Nach Giftschlamm-Katastrophe Brasilien will 40 Milliarden von Bergbaufirmen
04.05.2016, 18:07 Uhr
Der Giftschlamm begrub das Bergarbeiterdorf Bento Rodrigues unter sich.
(Foto: dpa)
Es war die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte des Landes: Nach einem Dammbruch im Klärwerk versinkt ein ganzes Dorf in Brasilien unter Giftschlamm. 19 Menschen sterben. Nun sollen die Verantwortlichen zahlen.
Nach der Giftschlamm-Katastrophe von November fordert Brasilien eine Entschädigung von umgerechnet knapp 40 Milliarden Euro von dem Eisenerzriesen Vale und dem australisch-britischen Bergbaukonzern BHP Billiton. Mit dem Geld sollen die Umweltschäden beseitigt und die Betroffenen entschädigt werden. Bei dem Unglück waren 19 Menschen getötet worden; die Giftstoffe gelangten auch in den Fluss Río Doce und später in den Atlantik.
Die Forderung von 155 Milliarden Real - umgerechnet 37,8 Milliarden Euro - geht aus einer Klageschrift hervor, die die Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Minas Gerais am Dienstag eingereicht hatte. Vale und BHP Billiton gehört der Minenbetreiber Samarco, aus dessen Klärbecken am 5. November nach einem Dammbruch giftige Stoffe der Bergwerksindustrie ausgetreten waren. Der Giftschlamm begrub das Bergarbeiterdorf Bento Rodrigues unter sich.
Nach Angaben der brasilianischen Regierung handelt es sich um die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte des Landes. Tausende Tiere seien verendet, 280.000 Menschen seien von der Wasserversorgung abgeschnitten worden und hätten kein sauberes Trinkwasser mehr gehabt.
Aktienkurse fallen ins Bodenlose
Ein Gericht hatte im Dezember festgestellt, dass die Firma Samarco nicht genug Geld hat, um für all die Schäden aufzukommen. Daher wurde das brasilianische Vermögen der beiden Mutterhäuser blockiert und die Unternehmen aufgefordert, einen Sozial- und Umweltplan vorzulegen. Im März einigten sich die Unternehmen mit der brasilianischen Regierung zunächst auf die Zahlung von 6,2 Milliarden US-Dollar über 15 Jahre. Dies war von der Staatsanwaltschaft aber als unrealistisch zurückgewiesen worden.
Die Aktienkurse von Vale BHP Billiton brachen nach Bekanntwerden der geforderten Entschädigungssumme ein. Bis Börsenschluss in Sydney gab der Kurs von Billiton um mehr als neun Prozent nach, in London bis zum Nachmittag um sieben Prozent. An der Börse von São Paulo verlor die Aktie von Vale bei der Öffnung mehr als fünf Prozent. Die Investoren fürchten einen langen Rechtsstreit, sagte Analyst Mike van Dulken von Accendo Markets in São Paulo - "und das zu Recht".
Quelle: ntv.de, jug/AFP