Sexismus an Highschool Hausaufgabe: "Seid feminin und ladylike"
18.01.2017, 12:07 Uhr
Regeln beim Date: Ein antiquierter Benimmkodex löste in den USA eine Sexismus-Diskussion aus.
(Foto: imago/Westend61)
Eine Highschool-Lehrerin erteilt ihren Schützlingen Ratschläge fürs erste Date. Die Tipps kommen allerdings nicht bei allen gut an - stattdessen löst die Lektion eine Sexismus-Debatte aus.
Im Fach "Adult Roles and Financial Literacy" sollen Schülerinnen und Schüler in den USA auf ein Leben nach der Highschool vorbereitet werden. Statt chemische Formeln zu pauken, Matheaufgaben zu lösen oder Shakespeare zu lesen wird dort mit lebensnahem Unterrichtsstoff experimentiert.
Im US-Bundesstaat Utah wählte eine Lehrerin in Salt Lake City dafür allerdings einen nicht besonders zeitgemäßen Weg. Sie wollte ihren Schützlingen Tipps für ein günstiges Date geben, doch am Ende artete ihre Sparsamkeits-Lektion in eine Sexismus-Debatte aus.
Um den Unterricht anschaulicher zu gestalten, gab die Lehrerin die Hausaufgabe, auf ein Date zu gehen. Das Budget war auf fünf Dollar begrenzt. Die Lehrerin betonte ausdrücklich, dass man sich mit dem "anderen Geschlecht treffen sollte". Dazu bekamen die Teenager-Schüler ein umfassendes Papier mit Benimmregeln mit auf den Weg. Allerdings erhielten die Jungen und Mädchen unterschiedliche Vorgaben.
Die Mädchen sollten insgesamt 27 Regeln befolgen: "Sei pünktlich fertig", "bring ihm Respekt entgegen", "Iss das Essen auf, das du bestellt hast", "verschwende nicht sein Geld" und "flirte nicht mit anderen Männern, wenn du auf einem Date bist". Außerdem wurden die jungen Frauen dazu aufgefordert, "feminin und ladylike" zu sein und bloß keine Sätze fallen zu lassen wie "Ich finde mich zu dick." "Sei weiblich und verhalte dich wie eine Dame. Kontrolliere im Spiegel nicht laufend deine Haare. Sei nicht auf Komplimente aus." Außerdem sollte den Herren beim Date die Möglichkeit gegeben werden, als Gentleman aufzutreten – die Damen sollten also darauf warten, dass ihnen die Tür geöffnet wird.
Es ist okay, Gefühle zu zeigen
Die Jungen dagegen kamen mit deutlich harmloseren Tipps davon. Unter anderem hieß es dort, dass es okay sei, als Mann seine Gefühle zu zeigen. Man sollte das Date außerdem mit dem vollgetankten Auto abholen und Blumen mitbringen. Und weiter: "Bring sie rechtzeitig nach Hause", "fühle dich nicht zu einem Kuss oder zu mehr berechtigt", "bausche den Verlauf des Dates bei deinen Freunden nicht auf", "erzähle ihr, was du bestellst, damit sie sich daran orientieren kann".
Empörte Eltern und Schüler beklagten sich, die Aufgabe sei sexistisch und frauenfeindlich. Jenn Oxborrow, die Mutter, die die Hausaufgabe öffentlich machte, sagte: "Wenn du herauszufinden versuchst, wo du mit deiner Genderidentität stehst und dann so eine Hausaufgabe bekommst, kann das ein Kind gefährden." Die Lehrer müssten sensibler unterrichten.
Zustimmung bekam sie vom Direktor der Highschool. Er sagte der "Salt Lake City Tribune", die Hausaufgabe würde ohne Zweifel Stereotypen vermitteln. "Es gibt tatsächlich relativ undurchsichtige Dinge in der Aufgabe und das muss geupdatet oder beseitigt werden", zitiert die Zeitung Chris Jenson.
Allerdings gab es auch Zuspruch für den skurrilen Lehrstoff. Die Regeln beruhten lediglich auf simplen Geboten der Höflichkeit und der guten Umgangsformen, betonen die Befürworter.
Sowohl die Highschool als auch das Bildungsministerium von Utah lenkten mittlerweile ein. Das Material verschwand von den Seiten des staatlichen Bildungsministeriums – es sei nicht mehr angemessen, berichten die "East Idaho News". Die Lehrerin sei sehr beschämt und versicherte, sie habe keinen ihrer Schützlinge verletzen oder kränken wollen.
Quelle: ntv.de, dsi