Haftbefehl erlassen Polizei sucht in Heidelberg nach Motiv
26.02.2017, 14:46 UhrIn Heidelberg rast ein Mann in eine Menschenmenge. Ein 73-Jähriger stirbt, zwei weitere Passanten werden verletzt. Nun grübeln die Ermittler über die Tathintergründe. Der mutmaßliche Täter schweigt zu den Vorwürfen.
Nach der tödlichen Autofahrt in Heidelberg mit einem Toten und zwei Verletzten wurde gegen den mutmaßlichen Todesfahrer Haftbefehl erlassen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, werden dem 35-Jährigen unter anderem Mord, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und versuchter Totschlag vorgeworfen.
Das Motiv für die Tat ist indes immer noch unklar. Ein 35-Jähriger soll am Samstagnachmittag mit einem Auto auf dem Bismarckplatz vor einer Bäckerei in eine Menschenmenge gefahren sein. Bei dem Platz handelt es sich um einen Hauptverkehrsplatz der Stadt am Eingang zu einer Fußgängerzone. In einer ersten Vernehmung wollte sich der 35-Jährige nicht zu den Vorwürfen äußern.
Bereits am Samstag hatte die Polizei erklärt, dass es bei der Tat bislang keinerlei Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe. Zudem erklärten die Ermittler mehrfach, dass der mutmaßliche Täter Deutscher sei. Der Tatverdächtige sei ein "Deutscher OHNE Migrationshintergrund", schrieb die Polizei Mannheim auf Twitter. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft soll es sich bei dem 35-Jährigen um einen Studenten handeln, der in Heidelberg wohnt. Er ist polizeilich bislang nicht in Erscheinung getreten.
Das Tatfahrzeug war gemietet, der schwarze Opel Astra hatte ein Hamburger Kennzeichen. Wie die "Rhein-Neckar-Zeitung" berichtet, deuten die Umstände auf den ersten Blick auf eine Amokfahrt eines psychisch labilen Mannes hin. Zeugen hatten laut der Zeitung berichtet, dass das Auto des Täters vorher noch an einer roten Ampel auf der Bergheimer Straße unterwegs gewesen sei. Offenbar hielt der mutmaßliche Täter auch noch an einer roten Ampel vor der Einmündung zur Rohrbacher Straße. Als die Ampel grün wurde, fuhr der Mann mit hohem Tempo los und dann direkt in die Menschenmenge vor einer Bäckerei. Dann prallte sein Fahrzeug gegen einen Pfeiler. Der Airbag seines Wagens löste allerdings nicht aus. Dies kann viele Gründe haben - einer davon ist, dass das Auto zu dem Zeitpunkt mit nicht mehr allzu großer Geschwindigkeit unterwegs war.
Mutmaßlicher Täter liegt auf Intensivstation
Nach dem Aufprall des Fahrzeugs stieg der 35-Jährige offenbar aus und lief mit einem Messer in der Hand Richtung Bergheimer Straße. Auf seiner Flucht traf er schließlich auf die Polizisten. Als diese den Mann ansprachen, eskalierte die Situation. Schließlich gab ein Beamter einen Schuss ab und traf den 35-Jährigen im Bauch. Er wurde noch am Samstag operiert, mittlerweile befindet er sich nicht mehr in Lebensgefahr. Er wird bis zu seiner Verlegung in ein Gefängniskrankenhaus rund um die Uhr von Polizisten bewacht.
Derweil wird auch gegen den Polizisten, der den Schuss auf den Verdächtigen abgab, ermittelt. Nach einem Schusswaffengebrauch durch die Polizei finden solche Ermittlungen grundsätzlich statt, wie ein Polizeisprecher erklärte. Polizisten dürfen ihre Waffen nur in Extremsituationen einsetzen. Gründe sind meist Notwehr oder der Schutz eines Bedrohten. Das Schießen ist im Ernstfall aber auch erlaubt, wenn schwere Verbrechen oder die Flucht eines gefährlichen Täters nicht anders verhindern werden können. Der Gebrauch der Waffe sollte angedroht oder ein Warnschuss abgefeuert werden. Im Fall von Heidelberg ist dies laut Polizei auch geschehen. Der 35-Jährige wurde mehrmals aufgefordert, sein Messer wegzulegen - das belegt auch ein verifiziertes Video, das auf Twitter zu sehen ist.
Bei dem Autoaufprall waren zunächst drei Menschen verletzt worden. Ein 32-jähriger Mann aus Österreich und eine 29 Jahre alte Frau aus Bosnien-Herzegowina konnten nach kurzer Behandlung aus der ärztlichen Obhut entlassen werden. Ein 73-Jähriger war indes so schwer verletzt, dass er noch am Samstagabend in der Heidelberger Klinik verstarb.
Der Tatort war am Samstag noch bis in den Abend hinein gesperrt. Die Spurensicherung untersuchte das Tatfahrzeug. Im Kofferraum fand man laut "RNZ" eine gefüllte Tüte und einen Koffer. Der Bismarckplatz wurde mit Spezialkameras untersucht, ein Polizeihubschrauber war im Einsatz, um Übersichtsaufnahmen zu machen. Am Auto wurde ein Sprengstoffspürhund eingesetzt, das Tier schlug allerdings nicht an.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa