Milliarden an BP-Aktionäre USA fordern Entschädigung
05.06.2010, 16:56 UhrUS-Präsident Obama fordert von BP angesichts von Milliarden-Dividenden an Aktionäre eine angemessene Entschädigung für die Betroffenen im Golf von Mexiko. Der Verursacher der verheerenden Ölpest habe dazu "moralische und rechtliche Verpflichtungen".
US-Präsident Barack Obama hat vom BP-Konzern angemessene Entschädigungen für die Betroffenen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gefordert. Das Unternehmen solle sich angesichts hoher Dividenden für seine Aktionäre nicht davor drücken, sagte Obama bei seinem dritten Besuch in der Krisenregion. BP-Manager Doug Suttles äußerte sich derweil zuversichtlich über die Erfolgschancen eines neuen Versuchs zur Eindämmung der Ölpest.
BP habe "moralische und rechtliche Verpflichtungen" im Zusammenhang mit den Schäden am Golf von Mexiko, sagte Obama. Er verwies auf die Dividenden in Höhe von mehr als zehn Milliarden Dollar (8,3 Milliarden Euro), die BP an seine Aktionäre auszahlen will, sowie auf die 50 Millionen Dollar teure TV-Kampagne, mit der der Ölkonzern sein Image retten will. Er habe kein Problem damit, wenn der Konzern den Verpflichtungen gegenüber seinen Aktionären nachkomme. "Aber ich will nicht hören, dass sie - wenn sie dieses Geld für Aktionäre und TV-Spots ausgeben - Fischer und Kleinunternehmer hier am Golf, die eine schwere Zeit durchleben, mit kleinen Beträgen abspeisen", sagte der Präsident.
Es war das dritte Mal seit Beginn der Ölpest Ende April, dass Obama die Krisenregion besuchte. In der nächsten Woche will er im Weißen Haus die Angehörigen der elf Arbeiter empfangen, die bei der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April ums Leben kamen. Seither strömten bereits mindestens 75 Millionen Liter Öl ins Meer.

Der Ölschlick hat die kleine Insel Queen Bess vor der Küste Louisianas erreicht.
(Foto: AP)
Am Samstag wurde Obamas wöchentliche Radioansprache von Grand Isle im von der Ölpest besonders betroffenen Bundesstaat Louisiana aus ausgestrahlt. Die Ölkatastrophe habe nicht nur hohe Kosten verursacht, sondern "ganze Gemeinschaften auf den Kopf gestellt", sagte Obama. Er sicherte zu, dass seine Regierung alles unternehmen werde, um die Schäden der Ölpest zu beseitigen und eine weitere derartige Katastrophe zu verhindern. "Wenn Gesetze unzureichend sind, werden die Gesetze geändert", versprach der Präsident.
BP setzt Behälter über Ölleck
Am Donnerstag hatte BP mit Unterwasser-Robotern in rund 1600 Metern Tiefe einen Trichter auf die gekappte Steigleitung des defekten Bohrlochs gestülpt. Der Trichter sollte das Abpumpen eines Großteils des ausströmenden Öls ermöglichen.
BP-Einsatzleiter Doug Suttles zeigte sich zuversichtlich, dass die Trichterkonstruktion den Ölfluss ins Meer letztlich deutlich einschränken werde. "Es wird das Öl nicht komplett einfangen, aber wohl einen großen Teil," sagte er dem Sender ABC. BP ernannte den US-Manager Bob Dudley als Chef einer neuen Einheit für Katastrophenmanagement, die auch nach den unmittelbaren Reinigungsarbeiten mit den Behörden und den betroffenen Anwohnern zusammenarbeiten soll. Für Juni kündigte der Konzern eine zweite Rate von Entschädigungszahlungen an.
Öl erreicht Hauptbrutstätte für Pelikane
Nach einer Studie der Universität von Miami erstreckt sich der Ölteppich im Golf inzwischen auf einer Fläche von rund 25.000 Quadratkilometern. Nach Louisiana, Mississippi und Alabama bereiteten sich auch die Behörden von Florida auf eine Verseuchung der Küsten vor.
An der Küste Louisianas erfasste das Öl eine der Hauptbrutstätten für Pelikane. Heftige Winde trieben den Ölschlick in der Nacht zum Freitag bis zur Pelikan-Kolonie auf der kleinen Insel Queen Bess, wie die US-Einsatzzentrale meldete. Tierschützer entdeckten 60 völlig verklebte Vögel, darunter 41 Pelikane.
Quelle: ntv.de, AFP