Obama sagt erneut Asienreise ab BP setzt Trichter über Ölleck
04.06.2010, 17:36 Uhr
Vor dem Aufsetzen des Trichters hat sich ein gewaltiger Ölfluss ins Meer ergossen.
(Foto: REUTERS)
Der Ölkonzern BP bittet um Geduld bei der Bewertung des neuesten Versuchs zur Eindämmung der Ölpest im Golf von Mexiko. Es werde etwa 48 Stunden dauern, um festzustellen, ob der Versuch geklappt hat. Derweil macht Präsident Obama aus seinem Ärger keinen Hehl mehr.
Teilerfolg im Kampf gegen die Ölpest vor der US- Küste: Ingenieuren des BP-Konzerns ist es in einem erneuten Anlauf zwar gelungen, einen Behälter über dem Leck in 1500 Meter Tiefe zu platzieren. Allerdings strömt weiterhin Öl ins Meer, lediglich ein kleiner Teil konnte kontrolliert zu einem Schiff abgeleitet werden.
Nach den Worten von BP könnte es Tage dauern, bis sich herausstellt, ob die Operation "Top Cat" (Kappe) die schlimmste Ölpest in der US-Geschichte zumindest eindämmen kann. BP gab sich vorsichtig optimistisch.
Obama ist wütend
Dagegen steht US-Präsident Barack Obama innenpolitisch gewaltig unter Druck: Um den Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen, sagte er seine Asienreise ab. Eigentlich wollte er im Juni nach Indonesien und Australien reisen, bereits im März hatte Obama den geplanten Asientrip erstmals verschoben, damals wegen des Ringens um die Gesundheitsreform.
Obama macht aus seinem Ärger keinen Hehl mehr. "Ich bin über diese ganze Situation wütend", sagte er in der CNN-Talkshow "Larry King Live". "Hier hat jemand die Konsequenzen seines Handelns nicht zu Ende gedacht", meinte er mit Blick auf BP. Obama reiste am Freitag erneut in das Krisengebiet, um sich über die Lage zu informieren. Kritiker halten ihm vor, er handele nicht entschlossen genug.
Stillstand erst im August

Bei über 30 Grad Celsius wollen die Menschen in Alabama auf ihre gewohnte Abkühlung im Meer nicht verzichten. Eine schwimmende Barriere soll die Badenden vor dem Öl schützen.
(Foto: REUTERS)
Die Operation "Top Cap" gilt als äußerst kompliziert - erneut gab es zunächst Pannen. Experten hatten mit Hilfe von Robotern das defekte Steigrohr in 1500 Metern Tiefe abgesägt. Da das Absägen allerdings wegen technischer Probleme nicht sauber ausgeführt wurde, wurde es schwieriger, den Auffangtrichter punktgenau auf das Rohr zu stülpen. Eine solche Aktion wurde noch niemals zuvor in einer solchen Tiefe durchgeführt.
Doch BP-Manager Doug Suttles äußerte sich zuversichtlich. Zunächst müssten noch Dichtungen festgezogen und andere Feinarbeiten erledigt werden. "Ich glaube, dass es funktioniert." Zum Stillstand gebracht werden kann der Ölfluss laut BP aber erst im August - wenn zwei Parallelbohrungen zum Grund der Quelle vier Kilometer unter dem Meeresboden abgeschlossen sind.
Erste Rechnung an BP
Der Kampf gegen die Ölpest wird nach Einschätzung von BP noch lange dauern. "Wir müssen zugeben, dass dies erst der Anfang ist", sagte BP-Chef Tony Hayward. "BP wird für eine sehr lange Zeit hierbleiben." Die US-Regierung schickte BP unterdessen eine erste Rechnung über 69 Millionen Dollar (rund 57 Millionen Euro) für die Reinigung der mit Öl verschmutzen Strände.
Schwere Zeiten kommen auch auf BP zu. Nachdem die US-Ratingagenturen Fitch und Moody's die Kreditwürdigkeit des Unternehmens herabgestuft hatte, musste BP seine Investoren beruhigen. Die Aktien des Konzerns haben seit der Explosion auf der Ölplattform "Deepwater Horizon" am 20. April mit elf Toten deutlich an Wert verloren. Die Spekulationen nehmen zu, ob Hayward sich noch an der Spitze halten kann.
Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa