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Für unter 60-Jährige gesperrt Charité schränkt Astrazeneca-Impfung ein

An der Charité arbeiten insgesamt 19.000 Beschäftigte.

An der Charité arbeiten insgesamt 19.000 Beschäftigte.

(Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild)

Nach dem nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen schränken auch die landeseigenen Krankenhäuser von Berlin ihre Corona-Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca ein. Sie wollen Menschen unter 60 Jahren vorerst nicht mehr mit dem Wirkstoff impfen.

Die Berliner Universitätsklinik Charité stoppt bis auf Weiteres alle Impfungen ihrer Mitarbeiterinnen unter 55 Jahren mit dem Wirkstoff von Astrazeneca. "Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind", sagte die Sprecherin der Klinik, Manuela Zingl, auf Nachfrage von ntv.de. Laut dem Berliner "Tagesspiegel" gilt die Regelung auch für die landeseigenen Kliniken der Vivantes-Gruppe in der Hauptstadt.

Die Charité-Sprecherin betonte, dass in der Universitätsklinik keine Komplikationen nach Impfungen mit Astrazeneca aufgetreten seien. Diese wolle jedoch vorsorglich agieren und abschließende Bewertungen abwarten, sagte sie. Die Charité habe in der Pandemie bisher rund 16.000 Erst- und Zweitimpfungen an ihr Personal verabreicht. "Davon entfiel der größte Teil auf Astrazeneca."

An der Charité arbeiten insgesamt 19.000 Beschäftigte. Im Vivantes-Konzern, der neben Kliniken auch Pflegeheime betreibt, sind es 17.000. In der Charité sind nach Informationen des "Tagesspiegels" zwei Drittel der Mitarbeiter geimpft, davon wiederum haben 70 Prozent die erste Dosis des Astrazeneca-Stoffs erhalten.

Zwei Vorfälle in Euskirchen, einer in Rostock

Der Kreis Euskirchen hatte die Verabreichung bereits am Montag auf eigene Faust eingeschränkt. "Alles andere geht normal weiter", erklärte ein Kreissprecher auf Nachfrage. Wenige Tage zuvor entschied sich auch die Uniklinik und das Impfzentrum in Rostock dazu, bestimmte Personengruppen nicht mehr mit Astrazeneca zu impfen. "Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, die angemessen ist", erklärte der Rostocker Gesundheitssenator Steffen Bockhahn auf Nachfrage von ntv.de. "Die Unimedizin handelt hier aus Vorsicht und das ist konsequent."

In Euskirchen hatte eine 47 Jahre alte Frau wenige Tage nach der Impfung eine Sinusvenenthrombose erlitten und war gestorben. Auch eine 28 Jahre alte Frau war nach der Impfung an einer solchen Thrombose erkrankt. Sie befindet sich nach Angaben des Kreises "in einem stabilen Zustand und wird in einer Spezialklinik versorgt". Der Kreis bestätigte, dass die 28-Jährige in Bonn wohnt, aber im Kreisgebiet arbeitet und dort geimpft wurde.

In Rostock war eine 49 Jahre alte Frau zwölf Tage nach ihrer Impfung gestorben. Laut dem NDR will die Uniklinik deshalb keine Menschen mehr mit Bluthochdruck oder Übergewicht mit Astrazeneca impfen. Auch Frauen, die die Pille nehmen, sind vorerst davon ausgeschlossen.

Sechs Todesfälle nach Astrazeneca-Impfung

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Vor den Todesfällen in Rostock und Euskirchen hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits weitere ähnliche Fälle erfasst. Bis gestern Mittag lagen demnach 31 Fälle von Sinusvenenthrombosen nach einer Astrazeneca-Impfung vor. In 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. Neun Personen seien bislang gestorben. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt.

Das nordrhein-westfälische Landesgesundheitsministerium erklärte zur Aussetzung der Impfung in Euskirchen, es handele sich "um eine medizinische Entscheidung, die vorsorglich vor Ort getroffen worden ist". Alle Daten zu möglichen Nebenwirkungen bei Impfstoffen liefen beim Paul-Ehrlich-Institut und dem Robert-Koch-Institut zusammen. Nach Informationen des Ministeriums berate die Ständige Impfkommission derzeit, "ob aufgrund der Meldungen der vergangenen 10 Tage eine erneute Anpassung der Impfempfehlung erforderlich ist".

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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