Aber diesmal ist etwas anders Neue Corona-Welle erfasst den Erdball
18.03.2021, 19:27 Uhr
Der Impfstoff ist da - aber die Pandemie ist noch nicht vorüber.
(Foto: imago images/Pacific Press Agency)
Nach einem deutlichen Rückgang der globalen Corona-Fälle zu Jahresbeginn steigt deren Zahl seit drei Wochen wieder an. Die Gründe sind nur zum Teil bekannt. Was aber auffällt: Die Zahl der Todesfälle geht dennoch weiter zurück. Womöglich Zeichen eines ersten Erfolgs gegen den Erreger.
Das Coronavirus ist alles andere als abgeschrieben: Nicht nur in Deutschland, mittlerweile steigen die Fallzahlen auf der ganzen Welt wieder an - und das bereits die dritte Woche in Folge, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem aktuellen Lagebericht feststellt. Allerdings ist an dieser Welle etwas anders als bei den vorangegangenen: Während die Fallzahlen anziehen, geht die Zahl der Todesfälle immer noch zurück.
In der zehnten Kalenderwoche 2021 stieg die Zahl gemeldeter neuer Covid-19-Fälle im Vergleich zur Vorwoche um rund zehn Prozent auf mehr als drei Millionen an. Allerdings ist dies immer noch deutlich unter dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie im frühen Januar, wo fast fünf Millionen neue Fälle in einer Woche erfasst wurden. Danach hatte die Infektionswelle einen spürbaren Abschwung genommen, die wöchentlichen Fälle waren Mitte Februar auf unter zweieinhalb Millionen gesunken.
Wie kommt es nun zu dem erneuten Anstieg? WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte nach den ersten Anzeichen Anfang März die Vermutung geäußert, dass der Anstieg zum Teil auf Lockerungen von öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen, der fortgesetzten Verbreitung von Varianten und die Unachtsamkeit der Menschen zurückzuführen sei. Dennoch bedürfe es noch weiterer Untersuchungen, um den Anstieg der Übertragungen zu verstehen, so Tedros.
Die meisten Fälle in Europa und Amerika
Der überwiegende Teil der neuen Corona-Fälle wurde mit mehr als 80 Prozent aus Nord- und Südamerika sowie Europa gemeldet. Allerdings stieg die Fallzahl auch in allen übrigen Weltgegenden an - mit Ausnahme von Afrika, wo sie stabil blieb. Mit Blick auf einzelne Länder wurden die meisten neuen Fälle mit fast einer halben Million aus Brasilien gemeldet, gefolgt von den USA mit rund 460.000 Neuinfektionen, Frankreich mit rund 160.000 und Italien mit 155.000. Deutschland verzeichnete im selben Zeitraum rund 69.000 neue Fälle.
Die Dynamik ist von Land zu Land zum Teil jedoch sehr unterschiedlich: Unter einem massiven Anstieg neuer Fälle leidet zuletzt etwa Indien, wo die Neuinfektionen um rund 30 Prozent im Vergleich zur Vorwoche anstiegen. Im nicht allzu fernen Indonesien sank die insgesamt hohe Zahl an Fällen jedoch um fast 10 Prozent. Im Iran stieg die Zahl der neuen Fälle um 30 Prozent an, in Israel - wo bisher schon die Hälfte der Bevölkerung zweimal geimpft wurde - ging sie um fast 70 Prozent zurück. Auch in den USA gab es einen Anstieg um rund 8 Prozent - allerdings war der Wochenwert verzerrt durch eine Nachmeldung zahlreicher Fälle aus dem US-Bundesstaat Missouri. Insgesamt bleibt der Trend in den USA rückläufig.
Was bei dieser neuen globalen Welle jedoch anders ist: Die Zahl der gemeldeten Todesfälle nimmt weltweit ungebrochen ab, auch wenn sich der Rückgang zuletzt etwas verlangsamte. Bei den vorangegangenen Wellen hatte sich die Zahl der Todesfälle - zeitversetzt um etwa zwei Wochen - parallel zu den Fallzahlen entwickelt. In der vergangenen Woche waren weltweit jedoch erneut weniger Todesfälle gemeldet worden - etwas unter 60.000. Ein deutlicher Rückgang auch zum Höchststand Ende Januar, als weltweit mehr als 95.000 Corona-Tote gezählt wurden. Allerdings gibt es regionale Unterschiede: Im Nahen Osten und im Westpazifik stieg die Zahl neuer Todesfälle an.
Impfkampagne rettet Menschenleben
In einigen Ländern wie den USA geht die Zahl der Todesfälle sogar rasant zurück. Vergangene Woche waren dort laut WHO-Daten 9400 Todesfälle erfasst worden und damit ein Viertel weniger als in der Vorwoche. Vor allem in der Gruppe der Älteren und der Pflegeheimbewohner, die in den USA zuerst geimpft wurden, gibt es einen deutlichen Rückgang bei den Krankenhausaufenthalten und Todesfällen. Bis zum Wochenende hatte bereits jeder fünfte US-Bürger mindestens eine Impfdosis erhalten. Impfweltmeister Israel verzeichnet sogar mehr als die Hälfte weniger neue Todesfälle pro Woche. Und im Vergleich zu Ende Januar ist diese Zahl um fast 85 Prozent zurückgegangen.
Ein positiver Effekt von Impfungen ist auch in Großbritannien zu beobachten, das mit seiner Impfkampagne ebenfalls weit fortgeschritten ist. Dort sank die Zahl der neu gemeldeten Todesfälle um fast 40 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Auch in Deutschland ging die Zahl der Todesfälle auf Wochensicht um rund 20 Prozent zurück. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler hatte dies ebenfalls auf die anlaufende Impfkampagne zurückgeführt: "Am kontinuierlichen Rückgang der Zahl der Todesfälle sieht man, dass es richtig und wichtig gewesen sei, die Ältesten zuerst zu impfen."
Offen ist jedoch, wie sich die Corona-Pandemie weltweit in den kommenden Wochen entwickelt. Was die Fallzahlen angeht, rechnet das RKI für Deutschland jedenfalls mit einem "deutlich steileren Anstieg" - zu Ostern könnte die Inzidenz deutschlandweit dann sogar weit über jener von Weihnachten liegen.
Quelle: ntv.de