Panorama

Eine Großstadt ist weg Deutschland schrumpft weiter

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Weniger Kinder, weniger Deutsche.

(Foto: dpa)

Im dicht besiedelten Deutschland wird es im achten Jahr in Folge wieder ein wenig lichter. Die Zahl der Einwohner geht um schätzungsweise 100.000 zurück - so viele Einwohner haben Städte wie Jena, Erlangen, Reutlingen oder Bergisch-Gladbach. Experten rechnen nicht damit, dass dieser Trend sich umkehrt.

Babys und Ausländer konnten auch 2010 den Rückgang nicht ausgleichen - trotz eines Plus bei Geburten und Zuwanderern. Rund 81,7 Millionen Menschen lebten nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes Ende vergangenen Jahres zwischen Flensburg und Füssen. Dass dieser Trend sich umkehrt, gilt als unwahrscheinlich: "Daran, dass die Bevölkerung schrumpft, wird sich kurzfristig auch nichts ändern", sagt Sven Stadtmüller vom Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) in Frankfurt.

Selbst wenn die Zahl der Neugeborenen deutlich stiege, gebe es einfach nicht genug potenzielle Mütter, um die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen auszugleichen, ist sich die Wissenschaft einig. Das würde dann wohl noch ein bis zwei Generationen dauern, sagt Gabriele Doblhammer vom Max-Planck-Institut für Demografische Forschung in Rostock. Die Statistiker in Wiesbaden gehen in ihrer aktuellen Prognose davon aus, dass im vergangenen Jahr maximal 15.000 Säuglinge mehr geboren wurden als 2009. Damals war die Geburtenzahl auf ein Tief von 665.000 gefallen.

Deutschland ist ein Auswanderungsland

Auch die Zuwanderer halten den Rückgang der Einwohnerzahl nicht auf: In ihrer Bevölkerungsprognose für die nächsten Jahrzehnte gehen die Statistiker davon aus, dass 2030 - je nach Zuwanderung - noch rund 77 bis 79 Millionen Menschen in Deutschland wohnen werden. 2010 seien etwa 80.000 bis 100.000 Menschen mehr ins Land gekommen als weggegangen. Dass in den beiden Jahren zuvor noch mehr gingen als kamen, hänge mit der Bereinigung der Melderegister bei der Einführung der Steueridentifikationsnummern zusammen. "Bei der Migration ist die Datenlage ganz schlecht", sagt Doblhammer. Sie sei nicht einfach zu erheben, ein ständig gut gepflegtes zentrales Register sei wichtig.

Ökonomisch gesehen sei Deutschland tendenziell ein Auswandererland geworden, sagt der Berliner Soziologe Hans Bertram. Gerade viele Hochqualifizierte kehrten Deutschland den Rücken. "Für die ökonomische Entwicklung einer Gesellschaft ist die Zahl der Beschäftigten wichtig." Auf die Bevölkerungszahl komme es nicht an. Der Sozialwissenschaftler der Humboldt-Universität fordert, das "riesige Potenzial" an Müttern, jungen und alten Menschen für den Arbeitsmarkt zu heben und Migranten-Kinder besser zu fördern.

"Viel wichtiger als die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung ist ihre Altersstruktur", sagt Doblhammer. Wenn früher ein Mensch mit 65 Jahren als alt gegolten habe, so sei er es heute vielleicht erst mit 75 Jahren - daraus müsse die Gesellschaft ihre Schlüsse ziehen. Demografisch gesehen habe 1990 ein 65-Jähriger im Durchschnitt noch 15 Jahre zu leben gehabt, heute seien es noch 19 Jahre.

Quelle: ntv.de, dpa

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