"Bildnis der Zeitgeschichte" Bürgermeisterin bleibt nackt
16.04.2010, 18:41 UhrFast nackt, nur mit Strapsen und Bürgermeisterkette – derart abgebildet zu werden geht der Dresdner Oberbürgermeisterin Orosz gegen den Strich.
Das umstrittene Nacktbild von Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz darf wieder öffentlich gezeigt werden. Im Streit um das Gemälde musste die CDU-Politikerin vor Gericht eine Niederlage einstecken.
Nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) in Dresden ist das Bild, das Orosz weitgehend nackt und lediglich in rosafarbenen Strapsen und mit einer Bürgermeisterkette behängt zeigt, von der Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt. Das Gemälde einer Dresdner Künstlerin darf nun weiter in der Öffentlichkeit gezeigt werden. (Az: 4 U 127/10)
Nach Ansicht der Richter hat im konkreten Fall das Persönlichkeitsrecht der Oberbürgermeisterin hinter die Meinungs- und Kunstfreiheit der Künstlerin zurückzutreten. Sie hoben damit ein gegenteiliges Urteil des Dresdner Landgerichts auf, das in erster Instanz dem Unterlassungsantrag von Orosz stattgegeben hatte, die eine weitere Zurschaustellung des Bildes verhindern wollte. Die Künstlerin Erika Lust hatte dagegen Berufung eingelegt.
"Frau Orosz wirbt für das Welterbe"
Das OLG wies den Antrag von Orosz nun mit der Begründung ab, es handele sich um "ein Bildnis der Zeitgeschichte und eine satirische Darstellung" eines aktuellen politischen Geschehens. Übertreibungen gehörten zum Wesen der Satire, auch Accessoires wie Strapse müsse Orosz deshalb hinnehmen.
Hinter der nackten Kommunalpolitikerin protzt in düsteren Farben die Waldschlösschenbrücke. Wegen des Baus der Brücke über das Elbtal hatte Dresden im vergangenen Jahr den Titel eines UNESCO-Welterbes verloren. Mit dem Bild "Frau Orosz wirbt für das Welterbe" will die Künstlerin gegen das Bauwerk protestieren - Orosz hatte bis zuletzt für die neue Brücke geworben.
Orosz enttäuscht, Lust zufrieden

Frau Lust ist zufrieden, will aber dennoch ein wenig Rücksicht auf die Gefühle von Frau Orosz nehmen.
(Foto: APN)
Während die Politikerin sich bitter enttäuscht vom Urteil zeigte, strahlte die Malerin Lust. "Ich bin glücklich und sehr zufrieden", sagte sie. Dennoch wolle sie auf die Gefühle der Oberbürgermeisterin Rücksicht nehmen und das Bild vorerst nicht wieder auf ihre Internetseite stellen.
"Wie kann es sein, dass ohne mich zu fragen, jemand von mir ein Aktbild zeichnet und öffentlich zur Schau stellt? So etwas muss sich kein Bürger gefallen lassen!", sagte Orosz. Sie sah ihre Persönlichkeitsrechte verletzt. Glück im Unglück: Die Kosten für den verlorenen Prozess zahlt die Stadt. Sie sieht die Würde des Amtes beschädigt und unterstützt deshalb die Oberbürgermeisterin.
Wir dürfen gespannt sein …
Die aus Kasachstan stammende Malerin will ihrem Lieblingsthema auch weiterhin treu bleiben. "Ich habe weitere sächsische Politiker auf dem Kieker", sagt sie. Wer in der illustren Runde vertreten ist, will sie noch nicht verraten, nur soviel: Auch Sachsens CDU-Regierungschef Stanislaw Tillich wird gemalt - nackt natürlich.
Quelle: ntv.de, dpa