Politik

Misere im Gesundheitswesen Arzneimittelausgaben weiter senkbar?

BPI: Arzneimittelausgaben müssen als Sündenbock herhalten - AABG löst GKV-Probleme nicht

Die heute von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vorgelegte Finanzentwicklung der gesetzlichen Krankenkassen zeigt nach Auffassung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), dass eine grundlegende Reform der Krankenversicherung dringend notwendig ist. Das Defizit in Höhe von 6,19 Milliarden Mark für die ersten drei Quartale, das sich nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums bis Jahresende auf vier Milliarden Mark reduziert haben soll, sei "überwiegend hausgemacht ", sagte BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans Sendler. Mit dem ständigen Verweis auf die Steigerungen der Arzneimittelausgaben werde nur versucht, von den eigentlichen Ursachen des Finanzdefizits abzulenken und den Versicherten einen Sündenbock zu präsentieren.

Die von der Krankenkassen angekündigten Beitragssatzerhöhungen von durchschnittlich 0,5 Prozent, so erklärte Sendler, bedeuteten einen Finanzierungsbedarf von knapp zehn Milliarden Mark. Die Arzneimittelausgaben machten davon allenfalls ein Viertel aus. Durch das Festbetragsanpassungsgesetz würden zu Beginn des kommenden Jahres 750 Millionen Mark und durch Direktzahlungen der Pharmaindustrie weitere 400 Millionen Mark in die Kassen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gespült. Der BPI-Hauptgeschäftsführer: "Damit halbiert sich die Belastung der GKV durch die Mehrausgaben für Arzneimittel nahzu. "

Das Bundesgesundheitsministerium habe richtig erkannt, betonte Sendler, dass es es für den Anstieg der Arzneimittelausgaben triftige Gründe gibt. Zu einer patientengerechten Versorgung gehöre die verstärkte Verordnung innovativer Arzneimittel - insbesondere für schwere Krankheiten - ebenso wie die stärkere Verlagerung hin zu einer ambulanten Versorgung und damit verbunden höheren Arzneimittelausgaben.

Der BPI-Hauptgeschäftsführer kritisierte, es werde stets übersehen, dass das Preisniveau von Arzneimitteln seit Jahren stabil ist. Mit rund einem Prozent Preissteigerung liege der Anstieg deutlich unter der allgemeinen Teuerungsrate. "Im Festbetragsbereich ist die Preisentwicklung sogar rückläufig", sagte Sendler.

Der BPI-Hauptgeschäftsführer: "Wenn gerade bei den preisgünstigen Arzneimitteln durch die Einführung einer Aut-idem-Regelung noch mehr gespart werden soll, ist dies ein falscher Ansatz. Damit wird nicht nur der Wettbewerb innerhalb des Arzneimittelmarktes behindert, sondern auch die Patientensicherheit aufs Spiel gesetzt." Selbst die Krankenkassen gingen davon aus, dass mit der Verschiebung von günstigen hin zu noch günstigeren Präparaten nicht mehr maßgeblich gespart werden könne. Sendler: "Das Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetz (AABG) löst die Probleme der GKV nicht."

Pressemitteilung des BPI

Quelle: ntv.de

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