Panorama

Ölpest bis "weit in den Herbst" US-Wirtschaft beeinträchtigt

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Noch immer läuft das Öl geradezu ungebremst ins Meer,

(Foto: dpa)

Die Beseitigung der gröbsten Schäden nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wird sich nach offziellen Angaben noch monatelang hinziehen. US-Präsident Obama sieht auch erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft der USA. Für den Ölkonzern BP steigen derweil die Kosten.

US-Präsident Barack Obama erwartet von der Ölpest im Golf von Mexiko erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in den USA. "Die wirtschaftlichen Folgen dieser Katastrophe werden beachtlich und dauerhaft sein", sagte Obama nach einem Treffen mit Mitgliedern seines Kabinetts und anderen Regierungsmitgliedern im Weißen Haus anlässlich der seit fast 50 Tagen andauernden Ölpest.

Gleichzeitig erneuerte der Präsident seine Forderung an den Ölkonzern BP, die Bewohner der betroffenen US-Küstenregion zügig zu entschädigen. Seine Regierung werde aufmerksam verfolgen, ob der Konzern seinen Verpflichtungen nachkomme, sagte Obama nach der Sitzung weiter.

Immer mehr Teerklumpen

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Die Zahl der verölten Tiere steigt ständig.

(Foto: dpa)

Die gröbsten Umweltschäden zu beseitigen, werde bis weit in den Herbst dauern, sagte derweil Thad Allen, Einsatzchef der US-Regierung im Kampf gegen die Katastrophe. "Wir werden mit dem Öl oder den Folgen des Öls noch zu tun haben, lange nachdem das Bohrloch gestopft ist", sagte Allen. Der BP-Konzern hofft, die außer Kontrolle geratene Quelle bis August verschließen zu können. Öl, das zu diesem Zeitpunkt auf dem Meer schwimme, werde die Einsatzkräfte dann noch vier bis sechs Wochen in Atem halten, sagte der Chef der Küstenwache.

Im Nordwesten Floridas spülen die Wellen immer mehr Teerklumpen an die schneeweißen Strände, Helfer finden weiter verölte Vögel. BP bezifferte seine Kosten durch die Ölpest auf inzwischen 1,25 Milliarden US-Dollar (1,04 Milliarden Euro).

"Niemand sollte zufrieden sein"

Allen dämpfte die Freude über Erfolgsmeldungen, nach denen BP mit einer Art umgekehrtem Trichter mittlerweile fast 1600 Tonnen Öl pro Tag abfängt, bevor es ins Meer gelangen kann. "Wir machen Fortschritte, aber niemand sollte zufrieden sein, solange da noch Öl im Wasser ist", warnte Allen. Man versuche aber, die aufgefangene Menge zu erhöhen und nähere sich rund 2000 Tonnen pro Tag, sagte der Admiral. Die Operation verlaufe "recht gut".

Das Öl sei ein "heimtückischer Feind" für die Strände, das Marschland und die Tierwelt, hatte Allen zuvor im Fernsehen gesagt. "Das ist ein sehr, sehr, sehr großes Problem." Das Öl habe sich in den vergangenen Wochen in "Hunderttausende Flecken" aufgeteilt, das "in viele verschiedene Richtungen" gehe, erläuterte er.

Überwachung der Gewässer verstärkt

Wie viel Öl aus dem Leck kommt, schwankt nach offiziellen Schätzungen zwischen 1600 und 3400 Tonnen täglich. Bislang wurden rund 48.000 Tonnen Rohöl nach Angaben des britischen Öl-Unternehmens vor der amerikanischen Küste abgeschöpft. BP hatte in der vergangenen Woche einen Deckel über das defekte Rohr in 1500 Meter Tiefe gestülpt. Seitdem wird das Öl teilweise auf ein Schiff gepumpt.

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Nicht alle können die Helfer retten.

(Foto: dpa)

Die Behörden verstärkten derweil die Überwachung der Gewässer vor der Inselkette der Florida Keys und des Nationalparks Dry Tortugas, da sich das Öl im Uhrzeigersinn gen Osten auf den "Sonnenscheinstaat" zu bewegt. Laut Medien wurden derweil aber auch im Westen, in Texas, tote Vögel gefunden, deren Gefieder von Öl verklebt ist. Das Öl verteilt sich laut Allen fleckenartig über mehr als 300 Kilometer auf dem Wasser, wodurch die Eindämmung deutlich erschwert werde.

"Sehr ernste" finanzielle Konsequenzen

Die Ölpest verseucht zunehmend die Küsten in vier Bundesstaaten. Über 20.000 Helfer sind im Einsatz, darunter mehr als 17.000 Soldaten der Nationalgarde. Hunderte Arbeitslose seien für die Reinigung der Küsten eingestellt worden, 4500 sollen es werden, hieß es.

Die jüngste Kostenberechnung umfasse lediglich den direkten Kampf gegen die Katastrophe, erklärte der britische Ölgigant. Mögliche Folgekosten und Schadenersatzansprüche seien darin noch gar nicht enthalten. "Die finanziellen Konsequenzen dieses Ereignisses werden zweifellos sehr ernst sein, aber BP ist ein starkes Unternehmen und hat schon viele Stürme durchschifft", erklärte BP-Chef Tony Hayward.

Angesichts der beginnenden Hurrikan-Saison erproben BP-Ingenieure weitere Methoden, um den Abfluss von Öl und Gas einzudämmen. Zum einen soll bis Mitte Juni ein weiteres Steigrohr zum Auffangschiff eingerichtet werden. Entlastungsbohrungen an zwei Quellen laufen laut BP nach Plan. Sie sollen Anfang August einsatzbereit sein.

Am 20. April war die von BP betriebene Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem strömen laut Schätzungen von Regierungsexperten täglich zwischen 1,9 und drei Millionen Liter Öl ins Meer. BP unternahm verschiedene Versuche, die Ölpest einzudämmen. Unter anderem scheiterten die Bemühungen, eine riesige Stahlglocke über das lecke Bohrloch zu stülpen oder dieses mit Schlamm und Gummiabfällen abzudichten.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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