Panorama

Absaugglocke nimmt Öl auf Immer mehr Gewässer gesperrt

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(Foto: REUTERS)

Die US-Behörden müssen wegen der Ölpest im Golf von Mexiko immer mehr Gewässer für den Fischfang sperren. Betroffen sind nun auch Gebiete vor Florida. Aus dem Leck am Meeresgrund treten weiter große Mengen Rohöl aus. Zumindest ein Teil wird jetzt durch einen Trichter aufgefangen und abgepumpt.

Die Auswirkungen der Ölpest im Golf von Mexiko werden immer bedrohlicher. Nach den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama nähert sich der Ölteppich derweil den weißen Sandstränden Floridas. Die Zahl der verendeten und ölverseuchten Tiere steigt täglich. Rund ein Drittel der US-Gewässer im Golf sind für die Fischerei gesperrt. Dies entspricht einer Fläche von 202.582 Quadratkilometern. Das ist mehr als die Hälfte Deutschlands.

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Jeden Tag ein paar mehr völlig verölte oder bereits verendete Tiere.

(Foto: AP)

Aus dem Leck an dem Bohrloch rund 70 Kilometer vor der Küste Louisianas treten nach wie vor große Mengen Öl aus. Allerdings wird zumindest ein Teil des ausströmenden Rohöls jetzt aufgefangen und abgepumpt. Ingenieuren des BP-Konzerns sei es gelungen, innerhalb von 24 Stunden rund 620 Tonnen Rohöl durch einen Trichter aufzufangen und auf ein Schiff zu pumpen, sagte Admiral Thad Allen von der US-Küstenwache. Er ging davon aus, dass damit etwa ein Drittel des austretenden Öls aufgefangen wird.

Keiner kennt die genaue Menge

Allerdings gilt es als umstrittenen, wie viel Öl tatsächlich aus der defekten Steigleitung in 1500 Metern Tiefe austritt. Forscher der US-Geologiebehörde schätzen, dass es jeden Tag bis zu 3400 Tonnen sein könnten - demnach würde lediglich rund ein Fünftel der austretenden Menge aufgefangen.

Teerklumpen an Touristenstränden

Die Verschmutzung der US-Küste geht unterdessen weiter: Am Wochenende waren auch Touristenstrände in Florida betroffen. Dort wurden Teerklumpen an Land gespült. Es seien aber noch keine Strände geschlossen worden, berichteten US-Medien. Das wolle man erst tun, wenn die Gesundheit der Menschen in Gefahr sei.

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An immer mehr Stränden finden sich Teerklumpen.

(Foto: AP)

Zugleich versucht BP, mit einer Neuorganisation im eigenen Haus den Schaden zu begrenzen: Der britische Konzern will die Bekämpfung der Ölpest in eine neu zu gründende, eigenständige Organisation auslagern.

Dort sollen alle Maßnahmen, die mit dem Unfall der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor sechs Wochen zusammenhängen, gebündelt werden, kündigte BP-Chef Tony Hayward an. Durch diesen Schritt wolle es BP erreichen, dass die Geschäfte ungestört weiterlaufen können. Persönliche Konsequenzen wegen des bislang erfolglosen Krisenmanagements schloss der Vorstandschef jedoch aus.

Druck auf BP wächst

Der Druck auf den Multi hatte nach einer Serie von Rückschlägen zugenommen. US-Bevölkerung und -Politik forderten den Konzern auf, das Bohrloch endlich zu stopfen und die volle finanzielle Verantwortung für die Katastrophe zu übernehmen. Hayward sagte in der BBC, das Unternehmen verfüge über ausreichend Geld. Damit wies er daraufhin, dass der Konzern die Krise überstehen werde - trotz Milliardenkosten, Vertrauensverlust und Einbruch des Börsenwerts.

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Grund für einen Rücktritt sieht BP-Chef Haywards nicht.

(Foto: AP)

"Wir werden das Leck abdichten, wir werden das Öl wegräumen, wir werden jegliche Umweltschäden beseitigen und wir werden die Golfküste wieder in den Zustand versetzen, in dem sie vor diesem Ereignis war", versprach Hayward. Fragen nach einer Dividendenzahlung wich er aus. Der Manager erntete scharfe Kritik von US-Präsident Barack Obama, als er trotz der Milliardenkosten den Aktionären eine Ausschüttung ankündigte. Das Unternehmen will nach Haywards Angaben nun Ende Juli über die nächste Dividende entscheiden. Obama hatte immer wieder betont, BP trage die volle Verantwortung für das Desaster und müsse auch dafür zahlen.

An Haywards Person hat sich mit fortlaufender Dauer des erfolglosen Krisenmanagements der Zorn der US-Bürger und -Politik festgemacht. Einen Rücktritt lehnt der Manager aber ab. "Es ist mir nicht in den Sinn gekommen."

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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