Afroamerikaner tödlich getroffen US-Polizist quittiert Dienst nach Todesschuss
11.07.2017, 09:33 Uhr
Der Freispruch für den Polizisten Jeronimo Yanez empörte viele Menschen in St. Anthony.
(Foto: AP)
Bei einer Verkehrskontrolle erschießt ein Polizist einen Schwarzen - vor den Augen von Frau und Kind. Im Prozess erreicht der Beamte einen Freispruch, was in der afroamerikanischen Gemeinde Protest auslöst. Nun scheidet der 29-Jährige aus dem Polizeidienst aus.
Ein Jahr nach den tödlichen Polizeischüssen auf den Afroamerikaner Philando Castile, dessen Todeskampf live auf Facebook übertragen wurde, ist der verantwortliche Beamte aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Der 29-jährige Jeronimo Yanez habe "freiwillig" einem Aufhebungsvertrag zugestimmt, teilte die Stadtverwaltung von St. Anthony im Bundesstaat Minnesota mit. Damit sei "ein Teil dieser schrecklichen Tragödie zu einem Abschluss gebracht" worden.
Yanez hatte im Juli 2016 den 32-jährigen Autofahrer Castile bei einer Verkehrskontrolle erschossen. Castiles Lebensgefährtin Diamond Reynolds hatte ihren sterbenden Freund gefilmt, die Aufnahme wurde live bei Facebook übertragen und sorgte landesweit für Entsetzen. Die vierjährige Tochter von Reynolds saß während des Vorfalls auf dem Rücksitz.
Nach Aussage von Reynolds war das Auto wegen eines kaputten Rücklichts angehalten worden. Castile habe dann dem Polizisten gesagt, dass er legal eine Waffe dabei habe. Als er seinen Waffenschein und die Fahrzeugpapiere herausholen wollte, habe der Polizist auf ihn geschossen. Ein kürzlich veröffentlichtes Video aus dem Polizeiwagen zeigt, dass der Wortwechsel zwischen Castile und Yanez weniger als eine Minute dauerte.
Drei Millionen Dollar Entschädigung
In einem Strafprozess wurde der Polizist im Juni aber in allen Punkten freigesprochen. Dies löste heftige Proteste in Minnesota aus. Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben in den vergangenen Jahren in den USA wiederholt für Empörung und Aufruhr gesorgt. Verurteilungen von Polizisten sind selten.
Kurz nach dem Freispruch hatten sich die Angehörigen Castiles mit der Stadt St. Anthony, einem Vorort von Minnesotas Hauptstadt St. Paul, auf eine Entschädigung geeinigt. Die Stadt zahlt der Familie knapp drei Millionen Dollar (2,7 Millionen Euro). Mit der außergerichtlichen Einigung wurde ein Zivilprozess vor einem Bundesgericht abgewendet.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP