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#BloggerfuerFluechtlinge Vom guten Gefühl, willkommen zu heißen

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(Foto: #BloggerfuerFluechtlinge)

Blogger Paul Huizing bringt Kleidung für Flüchtlinge in die Berliner LaGeSo und fährt mit einem schalen Gefühl wieder weg. Zwei Wochen später ist seine Initiative #BloggerfuerFluechtlinge eine Erfolgsgeschichte.

"Meine Eltern waren die Nutznießer des Wirtschaftswunders, ich bin ein Kind der Wiedervereinigung. Wir haben hier alle verdammt großes Glück gehabt und ein bisschen davon wollte ich weitergeben", schreibt Paul Huizing am 22. August auf seinem Blog. Zuvor hatte er Kleidung für Flüchtlinge in einer neu eingerichteten Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Schöneberg abgegeben.

"Doch irgendwie fühlte sich das an, als ob das ein bisschen wenig wäre", erzählt Huizing keine zwei Wochen später n-tv.de. Er sprach mit Bloggerkollegen darüber, ob man nicht "mit Menschen im Netz mehr Hilfe organisieren kann". Vielleicht ein paar Spenden sammeln? Inzwischen ist daraus die Aktion #BloggerfuerFluechtlinge geworden.

Noch immer kann Huizing kaum fassen, was er und mit ihm viele andere Vlogger, Bloggerinnen und Podcaster in dieser kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben: Über 90.000 Euro sind bereits zusammengekommen. Damit werden nun zwei Dutzend Projekte in ganz Deutschland unterstützt, die sich um Soforthilfe, um Sprachausbildung, um Flüchtlingskinder oder um Integration kümmern. Nicht nur in Berlin sind die Behörden total überfordert und unterfinanziert.

Lauter als die anderen

Dabei war die Idee denkbar simpel: "Schreibe oder sprich zur Flüchtlingssituation. Sage, warum es wichtig ist, dass wir uns alle um die Flüchtlinge kümmern. Verweise auf diese Spendensammlung", stand in dem ersten Aufruf. Unzählige Blogbeiträge sind seitdem erschienen mit Berichten über Hilfsaktionen oder Erinnerungen an Flüchtlingsschicksale. "Es gibt einfach wahnsinnig viele Leute, die gerade ihre Familiengeschichte aufarbeiten und sagen, mich würde es gar nicht geben, wenn meine Großeltern oder Eltern nicht als Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen worden wären." Daran zu erinnern, ist vielen wichtig.

Mehr aber geht es darum, über die ganzen Blogposts zu zeigen, dass "wir die Kraft haben, Flüchtlinge willkommen zu heißen", beschreibt Huizing sein Anliegen und das seiner Mitstreiter. "Das sind Menschen, die kommen aus dem Krieg, die haben vielleicht einen Koffer dabei und ein meist nur noch halbgut funktionierendes Handy, das ist es dann auch schon. Die müssen wir unterstützen."

Anders als man nach den Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte denken könnte, gebe es eine breite Zustimmung für eine Willkommenskultur in Deutschland. Das könne man jetzt in großer Vielfalt im Netz nachlesen. "Blogger schreiben ja aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen heraus. Der Foodblogger sagt vielleicht, kann ich in einem Flüchtlingsheim kochen? Die Modebloggerin versteigert stattdessen Sachen von Modelabels und spendet das Geld", erzählt Huizing.

Starke Erfahrung

Die Willkommensbotschaft sei allen wichtig, aber das Geldsammeln sei auch "ein hervorragender Nebeneffekt, mit dem wir sofort Hilfe leisten können". Inzwischen hat die Initiative eine eigene Webseite, über 1000 Blogger tauschen sich über die dazugehörige Facebookgruppe aus. Einer hat einfach ein Logo entworfen, Plakate und Aufkleber werden gerade gedruckt.

Nun stehen #BloggerfuerFluechtlinge vor dem nächsten Schritt. "Ich habe vor zwei Wochen nicht gedacht, dass ich das alles erleben werde", sagt Huizing sichtlich beeindruckt. "Jetzt haben sich wahnsinnig viele Leute formiert und wir lassen die Vorstellung zu, dass das vielleicht was werden kann, das länger bleibt. Darüber zerbrechen wir uns nun die Köpfe, wie wir dauerhaft und länger helfen können."

Quelle: ntv.de

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