Panorama

Hoffnungsschimmer für Rheinschiffer Es geht langsam weiter

Endlich. Die ersten Probefahrten rheinabwärts am Säuretanker vorbei sind erfolgreich. Nun hoffen viele Schiffer auf baldige Weiterfahrt. Ein Stau aus mehreren hundert Schiffen muss sich auflösen.

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Ein Schiff passiert rheinabwärts den gekenterten Säuretanker.

(Foto: dpa)

Ganz langsam und vorsichtig fahren die ersten Schiffe rheinabwärts an dem verunglückten Säuretanker vorbei. "Es ist schön, sauber und gut verlaufen" funkt einer von ihnen an seinen Schulfreund Hans-Werner Mnich. Der muss nach wie vor auf eine Weiterfahrt warten und steckt mit seiner "MS Salisso" im Mannheimer Hafen fest. Dass sich stromabwärts an der Unglücksstelle endlich etwas bewegt, freut ihn zwar. Bis zum ersehnten Anruf des Wasser- und Schifffahrtsamtes mit dem Aufbruchsignal kann es für ihn aber noch dauern. "Wir sind ganz weit hinten in der Schlange", sagt Mnich.

Bei seinem Schulfreund war das anders. Er war knapp hinter der MS "Waldhof" unterwegs, als der Säuretanker vor rund drei Wochen verunglückte - und durfte nun als einer der ersten die Fahrt rheinabwärts fortsetzen. Stromaufwärts war die Schifffahrt schon seit längerem wieder freigegeben.

Explosionsgefahr ist gebannt

Zwar stocken die Bergungsarbeiten am Unglücksschiff nach wie vor - das für Mittwoch geplante Abpumpen der Säure musste verschoben werden. Dennoch setzt langsam Entspannung ein, auch weil die Explosionsgefahr inzwischen gebannt ist. "Es ist gut, dass das Gefahrenpotenzial beseitigt ist", sagt der Stadtbürgermeister von St. Goarshausen, Bernhard Roth (CDU).

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Das Feuerlöschboot RLP-1 der Koblenzer Feuerwehr versprüht offenbar probehalber eine Wasserwand.

(Foto: dpa)

Mit den Straßensperrungen seien die Bewohner des 1300-Einwohner-Städtchens ziemlich beeinträchtigt gewesen. Und wegen des Trubels um den verunglückten Tanker: "Jedes Wochenende kommen Hunderte von Schaulustigen. Alles ist bevölkert. Man müsste nur noch einen Würstchenstand aufbauen", sagt Roth. Wegen des Andrangs hat er sogar die städtischen Toiletten geöffnet, die im Winter normalerweise geschlossen sind. "Da geht es zu fast wie bei Rhein in Flammen."

Entspannte Stimmung herrscht im Binger Hafen. "Es geht hier alles recht relaxed zu. Man kann ja sowieso nichts ändern", sagt der Hafenmeister des Jachtclubs, Wolfgang Bodtländer. Die Bootsleute der Frachter, die lange liegenbleiben mussten, hätten ihr Auto an Land geholt - und es sich in ihrer Zwangspause eingerichtet.

Kapitän Fred van Sas liegt mit seinem Schiff seit zwei Wochen in Mainz vor Anker. Die Nachricht von den Testfahrten sieht er als gutes Zeichen: "Endlich tut sich da was. Das hat alles viel zu lange gedauert." Besonders optimistisch ist er jedoch nicht, was den Erfolg der Proben betrifft: "Ich sehe es schon kommen, die lassen ein paar Schiffe durch und dann sagen sie, dass es noch zu gefährlich ist."

Bootsputz gegen die Langeweile

Besserer Laune ist Douwe Steenstra, Steuermann auf der "Con Amore". Er macht noch ein paar Erinnerungsfotos und denkt schon über die Abfahrt nach: "Ich hoffe, dass wir früh genug informiert werden, damit es kein Chaos gibt. Hier liegen so viele Schiffe vor Anker und alle wollen natürlich so schnell wie möglich weiter." Langweilig ist ihm in den vergangenen Wochen nicht geworden, denn die Besatzung hat die Zeit gut genutzt: "Wir haben das Schiff mal wieder so richtig auf Vordermann gebracht, Reparaturen durchgeführt und ihm neue Farbe verpasst." Langsam gingen aber die Aufgaben aus, mehr als Schneefegen und Fernsehen stehe bei ihm nun nicht mehr auf dem Tagesplan.

Bei Hans-Werner Mnich in Mannheim bleibt das Telefon immer in Reichweite. Wenn die Behörden grünes Licht geben, kann er mit seiner Ladung Schweine-Futtermittel erstmal die sechs Stunden bis nach Bingen fahren. Dann dürften die Schiffe nach und nach die eineinhalb Stunden bis zur Loreley weiterziehen. "Und dann geht's hoffentlich feinsäuberlich hintereinander dran vorbei."

Quelle: ntv.de, Christina Nover und Andrea Löbbecke, dpa

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