Brotzeit bei Stoibers Schröder in Wolfratshausen
15.09.2007, 16:11 UhrBei Leberkäs und Weißbier hat Bayerns scheidender Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) zu einer "Brotzeit" in Wolfratshausen empfangen. Die einstigen Erzrivalen verstanden sich offenkundig blendend.
"Hoffentlich ein warmes Essen, ordentlich gekocht", witzelte Schröder, bevor er offiziell begrüßt wurde, über seine Erwartungen an den Empfang in Stoibers Doppelhaushälfte. Zumindest bei Journalisten weckte das Treffen Erinnerungen an das berühmte Frühstück Stoibers mit CDU-Chefin Angela Merkel 2002. Am 13. Januar 2002 hatte Merkel Stoiber dort die Kanzlerkandidatur angeboten.
"Weißwurst, Leberkäs und Tafelspitz hab ich", sagte Stoiber am Gartentor. Seine Frau Karin begrüßte den Gast mit "Servus, Herr Bundeskanzler."
"Selten so gut gegessen"
Schröders Hoffnungen wurden erfüllt: "Ich habe selten so gut gegessen", sagte er anschließend über Karin Stoibers Kochkünste. Stoiber sagte, man habe darüber gesprochen, "wie's war und wie's weitergeht". Schröder sagte, er könne keine Tipps für den Ruhestand geben. "Das muss jeder für sich selbst entscheiden." Jobangebote für Stoiber habe er "keine zu machen".
Auf den Unterschied der Brotzeit-Partner Merkel und Schröder angesprochen, antwortete Stoiber diplomatisch, beide seien große Persönlichkeiten. "Alles hat seinen Reiz."
Keine Blumen für Frau Stoiber
Schröder kam mit zwei schwarzen Luxuskarossen, aber ohne Blumen für Frau Stoiber. Die hatte reichlich aufgetischt: Es gab auch Salate, Schweinswürstl und selbst gemachte Fleischpflanzerl. Stoiber überredete Schröder, sich beim Getränk an bayerische Gepflogenheiten anzupassen: "Ich musste ihn überzeugen, keinen Weißwein zu trinken, sondern ein Weißbier. Das ging leichter als in der Politik." Die Auseinandersetzungen zur Zeit der rot-grünen Bundesregierung hätten den Respekt "nie tangiert". Damals pflegte Stoiber in jeder Wahlkampfrede zu rufen: "Die können's nicht! Die müssen weg!"
Der Altkanzler gratulierte Stoiber zu dessen künftigem Job als Bürokratie-Bekämpfer im EU-Auftrag. "Ein Null-Dollar-Job", betonte der CSU-Chef, der auf Druck seiner Partei Ende September seine Spitzenämter abgibt. Schröder sagte: "Das ist der Unterschied zwischen uns. Ich kann es mir nicht leisten, umsonst zu arbeiten." Der Ex-Kanzler fügte hinzu: "Wann kommt unsereiner Pensionär schon mal umsonst zu einem warmen Mittagessen." Schröders ist seit März 2006 Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG (NEGP), des deutsch-russischen Betreiberkonsortiums der geplanten Ostseepipeline.
Anlass des Besuchs war das hundertste Gründungsjubiläum des SPD-Ortsvereins im sozialdemokratisch regierten Wolfratshausen. Die Genossen luden Schröder zu einer Bierzeltrede ein. Als Stoiber vom Schröder-Besuch in der Zeitung gelesen hatte, lud er ihn spontan ein.
Quelle: ntv.de