Apokalypse in Bugarach Der Berg, der doch nicht rief
21.12.2012, 15:15 Uhr
Nichts für Schwarzseher: der Weltuntergang in Bugarach.
(Foto: dpa)
Der "Magische Berg" in Bugarach verspricht Erlösung. Weltuntergangsjünger wähnen hier die Rettung vor der Apokalypse. Doch dann rüstet das französische Dorf plötzlich auf. Eine Sperrzone soll Pilger fernhalten und Landungen auf dem Gipfel verhindern. Aber am Ende kommt alles anders.
Am Ende kommen weder Raumschiffe noch Außer irdische. In der Nacht auf den 21. Dezember bleibt es ruhig. In diesem kleinen südfranzösischen Dorf Bugarach. In den vielen unerforschten Höhlen, aber auch auf dem Gipfel des "Magischen Bergs", des Pic de Bugarach. Rettung vor dem Weltuntergang: Fehlanzeige.
Dabei hatte alles so aussichtsreich begonnen: In den Wochen vor dem Ende des Maya-Kalenders herrscht ungewöhnlich viel Trubel in Bugarach. Für Unruhe in dem 200-Seelen-Dorf sorgt vor allem eine Theorie. Die verspricht allen Weltuntergangsjüngern Rettung vor der Apokalypse.
Fremde Wesen sollen in dieser historischen, aber folgenschweren Nacht mit ihrem Raumschiff auf dem 1230 Meter hohen Berg landen, um Auserwählte einzusammeln. Das Ziel der Reise: na klar, die endlosen Weiten des Weltalls. Bugarach soll neben dem Berg Uritorco bei Cordoba in Argentinien einer der wenigen Orte der Rettung sein.
Zimmer für 1500 Euro die Nacht

Ernste Mienen zur ernsten Lage: Bürgermeister Jean-Pierre Delord (l.) und Präfekt Eric Freysselinard.
(Foto: dpa)
Die Lage spitzt sich zu in dem kleinen Dorf. Im hiesigen Hotel "Le Presbytère", etwa fünf Kilometer Luftlinie vom Pic de Bugarach entfernt, ist schon Mitte Dezember alles restlos ausgebucht für das große Datum. Auch sonst ist im Dorf keine Herberge mehr zu finden. Abgesehen vom Schwarzmarkt.
Auf Internetseiten bieten Geschäftstüchtige Gästezimmer für 1500 Euro oder Zeltstellplätze für 450 Euro pro Nacht an. Das "Quellwasser vom Berg Bugarach", das angeblich Grippe und Hämorrhoiden heilen soll, wird für 15 Euro pro Flasche feilgeboten.
Aber die französische Politik bekommt Wind davon. An einem Morgen im Dezember entschließt sich Jean-Pierre Delord, der Bürgermeister, zu einem folgenschweren Schritt. Er tritt vors Volk beziehungsweise vor die Welt. "Ich richte einen Appell an die ganze Welt", sagt er und mahnt: "Kommen Sie nicht nach Bugarach." Der Platz in dem Dörfchen sei begrenzt. Wenn zu viele Menschen kämen, dann würden sie vor den Toren Bugarachs bleiben und sich auf den Füßen herumtrampeln müssen.
Kein Camping, keine Wanderungen, keine Partys
Delord macht Ernst und lässt Taten folgen. G emeinsam mit dem zuständigen Präfekten der Region, Eric Freysselinard, lässt er eine Sperrzone errichten. Sie gilt an fünf Tagen für ein 45 Quadratkilometer großes Gebiet um Bugarach herum. Fortan haben nur noch Einwohner und ihre Familien freien Zugang in das Dorf.
Der "Magische Berg" und die umliegenden Wälder sind für alle verbotene Zone, Camping, Wanderungen, Jagd oder Partys untersagt. Außerdem sprechen die Behörden ein Überflugverbot aus. "Wir wollen verhindern, dass Leute versuchen, auf dem Gipfel mit Ultraleichtflugzeugen zu landet", sagt Freysselinard.
Die grünen Männchen kommen
Am Tag, an dem die Welt untergehen soll, patrouillieren über 150 Polizisten auf den Straßen die Zufahrten des Dorfes. Über 250 akkreditierte Journalisten warten währenddessen auf die beste Geschichte ihres Lebens. Doch es bleibt weitgehend ruhig.
Zwei Rave-Partys werden kurzfristig verboten. Drei mit Macheten und Gasmasken ausgerüstete Menschen, die die Absperrungen umgehen wollten, werden festgenommen. Andere feiern den Weltuntergang auf ihre Art. Sie laufen, verkleidet als grüne Männchen mit antennenartigen Spiralen auf dem Kopf durch das Dorf.
Die Sperrzone in Bugarach soll trotzdem noch bis Sonntag bestehen bleiben. Sicher ist sicher.
Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP