Panorama

Hobby bis Verschwörungstheorie "Prepper" üben für den Katastrophenfall

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Prepper Bastian Blum gibt Einblick in sein Notfallvorsorge-Arsenal.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bundesregierung legt ein neues Zivilschutzkonzept vor und löst Kritik wegen Panikmache aus. Doch in Deutschland gibt es Menschen, denen solche Warnungen nicht ausreichen. Sogenannte "Prepper" sind immer bereit - für eine Vielzahl von Katastrophen.

Jan Eisfeldt hat seinen Rucksack immer griffbereit. Darin stecken Lebensmittel, Pflaster, ein Kurbelradio und all das, was der 40-Jährige aus Neumünster im Krisenfall sonst noch für unentbehrlich hält. Wie er sorgen Tausende Menschen in Deutschland vor. Die sogenannten Prepper wappnen sich gegen Unwetter, Chemieunfälle, Terrorangriffe und andere Katastrophen. Manchen gelten sie als ängstliche Sonderlinge, doch was sie tun, entspricht zumindest teilweise offiziellen Empfehlungen.

Prepper kommt von "be prepared" - vorbereitet sein. Das Konzept hat vor allem in den USA enormen Zulauf, wobei die Vorsorge dort teilweise extreme Formen annehmen kann. Doch auch in Deutschland bereiten sich Menschen mit Überlebenstraining, Wasser- und Lebensmittelvorräten und sogar Bunkern auf den Ernstfall vor. Bastian Blum von der Prepper Gemeinschaft Deutschland (PGD) schätzt die Zahl der "echten" Prepper hierzulande auf rund 150.000. Verlässliche Zahlen gibt es freilich nicht.

Lebhafte Online-Community

"Vorsorge ist ein ganz persönliches Thema", sagt der Krefelder. Viele Prepper gewähren niemandem Einblick in ihre Ausrüstung. Blum selbst hat in seinem heimischen Keller ein umfangreiches Vorratslager angelegt, das seine Familie "anderthalb bis zwei Monate über Wasser halten" könnte.

Vor drei Jahren hat der Feuerwehrmann und Rettungssanitäter die PGD gegründet, die nach seinen Worten "erste deutschsprachige Prepper-Informationsseite, die nicht auf Basis von Spekulationen oder Angst hin informiert". Das Portal und die entsprechende Facebookseite geben recht sachlich Tipps für Prepper-Ausrüstungen, Notvorräte und bieten ein Forum für Gleichgesinnte. Ausdrücklich distanziert sich die Gemeinschaft von Preppern, "die gegen Staat und Gesellschaft aufhetzen".

Seit die Wellen hochschlagen, weil die Bundesregierung in ihrem neuen Zivilschutzkonzept unter anderem einen Notvorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser empfiehlt, verzeichnet die PGD-Seite deutlich mehr Zulauf. "Viele fragen sich, was los ist, warum das Konzept gerade jetzt kommt", sagt Blum. Das verunsichere die Menschen unnötig. Dabei sind die Ratschläge bekanntlich gar nicht neu. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt den Bürgern bereits seit Jahren umfassend Hinweise für Krisensituationen. "Wenn das regelmäßig kommuniziert würde, wäre das auch selbstverständlicher", sagt Blum.

"Manche glaubten, die ganze Welt habe sich verschworen"

Auch der Sozialpsychologe und Risikoforscher Ortwin Renn hält den Zeitpunkt für das überarbeitete Zivilschutzkonzept angesichts der verbreiteten Terrorangst für "problematisch". Das gebe denjenigen Nahrung, die ohnehin den offiziellen Verlautbarungen misstrauten. Auch viele Prepper meinen, die Regierung tue nicht genug, deshalb müssten sie selbst vorsorgen. Das Spektrum bei Preppern sei groß, sagt Renn, wenngleich für ihn mit dem Bunkerbau im Garten "eine Grenze überschritten ist". Manche glaubten, die ganze Welt habe sich verschworen.

Andere Motive seien Abenteuerlust oder das Gemeinschaftsgefühl unter Gleichgesinnten. "Man kann nicht alle als überängstliche Spinner abtun", sagt Renn. Es sei durchaus sinnvoll, Wasser und einen Notvorrat für ein paar Tage zu haben. Manche Prepper wie Jan Eisfeldt haben von Berufs wegen bereits Krisensituationen erlebt und wappnen sich deshalb entsprechend. Eisfeldt bietet in seinem Ausbildungszentrum für Überlebenstechniken in Schleswig-Holstein unter anderem ein "Prepper Training" mit Kursen in Selbstverteidigung, Durchschlagen aus Krisengebieten und Überlebenstechniken an.

Statt von Preppern spricht Eisfeldt lieber von "guten vorsorgenden Bürgern". Als Bundeswehrsoldat war der 40-Jährige in Bosnien und im Kosovo im Einsatz. Für das Technische Hilfswerk (THW) half er unter anderem beim Elbehochwasser. Da habe er gemerkt, dass staatliche Hilfe mitunter "etwas dauert". "Solche Erfahrungen machen nachdenklich", sagt Eisfeldt. "Deshalb die Vorsorge."

Quelle: ntv.de, Andrea Hentschel, AFP

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