Gottesdienst in Brüssel Torte ins Gesicht des Bischofs
07.11.2010, 14:10 Uhr"Aids könnte eine 'Art von immanenter Gerechtigkeit' für den Missbrauch der Liebe sein." Diese These stellt das Oberhaupt der katholischen Kirche in Belgien, Léonard, auf und schockiert damit seine Landsleute.

André-Joseph Léonard findet es ungerecht, wenn sich alternde Kinderschänder für ihre Taten verantworten sollen.
(Foto: dpa)
Der umstrittene belgische Bischof André-Joseph Léonard (71) hat von einem Unbekannten während eines Gottesdienstes in Brüssel eine Torte ins Gesicht gedrückt bekommen. Ein schwarz gekleideter junger Mann entkam unerkannt nach dem Tortenanschlag, der sich bereits am vergangenen Montag ereignete. Dies bestätigte eine Sprecherin des Erzbischofs von Mecheln-Brüssel, der auch Vorsitzender der belgischen Bischofskonferenz ist, am Wochenende.
Léonard steht seit Monaten wegen seines Verhaltens angesichts einer Serie von Missbrauchsfällen durch Priester und wegen Äußerungen über Homosexuelle in der Kirche und in der Öffentlichkeit in der Kritik. Er hatte gesagt, pensionierte Priester sollten sich in hohem Alter nicht mehr wegen des Missbrauchs von Jugendlichen während ihrer Amtszeit verantworten müssen. Auch seine Äußerung, die Immunschwächekrankheit Aids sei eine "Bestrafung" für Fehlverhalten, löste Empörung aus.
"Wie ein Geisterfahrer"
Vor wenigen Tagen trat Léonards Pressesprecher Jürgen Mettepenningen zurück. "Er verhält sich wie ein Geisterfahrer, der überzeugt ist, dass alle anderen in der falschen Richtung fahren", sagte Mettepenningen über den Erzbischof. Léonard gab sich einem Bericht der Zeitung "De Standaard" zufolge nach dem Tortenanschlag in der Kathedrale von St. Michael und St. Gudula gelassen. "Die Torte hat richtig gut geschmeckt", sagte er, nachdem Nonnen ihm die Kuchenreste aus dem Gesicht gewischt hatten. Er setzte den Gottesdienst fort und erstattete keine Anzeige.
Quelle: ntv.de, AFP