Panorama

Freizeit findet online statt Deutsche treffen kaum noch Freunde

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Jugendliche sind in ihrer Freizeit am liebsten online - aber auch für Ältere spielt das Internet für die Freizeitgestaltung eine immer wichtigere Rolle, so das Ergebnis einer Studie. Die Lieblingsbeschäftigung der Deutschen ist aber eine andere.

Das Internet und andere Medien dominieren immer mehr die Freizeit der Deutschen, während Kultur und soziale Aktivitäten ins Hintertreffen geraten. Das geht aus dem Freizeit-Monitor der Stiftung für Zukunftsfragen hervor.

Seit einem Vierteljahrhundert unangefochten an der Spitze liegt das Fernsehen: 97 Prozent der Bundesbürger schalten das TV-Gerät mindestens einmal pro Woche an, mehr als zwei Drittel tun dies sogar täglich. Äußerst beliebte Freizeitbeschäftigungen sind auch Radio hören (90 Prozent) und von zu Hause telefonieren (89 Prozent).

Fernsehen bleibt die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen.

Fernsehen bleibt die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zum Vergleich: 1981 lag Fernsehen im Ranking der häufigsten Freizeitaktivitäten nur auf dem vierten Platz. Die ersten drei Plätze belegten Zeitunglesen, Handarbeiten und Gartenarbeit.

Das Internet ist inzwischen auf den vierten Rang vorgerutscht und liegt damit in der jährlichen Befragung erstmals vor dem Zeitunglesen. 73 Prozent sind regelmäßig online, während 72 Prozent in die Zeitung schauen.

Auf der anderen Seite haben soziale Aktivitäten verloren: Die Deutschen unternehmen der Befragung zufolge mittlerweile seltener etwas mit Freunden, sprechen weniger Einladungen aus und reden auch nicht mehr so oft über wichtige Dinge wie früher.

18 Prozent treffen regelmäßig Freunde oder Bekannte zu Hause, das sind acht Prozent weniger als noch 2004. Unternehmungen mit Freunden gingen im 20-Jahres-Vergleich zwischen 1994 und 2004 sogar um die Hälfte auf 17 Prozent zurück. Dafür werden die Kontakte jetzt häufiger über soziale Netzwerke gepflegt.

Gartenarbeit auf dem Vormarsch

Die Arbeit im Garten wird immer beliebter.

Die Arbeit im Garten wird immer beliebter.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auch die Hochkultur leidet demnach. Sagten 2004 nur 45 Prozent, dass sie niemals ins Theater, Klassikkonzert oder in die Oper gehen, sind es jetzt bereits 54 Prozent. Lediglich drei Prozent der Deutschen gehen mindestens einmal im Monat in ein Theater oder Museum. Ernüchternd ist laut Freizeit-Monitor auch das Ergebnis beim ehrenamtlichen Engagement. Drei von fünf Deutschen engagieren sich nie ehrenamtlich in ihrer Freizeit.

Immer beliebter wird hingegen die Gartenarbeit: 30 Prozent widmen sich in ihrer Freizeit ihren Blumen- und Gemüsebeeten - 2004 waren es erst 24 Prozent. Das Freizeitverhalten in Ost und West hat sich zudem weiter angeglichen. Groß sind demnach die Unterschiede lediglich noch beim Sport oder Aktivitäten für die Gesundheit, denen eher die Westdeutschen nachkommen. Die Ostdeutschen favorisieren indes häufiger Gartenarbeit und Mittagsschlaf.

Im Schnitt knapp vier Stunden Freizeit

Im Durchschnitt haben die Deutschen insgesamt drei Stunden und 56 Minuten Freizeit am Tag. Im Vergleich zu 2010 sind das sieben Minuten weniger, bei Jugendlichen beträgt das Minus sogar 36 Minuten. Der starke Rückgang des Freizeitbudgets bei den Jüngeren ist der Analyse zufolge vor allem auf die zunehmende Zahl von Ganztagsschulen und die Verkürzung des Zeitraums bis zum Abitur auf zwölf Jahre zurückzuführen.

Für die meisten Menschen ist es allerdings keine Option, für mehr Freizeit auf Geld zu verzichten. Diese Alternative ist der Umfrage zufolge lediglich für jeden Vierten interessant, vor allem für Besserverdienende. Besonders Menschen mit niedrigem Einkommen und Ältere wollen und können sich dies hingegen nicht leisten.

Für den Freizeit-Monitor wurden im Juli etwa 2000 Menschen zu ihrer Freizeit befragt. Die Studie ist nach Angaben der Stiftung für Zukunftsfragen repräsentativ für Deutschland.

Quelle: ntv.de, mmo/hul/AFP

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