Panorama

"Wie in der Waschmaschinentrommel" Frankreich untersucht Unglück

Frankreich steht nach dem tödlichen Lawinenunglück am Montblanc unter Schock. Der französische Innenminister kündigt eine Untersuchung an. Der deutsche Extrembergsteiger Fuchs kritisiert den Massentourismus in den Bergen: "Die Natur wird degradiert zu einer Art Freizeitpark."

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Für neuen Opfer kam jede Hilfe zu spät.

(Foto: dpa)

Nach dem schweren versuchen Frankreichs Behörden zu klären, warum mitten im Sommer eine Lawine neun Menschen in den Tod riss. Frankreichs Innenminister Manuel Valls ordnete eine Untersuchung an. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob menschliches Versagen ausgeschlossen werden kann. "Ich habe ein Gutachten bei einem Lawinenexperten in Auftrag gegeben", sagte der zuständige Staatsanwalt Pierre-Yves Michau.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatte der starke Wind der letzten Tage große Mengen von Schnee an einem Steilhang angehäuft. Das lockere Schneebrett löste sich vermutlich unter dem Gewicht der Bergsteiger. Die Tragödie gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv.

Genauere Berichte zum Unfallhergang kamen vom geretteten Bergführer Daniel Rossetto. Der 63-Jährige berichtete der Zeitung "Le Parisien": "Es war, als würde ich in einer Waschmaschinentrommel stecken." Er war mit zwei dänischen Alpinisten unterwegs und kam - wie seine Kunden - mit leichten Verletzungen davon.

Die Lawine sei um 5.15 Uhr plötzlich und "ohne Geräusch, nur mit einem Hauch" über die Gruppe hereingebrochen. "Wir haben versucht zu widerstehen, aber das hat uns den Hang hinab gedrückt - 250 Meter unterhalb des Platzes, an dem wir uns befanden."

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Fuchs sieht den Massentourismus in den Bergen skeptisch.

(Foto: dpa)

Die anderen Seilschaften, die in den Tod gerissen wurden, habe er nicht gesehen. "Die Lawine hat auf 100 Metern Länge und 100 Metern Breite alles hinweggerissen", wird einer der Retter, Patrice Ribes, von der Zeitung zitiert. In den bis zu sechs Metern hohen Schneemassen hätten schwere Eisblöcke gesteckt.

Fuchs: Restrisiko gibt es immer

Kritik am Massentourismus auf alpinen Gipfeln kam vom Extrembergsteiger Arved Fuchs. "Die Natur wird degradiert zu einer Art Freizeitpark", sagte der Deutsche im ZDF. Gegen Unfälle im Alpinbereich sei niemand gefeit, dort gebe es stets Restrisiken, die oft kleingeredet würden, meinte Fuchs. Im aktuellen Fall deute vieles auf ein Unglück hin.

Unter den Opfern sind auch drei Deutsche. Nach Angaben des deutschen Generalkonsulats in Lyon handelt es sich bei ihnen um zwei Männer und eine Frau im Alter von 34, 39 und 40 Jahren. Sie stammten demnach aus Hamburg, dem sächsischen Aue und Neulußheim in Baden-Württemberg. Nähere Angaben zur Identität der Opfer machte der Sprecher nicht.

Ob Angehörige der Toten nach Chamonix reisen werden, ist unklar. "Bisher ist niemand aus Deutschland hier eingetroffen", sagte eine Sprecherin des Krankenhauses in Chamonix, wo die neun Lawinenopfer aufgebahrt wurde. Angehörige von anderen Opfern waren bereits eingetroffen.

Die Alpinisten waren in der Nacht zum Donnerstag in zwei Seilschaften von einer Hütte in 3600 Metern Höhe aufgebrochen, um den Mont-Blanc zu erklimmen. Die Lawine erfasste beide Gruppen. Neun der Bergsteiger kamen ums Leben, elf andere überlebten mit leichten Verletzungen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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