Kranke bedauern Entscheidung Ärzte sehen vor allem Ungeimpfte sterben
23.07.2021, 11:20 Uhr
Für bereits Erkrankte kommt die Impfung zu spät.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die verfügbaren Corona-Impfungen schützen vor schweren Krankheitsverläufen. Das zeigt sich inzwischen auch an den Erkrankungszahlen. Die Schwerkranken sind mittlerweile meist ungeimpft, manche Patienten bedauern das dann zutiefst.
In Großbritannien und den USA mehren sich Medienberichte über ungeimpfte Menschen, die die Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, mittlerweile bereuen. In beiden Ländern steigen die Zahlen der an Covid-19 erkrankten Menschen wieder an. Den offiziellen Erhebungen zufolge handelt es sich bei den Kranken fast ausschließlich um Menschen, die nicht oder noch nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft waren.
Brytney Cobia, die solche Patienten in einem Krankenhaus in Birmingham im US-Bundesstaat Alabama betreut, berichtet in einem Facebook-Post von jungen, bis dahin gesunden Menschen, die mit "sehr ernsthaften Covid-Symptomen" eingeliefert werden. "Eins der letzten Dinge, die sie tun, bevor sie intubiert werden, ist, mich um die Impfung zu bitten." Vor allem lange beatmete Patienten haben deutlich schlechtere Überlebens- und Heilungschancen. Doch leider kann die Ärztin damit nicht mehr helfen. "Ich halte ihre Hand und sage ihnen, dass es mir leidtut, aber es ist zu spät."
Wenn sie dann später die Sterbepapiere ausgefüllt habe, umarme sie die Hinterbliebenen. Sie sage ihnen, der beste Weg, ihren Verstorbenen zu ehren, sei, sich impfen zu lassen. "Sie sagen mir, sie hätten das nicht gewusst." Sie hätten gedacht, dass Corona eine Falschmeldung sei, etwas Politisches oder nur eine Grippe. "Aber sie haben sich geirrt. Und sie wünschten, sie könnte es rückgängig machen, aber das können sie nicht", schreibt Cobia, die nach eigenen Angaben etwa zehn Patienten am Tag verliert. Sie versuche, die ungeimpften Erkrankten nicht zu verurteilen, aber sie frage immer wieder: "Warum haben Sie sich nicht impfen lassen?" Die Patienten sprechen dann von Facebook-Einträgen oder von Gesprächen mit Impfskeptikern.
"Größter Fehler meines Lebens"
Die BBC berichtet von einem 54-jährigen Mann, der im britischen Bradford eine Covid-19-Erkrankung nur knapp überlebte. Faisal Bashir war in bester körperlicher Verfassung und vermutete, dass er sich deshalb nicht anstecken werde. "Aber die Wahrheit war, dass ich dem Virus nicht entkommen konnte. Es hat mich trotzdem erwischt. Ich weiß nicht, wie oder wo." Ein 60-Jähriger glaubte, dass er bereits Abwehrkräfte gegen das Coronavirus hätte, weil er zu Beginn der Pandemie passende Symptome gehabt und sein ganzes Leben lang mit Viren und Bakterien gelebt hatte.
"Das war der größte Fehler meines Lebens", sagte Abderrahmane Fadil. "Es hat mich fast mein Leben gekostet. Ich habe in meinem Leben viele dumme Entscheidungen getroffen, aber dies war die gefährlichste und schwerwiegendste." Fadil hatte neun Tage auf der Intensivstation verbracht.
In den USA sind aktuellen Zahlen des Centers for Disease Control and Prevention zufolge beinahe alle Menschen, die jetzt an Covid-19 sterben, ungeimpft. CDC-Direktorin Dr. Rochelle Walensky sagte am Dienstag, der Impfstoff sei so wirksam, dass "fast jeder Tod, insbesondere bei Erwachsenen, aufgrund von Covid-19 zu diesem Zeitpunkt vollständig vermeidbar ist". Sie nannte solche Todesfälle deshalb "besonders tragisch". In Frankreich machen laut Premierminister Jean Castex die Ungeimpften 96 Prozent der Covid-Erkrankten aus. In Großbritannien sind 60 Prozent der Menschen, die nach einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, ungeimpft.
Quelle: ntv.de, sba