"Das hätte niemand sehen dürfen" Freund der Inderin flehte
04.01.2013, 23:50 Uhr
Junge Inderinnen schreiben während einer Anti-Gewalt-Demonstration Nachrichten an den Premierminister.
(Foto: dpa)
Eine Gruppe von Männern vergewaltigt eine junge Inderin auf brutale Weise, mehrmals. Ihr Freund muss zusehen. Er fleht um Gnade, doch die Täter machen weiter, immer weiter. Nun ist sie tot. Der Freund äußert sich nun erstmals: "Ich zittere vor Qualen". Bevor die Polizei half, habe sie zunächst diskutiert, wer überhaupt zuständig sei.
Der Freund der nach einer Gruppenvergewaltigung gestorbenen 23-jährigen Inderin hat sich knapp drei Wochen nach der Tat erstmals öffentlich geäußert. "Ich habe zuerst gegen die Männer zu kämpfen versucht und sie später immer wieder angefleht, sie in Ruhe zu lassen", sagte der junge Mann. "Die Grausamkeit, die ich gesehen habe, hätte niemand jemals sehen dürfen", ergänzte der 28-Jährige, der sich in der Stadt Gorakhpur im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh befand.
Die Medizinstudentin war am 16. Dezember in Neu Delhi bei der Rückkehr von einem Kinobesuch mit ihrem Freund in einem Bus von sechs Männern vergewaltigt, mit einer Eisenstange traktiert und schließlich aus dem fahrenden Bus geworfen worden. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie vor einer Woche starb. Ihr Freund, der verprügelt und ebenfalls aus dem Fahrzeug geworfen wurde, erlitt einen Beinbruch und weitere Verletzungen. Die Tat löste in Indien Empörung und Entsetzen aus und führte zu einer heftigen Debatte über sexuelle Gewalt.
Polizisten kamen spät
Dem Freund zufolge kam niemand zu Hilfe, als beide nach ihrer einstündigen Tortur verletzt auf der Straße lagen. "Ein Passant hat uns gefunden, aber meiner Freundin nicht einmal seine Jacke gegeben, wir haben auf Rettung durch die Polizei gewartet", sagte er. Auch dieser warf der Mann Versäumnisse vor. Der schwer verletzten, nackten 23-Jährigen sei fast eine Stunde lang niemand zu Hilfe gekommen. Erst nach 45 Minuten seien Polizisten eingetroffen. Doch obwohl die mehrfach vergewaltige Frau stark blutete, sei zunächst eine Diskussion unter den Polizisten entbrannt, welches Revier für die Tat zuständig sei.
Seine Freundin sei in eine Klinik gebracht worden, wo auf ihren mentalen Zustand keine Rücksicht genommen worden sei. "Mich haben sie wie eine Sache behandelt, sie wollten den Fall lösen, noch bevor ich behandelt wurde", sagte der Mann.
Zum Hergang des brutalen Zwischenfalls sagte der 28-Jährige, er habe den Bus zunächst gar nicht besteigen wollen. "Aber meine Freundin war spät dran, und so sind wir eingestiegen, was der schwerste Fehler war - danach lief alles außer Kontrolle", führte er aus. Der Fahrer des Busses habe als erster lüsterne Bemerkungen von sich gegeben, später hätten die anderen fünf Vergewaltiger eingestimmt. Er habe dann verlangt, den Bus anzuhalten, doch die Männer hätten daraufhin die beiden Türen verriegelt, sagte der Freund.
"Die intimsten Stellen geschlagen"
"Sie haben mich mit einem Knüppel geschlagen und meine Freundin zu einem Sitz nahe der Fahrerkabine gezerrt", sagte der junge Mann. Dort hätten die sechs Männer die Freundin "vergewaltigt und auf die schlimmstmöglichen Arten an den intimsten Stellen des Körpers geschlagen". Polizeiangaben zufolge versuchte der Fahrer des Busses anschließend, die Frau zu überfahren. Zwei Wochen nach der Tat war die Frau ihren Verletzungen erlegen.
"Ich kann gar nicht sagen, was ich fühle, wenn ich daran denke", sagte der Freund. "Ich zittere vor Qualen", fügte er hinzu. Fünf der sechs Beschuldigten sind des Mordes und der Gruppenvergewaltigung angeklagt. Der sechste soll noch minderjährig sein und könnte vor ein Jugendgericht kommen.
Quelle: ntv.de, AFP/rts