais auf der Berlinale im Februar den Alfred-Bauer-Preis.

Für seinen letzten Film, "Aimer, boire et chanter", erhielt Resnais auf der Berlinale im Februar den Alfred-Bauer-Preis.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit "Hiroshima, mon Amour" und "Letztes Jahr in Marienbad" wurde er berühmt: Alain Resnais gilt als Altmeister des französischen Films. Mit seinem Tod im Alter von 91 Jahren verliert die Kinowelt einen der größten Regisseure.

Alain Resnais war ein vielseitiger, neugieriger und experimenteller Filmemacher. Er war politisch engagiert. Wichtig waren ihm aber auch Unterhaltung und das ewige Thema: die Liebe. Am Samstag ist der "Bastler, der mit dem Kino spielt", in Paris im Kreis seiner Familie gestorben. Das teilte Jean-Louis Livi mit, der Produzent seiner letzten Filme. Resnais ist 91 Jahre alt geworden.

Frankreich habe einen seiner größten Filmemacher verloren, erklärte Präsident François Hollande. Alain Resnais sei in die Geschichte des Films eingegangen. Der französische Außenminister Laurent Fabius würdigte Resnais als ein "großes Talent, das weltweit anerkannt war". Der frühere Leiter des Filmfestivals von Cannes, Thierry Frémaux, nannte Resnais eine "Inspirationsquelle für die neue Generation von Filmemachern".

Intellektuelles Kinovergnügen

Zuletzt hatte Resnais im Februar bei der Berlinale den Alfred-Bauer-Preis für die Theateradaption "Aimer, boire et chanter" (Lieben, Trinken und Singen) gewonnen. Es war sein jüngster und letzter Film. Die Geschichte handelt von drei Ehepaaren, deren jeweils weiblicher Teil ein Theaterstück probt. Während der Proben erfahren sie von der unheilbaren Krebserkrankung eines gewissen George.

Vom Theater im Theater handelt auch Resnais 2012 in Cannes gezeigter Film "Ihr werdet euch noch wundern". In dem Drama überlagern sich verschiedene Realitäts- und Fiktionsebenen. Resnais drehte anspruchsvolle und intellektuelle Filme, deren Ästhetik sie dennoch zu einem Kinovergnügen werden ließ.

"Hiroshima, mon amour" prägte das Kino

Bewegende Szene in "Hiroshima, mon amour" von 1959.

Bewegende Szene in "Hiroshima, mon amour" von 1959.

(Foto: imago stock&people)

Mit seinem Spielfilmdebüt "Hiroshima, mon amour", das die Schrecken des Abwurfs der Atombombe behandelt, hatte Resnais 1959 das Kino geprägt. 1955 erregte er mit seinem Dokumentarfilm "Nuit et Brouillard" (Nacht und Nebel) über das Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau vor allem auch in Deutschland Aufsehen. Der Film gilt als eines der wichtigsten Werke über die NS-Konzentrationslager.

Unvergessen ist auch sein surrealistischer Filmklassiker "Letztes Jahr in Marienbad" (1961), eine skurrile Geschichte um Sehnsucht und Fantasie. Für sein Lebenswerk erhielt Resnais 1995 den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig und einen Silbernen Bären bei der Berlinale 1998.

Als Filmemacher geboren

Resnais war Mitbegründer der französischen Nouvelle Vague. Je älter er wurde, umso grotesker und verrückter wurden seine Filme. Mit seinen strukturalistischen Gedankengängen führt er den Zuschauer an den Abgrund der Komik. In seinem jüngsten Opus "Das Leben ist ein Chanson" (On connait la chanson) wechseln die Schauspieler zwischen Dialogen und Playback. Sie singen im Originalton die Chansons von Charles Aznavour, Edith Piaf und Johnny Hallyday. Für diese originelle und geniale Gesellschaftskomödie über die heile Welt der Lieder und die Wunden des Lebens erhielt Resnais 1998 gleich sieben "Césars", darunter den für den besten Film des Jahres. Bei der Berlinale 2014 wurde seine Komödie "Aimer, boire et chanter" (Lieben, Trinken und Singen) mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet.

Alain Resnais wurde am 3. Juni 1922 als Sohn eines Apothekers in der Bretagne geboren. "Der Wunsch meiner Familie, auch aus mir einen Apotheker zu machen, wurde sehr früh ausgeschlossen", sagte der Meister einst in einem Interview. Resnais wurde als Filmemacher geboren. Mit 13 Jahren drehte er seinen ersten 8-Millimeter-Streifen, zwischen 1946 und 1947 stieg er dann auf 16 Millimeter um und konzentrierte sich auf Dokumentarfilme über Maler wie van Gogh und Gauguin und über Kunstthemen wie den Verfall der afrikanische Kunst. Als berühmtester Dokumentarfilm gilt seine Studie über die Pariser Nationalbibliothek "Toute la mémoire du monde" (Das ganze Gedächtnis der Welt).

Quelle: ntv.de, asc/dpa

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