Hassprediger nicht freigelassen Al Kaida tötet britische Geisel
03.06.2009, 10:20 UhrZuerst gab es nur eine Mitteilung auf einer Website. Doch nun geht auch London davon aus, dass ein in Westafrika entführter Brite von der Al Kaida ermordet worden ist. Dies sei ein "entsetzlicher und barbarischer Akt des Terrors", hieß es.
Al-Kaida-Terroristen haben offenbar eine britische Geisel in Westafrika ermordet. Der etwa Anfang 60 Jahre alte Mann war seit dem vergangenen Januar in Mali gefangen gehalten. Mit ihm waren auch eine Deutsche, die im April freigelassen wurde, und zwei Schweizer festgehalten worden. Nachdem bereits die Terroristen mitgeteilt hatten, den Briten ermordet zu haben, geht nun auch die britische Regierung von dem Tod des Mannes aus.
Großbritanniens Premierminister Brown erklärte, es gebe "gute Gründe", von der Ermordung der britischen Geisel auszugehen. Das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE hatte zuvor mitgeteilt, dass das Terrornetz auf einer einschlägigen Internetseite die Ermordung des Briten bekannt gegeben hatte. Demnach sei er am 31. Mai umgebracht worden. Laut SITE konnte die Echtheit der Internet-Botschaft jedoch zunächst nicht eindeutig geklärt werden. Inzwischen bestätigten auch algerische Behördenkreise, dass die Extremisten den Mann umgebracht hätten.
Brown bezeichnete die Ermordung als "entsetzlichen und barbarischen Akt des Terrors". Er versicherte im Parlament, "die Täter werden zur Strecke gebracht und angemessen bestraft". Diese Tat bekräftige den Willen Großbritanniens, noch stärker gegen den Terrorismus vorzugehen.
Hassprediger gilt als "bedeutender islamischer Terrorist"
Die malische Al Kaida hatte wiederholt von der britischen Regierung gefordert, den islamistischen "Hassprediger" Abu Katada freizulassen, der in einem britischen Gefängnis einsitzt. Die britischen Behörden betrachten Abu Katada als "bedeutenden islamischen Terroristen" und verweisen auf 18 Videokassetten mit Predigten des Geistlichen, die in der deutschen Wohnung von drei der Attentäter des 11. September 2001 gefunden worden seien. Allerdings reichte das Belastungsmaterial nicht, um den Verdächtigen in Großbritannien vor Gericht zu stellen.
Ein spanischer Richter bezeichnete ihn als rechte Hand der Extremistengruppe Al Kaida in Europa. Großbritanniens oberstes Gericht hat die Ausweisung Katadas nach Jordanien genehmigt. In Jordanien wurde er im Zusammenhang mit Anschlägen aus dem Jahr 1998 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.
Schicksal von entführtem Schweizer unklar
Die Touristen waren nach dem Besuch eines Kulturfestivals in Niger von einheimischen Rebellen entführt und ins benachbarte Mali verschleppt worden. Dort sollen sie an Mitglieder des nordafrikanischen Arms der Terrororganisation verkauft worden sein. Der ermordete Brite sprach fließend deutsch und arbeitete zuvor in Österreich. Die 77 Jahre alte entführte Deutsche aus Mühltal bei Darmstadt kehrte Ende April aus Mali zurück. Mit ihr wurde auch eine Schweizerin aus der Geiselnahme entlassen. Ein Schweizer ist noch in der Hand von Al Kaida. Sein Schicksal gilt als unklar.
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa