Panorama

Ehrenmord in Sarstedt Hochzeit war eine Provokation

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Nach der Spurensicherung waren sich die Ermittler sicher, dass der Täter einen Komplizen hatte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Von Pistolenkugeln durchbohrt verliert ein 35-Jähriger Syrer in der Neujahrsnacht in Sarstedt sein Leben. Er stirbt, weil er seine Frau zurück will. Der Syrer ist das Opfer eines Ehrenmords, davon zeigt sich zumindest die Staatsanwaltschaft zu Beginn des Prozesses gegen den mutmaßlichen Täter überzeugt.

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Der mutmaßliche Täter schweigt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Um die Familienehre wieder herzustellen, soll ein 38-Jährigen Mann mit Hilfe eines Komplizen in Sarstedt den Liebhaber seiner Frau umgebracht haben. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen begann nun der Mordprozess gegen den Angeklagten, einen Deutschen libanesischer Herkunft. Im Landgericht Hildesheim verweigerte der Mann zunächst die Aussage.

Das Opfer, ein 35 Jahre alter Syrer, starb nachts im Kugelhagel an einer roten Ampel in seinem Auto. Die Täter hatten durch das Seitenfenster gefeuert. Staatsanwalt Wolfgang Scholz sagte bei der Verlesung der Anklage: "Sie haben beschlossen, zu töten, um die Familienehre wiederherzustellen." Die Tat sei ein heimtückischer Mord aus niedrigen Beweggründen gewesen.

Die Suche nach dem Komplizen des Täters läuft noch, es soll sich dabei um den Schwager des Angeklagten handeln. Der Bluttat war ein knapp zweijähriges Beziehungsdrama vorausgegangen. Mehrfach war der später getötete Syrer mit seiner verheirateten Geliebten geflüchtet, doch die 32-Jährige habe immer wieder Sehnsucht nach ihren sechs Kindern bekommen und sei zu ihrem Ehemann zurückgekehrt, sagte der Staatsanwalt.

Er wollte seinen Besitzanspruch dokumentieren

Der Liebhaber war selbst verheiratet. Im Januar 2011 heiratete das Paar dennoch nach islamischem Recht, obwohl beide Partner offiziell gebunden waren. Auch viele weitere Mitglieder ihrer Familienclans sind durch Hochzeiten eng miteinander verbunden.

Drei Monate nach der islamischen Hochzeit trennte sich das Paar wieder, doch zu Weihnachten schickte der Syrer der Familie seiner Geliebten die Heiratsurkunde. "Damit wollte er seinen Besitzanspruch an der Frau dokumentieren", erklärte der Staatsanwalt. Anstatt die Frau zu verstoßen, habe sich der Familienclan jedoch provoziert gefühlt und den Tod des Mannes geplant, glauben die Ermittler.

Der Prozess soll am Montag mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt werden. Das Gericht hat insgesamt 54 Zeugen und drei Sachverständige geladen. Das Urteil wird im August erwartet.

Quelle: ntv.de

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