Panorama

Halluzinationen bei Mandela-Feier Schizophrener Dolmetscher irritierte

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Ist der Mann neben Präsident Obama ein Hochstapler oder ein verwirrter Mann, der an Schizophrenie leidet?

(Foto: dpa)

Kaum einer versteht den Dolmetscher auf der Trauerfeier für Nelson Mandela. Der Mann übersetzt völlig unverständlich und zieht damit den Zorn von Gehörlosen weltweit auf sich. Jetzt gibt der Dolmetscher eine abenteuerliche Erklärung ab.

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Thamsanqa Jantjie beteuert in mehreren Interviews, er leide an Schizophrenie.

(Foto: AP)

Es war völlig egal, was US-Präsident Barack Obama auf der Trauerfeier für Nelson Mandela sagte - der Gebärdensprachdolmetscher wedelte einfach nur mit den Armen, nutzte immer dieselben vier oder fünf Zeichen. Sinnlosen Quatsch habe er übersetzt, kritisieren Gehörlose, er sei unfähig und ein Betrüger. Jetzt verrät der Mann: Stimmen in seinem Kopf hätten ihn abgelenkt. Er sei psychisch krank und habe halluziniert, sagte Thamsanqa Jantjie südafrikanischen Medien. Gehörlose in Südafrika fühlen sich um ihren Abschied vom Nationalhelden Mandela betrogen.

Er leide unter Schizophrenie und nehme Medikamente gegen die Krankheit, verriet Jantjie der Zeitung "The Star". Am Dienstag stand er während der Trauerfeier direkt neben Obama oder UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Er wisse nicht, ob es die Wichtigkeit seiner Aufgabe oder die Freude war, die den Anfall auslöste, sagte der Mann aus dem Township Soweto der Zeitung. "Ich konnte nichts tun. Ich versuchte, mich zu kontrollieren und der Welt nicht zu zeigen, was los war." Zuvor hatte er der Nachrichtenagentur AP berichtet, er habe Visionen von Engeln gehabt, die ins Stadion kamen, in dem die Feier stattfand. Wegen der bewaffneten Polizisten um ihn herum habe er versucht, nicht in Panik zu geraten.

Für Verwirrung sorgt derweil, dass der Südafrikaner in anderen Interviews darauf beharrt, während der Trauerfeier gute Arbeit geleistet zu haben. Er dolmetsche bereits seit Jahren und nie habe sich jemand beschwert, sagte er dem Rundfunksender "Talk Radio 702". "Ich glaube, ich bin ein Champion in Gebärdensprache", sagte er. Auch im AP-Gespräch sagte er, er habe während der Zeremonie korrekt übersetzt.

Kein ausgebildeter Gebärdendolmetscher

Jantjie war von der südafrikanischen Regierung eingestellt worden. Er sollte nach eigenen Angaben etwa 60 Euro für den Arbeitstag erhalten. Nach Informationen des Fernsehsenders eNCA bekam er jedoch kein Geld.

Südafrikas stellvertretende Ministerin für Behinderte, Hendrietta Bogopane-Zulu, räumte ein, Jantjie sei kein ausgebildeter Gebärdensprachdolmetscher. Er könne sich aber in der Sprache verständigen und habe auch schon bei Gerichtsprozessen übersetzt. "Vielleicht beherrscht er nicht die zivilisierten Gebärden, die alle verstehen", sagte sie während einer Pressekonferenz. Die englischen Reden hätten ihn überfordert.

Indes sammelten sich vor dem Haus des Dolmetschers Journalisten. Er sorge sich um seine Familie und wolle sich deswegen nicht im Krankenhaus behandeln lasse, berichtete eine eNCA-Reporterin, die mit Jantjie gesprochen hatte.

Gehörlose hatten ihm vorgeworfen, er könne überhaupt nicht übersetzen und habe daher nicht die bekannten Zeichen für Mandela und keine Körpersprache genutzt.

Quelle: ntv.de, ppo/dsi/dpa

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