Zwischenfall beim Notruf Wenn die 112 einfach auflegt
08.06.2011, 14:00 Uhr
Im Notfall sollten Ersthelfer immer zunächst die 112 wählen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Hamburgerin versucht, für eine bewusstlose Passantin einen Arzt zu alarmieren. Doch der Mann vom Notruf reagiert abweisend, legt am Ende sogar auf. In ihrem Blog beschwert sie sich daraufhin öffentlich - und löst einen Sturm der Empörung aus.
In Hamburg bricht eine Frau auf offener Straße zusammen. Eine Passantin will helfen und ruft den Notruf 112 an. Was dann passiert, klingt wie der Albtraum eines jeden Ersthelfers: Der Mitarbeiter in der Leitstelle der Feuerwehr reagiert unwirsch, versteht die angegebenen Informationen offenbar falsch, wird zum Schluss regelrecht unfreundlich - und legt einfach auf. Ob jetzt ein Notarzt unterwegs ist, sagt er nicht.
So schildert jedenfalls die Passantin, eine Bloggerin aus Hamburg, den Fall auf ihrer Internetseite. Das Ganze soll sich in der Nähe des Verlagsgebäudes von Gruner & Jahr am Baumwall zugetragen haben. Auf Nachfrage von n-tv.de bestätigt die Frau ihre Version der Geschichte, für die sie auch Zeugen habe. "So kann man doch nicht mit Leuten umgehen, die einen Notfall melden", sagt die Bloggerin.
Ihren Namen will sie lieber nicht verraten. Denn mit ihrem Blogeintrag über den Vorfall, den sie gestern kurz vor Mitternacht ins Netz stellte, hat sie eine regelrechte Welle der Empörung losgetreten. "Seit gestern hat der Eintrag 9000 Klicks bekommen, die Resonanz hat mich völlig überrollt", sagt sie. Unter den Kommentaren auf ihrer Seite findet sich viel Lob - aber auch Kritik. Einige User werfen ihr vor, völlig falsch gehandelt zu haben. Doch die Vorwürfe weist sie zurück. "Während ich angerufen habe, haben sich andere Passanten um die Frau gekümmert", erklärt sie. Außerdem sei umgehend ein zweiter Notruf abgesetzt worden. Kurz darauf sei der Krankenwagen da gewesen.
Eine Beschwerde bei der Feuerwehr Hamburg habe sie bisher nicht eingereicht - doch das war am Tag danach auch gar nicht mehr nötig. "Ein Mitarbeiter von uns hat den Blogeintrag heute morgen gelesen und weitergeleitet", erklärt der Hamburger Feuerwehrsprecher Manfred Stahl. Jetzt gehe man den Vorwürfen intern nach. Alle Notrufe werden zur Qualitätssicherung aufgezeichnet, so Stahl Sobald man den entsprechenden Anruf gefunden habe, könne man das Verhalten des Mitarbeiters bewerten. Wie bald das möglich ist, wisse er jedoch nicht. Auf Hamburg rollt gerade eine Unwetterfront zu, da habe man alle Hände voll zu tun. "Ich wünschte nur die Dame hätte uns direkt informiert", fügt Stahl hinzu, "statt das im Internet zu schreiben."
Die Feuerwehr liest den Blogeintrag - jetzt wird geprüft
Ob der Mitarbeiter der Leitstelle wirklich einen Fehler gemacht habe, lässt sich erst nach eingehender Analyse des Anrufs sagen. Dass die Notrufzentrale ein bestimmtes Fragenprotokoll abarbeitet, ist ganz normal, sagt Torsten Gräser von der Feuerwehr Berlin. "Das Wichtigste ist die Adresse", sagt Gräser. Dann fragen die sogenannten Disponenten am Telefon, was genau passiert ist. Dafür hätten sie komplexe Fragebögen, so Gräser, mit denen sie Art und Schwere des Notfalls beurteilen können. "An dieses Protokoll müssen sie sich halten, damit sie die richtigen Einsatzmittel auf den Weg schicken", sagt Gräser.
Was bei diesem Fall in Hamburg vielleicht schiefgelaufen sein könnte, mag Gräser nicht zu beurteilen. Allerdings gibt er zu bedenken, dass allein in Berlin von den täglich 3000 Anrufen nur etwa ein Drittel auch zu Einsätzen führen. Oft würden Leute aus lauter Langeweile oder aus Spaß anrufen. "Da wird dann schon mal das Handy ohne SIM-Karte ausprobiert, oder Leute wollen sich einfach nur unterhalten." Ein Mitarbeiter könne da schon mal abstumpfen, erklärt Gräser.
Dass ihr Notruf in Hamburg als Scherz aufgefasst wurde, glaubt die Bloggerin nicht. "Dafür war ich zu ernst." Sie habe ihren vollen Namen und ihre Handynummer genannt, "deswegen glaube ich nicht, dass der sich verarscht gefühlt hat." Dass im Internet so viel Wirbel um die Geschichte gemacht wird, das habe sie aber gar nicht gewollt. "Mir würde es schon reichen, wenn man ihn darauf hinweist, dass seine Art zu kommunizieren in dem Fall einfach schlecht war", so die Frau. "Wegen mir muss derjenige jetzt nicht seinen Job verlieren."
Quelle: ntv.de