"Es ist illegal" Bagger reißen hessische Burg ab
07.03.2012, 17:16 Uhr
Die unversehrte Burg - für rund 25.000 Euro gebaut.
(Foto: dpa)
Zehntausende Euro hat er in den Bau gesteckt, doch das Gesetz ist am Ende stärker als die Burg eines Imkers. Als die Bagger anrücken, stürzen die Wände schnell zusammen. Die Behörden fühlen sich bestätigt. Der Heppenheimer Bürgermeister zeigt Verständnis für den fassungslosen "Bauherrn".
Jahrelang hat ein Imker aus Hessen ohne Zustimmung der Behörden eine eigene Burg in den Weinbergen gebaut. Jetzt soll die gesamte Anlage dem Erdboden gleichgemacht werden. Am Mittwoch rückten in den Weinbergen an der Bergstraße die Bagger an, um zunächst den Kräutergarten abzureißen. "Sie haben zehn Jahre bewusst schwarz gebaut", sagte Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf (Grüne) zu dem selbsternannten Burgherren Volker Sieradzki. Zudem sei die Anlage gefährlich, da Sicherheitsstandards nicht erfüllt würden.
Der Imker versteht die Welt nicht mehr: Fassungslos beobachtet er, wie der Kompaktbagger seine Schaufel in den Kräutergarten setzt. "Ich kann den Aufruhr beim besten Willen nicht verstehen", beteuert der 45-Jährige. In der vergangenen Zeit seien so viele Menschen gekommen und hätten die Burg aus Lehm, Holz und Steinen bewundert.
Pläne für Naturerlebnispark
Der Kräutergarten hätte Schülern die Natur näher bringen können. Eine zweite und dritte Burg, dann noch eine Solaranlage - das alles wäre nach Sieradzkis Vorstellung ein wahrer Naturerlebnispark geworden.
Im Jahr 2003 hatte Sieradzki mit dem Kräutergarten in Spiralform angefangen. "Seitdem ist das aktenkundig." Zwei Jahre später sei es mit der Burg losgegangen. Warum die Behörden sich nun zu diesem Ende entschlossen haben und es keine andere Möglichkeit gibt, ist für den Imker nicht nachzuvollziehen. An dem steilen Hang auf dem Weinberg fallen derweil bei den Baggerarbeiten die Wände zusammen. Ein Beispiel für Werner Rühmkorff von der Naturschutzbehörde des Kreises, dass die Statik der Burganlage zu wünschen übrig lässt.
Die Weinberge hätten ihm gehört, bis es Geldprobleme gegeben habe, erzählt Sieradzki. Er habe Sozialwissenschaften studiert, gejobbt, und neben Weinbergen auch Bienen gehabt. Jedes Jahr habe er ein Stück Gelände gekauft, Gewinn aus dem Wein in seine Burg investiert. Rund 25.000 Euro habe er reingesteckt. Viel Burg für wenig Geld - "eine Spitzenleistung". Nach Auffassung des 45-Jährigen ist das Niederreißen der Anlage wahrscheinlich teurer als der Bau.
Briefstapel vom Finanzamt
Dem hält der Kreisbeigeordnete Schimpf entgegen, dass der 45-Jährige alles in Schwarzarbeit erledigt hat. Laut Landkreis gab es wegen der illegalen Bauten zwischen Sieradzki und Behörden zwar immer wieder Kontakt, aber keine Entscheidung. Nun sei aber die Beseitigungsverfügung für den Kräutergarten durchgesetzt worden.
Auf Behörden ist der Burgherr schlecht zu sprechen, zum Beispiel auf das Finanzamt. Eine Nachzahlung von mehreren tausend Euro sei fällig gewesen. "Vom Finanzamt gab es eine Breitseite von Briefen. Die habe ich im einzelnen gar nicht geöffnet, die liegen gestapelt da." Heppenheims Bürgermeister zeigt ein bisschen Herz für Sieradzki, hält aber den Abriss der Burg für alternativlos. "Man muss zwar Respekt haben für diese Leistung", sagt Rainer Burelbach (CDU). "Gleichwohl: Es ist illegal."
Quelle: ntv.de, Joachim Baier, dpa