Politik

Pegida und viele Gegendemos "Bärgida" will zum Brandenburger Tor

Sie gehen Montag für Montag gegen die angebliche Islamisierung und gegen mehr Asylbewerber auf die Straße. Ende 2014 erhielt "Pegida" in Dresden immer mehr Zulauf. Nun soll es auch einen Aufmarsch des Ablegers "Bärgida" in Berlin geben, nachdem die erste Aktion gefloppt war - mangels Teilnehmern.

Am Anfang waren es ein paar hundert Menschen, die in Dresden auf die Straße gingen. Vor Weihnachten hat die Gruppe "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (kurz Pegida) rund 17.500 Menschen mobilisiert - so viele wie nie zuvor. Am Montagabend ruft das islamkritische Bündnis zum ersten Treffen im neuen Jahr auf. Erstmals ist auch ein antiislamischer Protestzug durch die Hauptstadt angekündigt.

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"Pegida" nennen ihre Demonstrationen verharmlosend "Spaziergänge".

(Foto: dpa)

Das Berliner Bündnis "Bärgida" (Berliner Patrioten gegen Islamisierung des Abendlandes) soll vom Alten Stadthaus zum Brandenburger Tor ziehen. Rund 300 Teilnehmer werden erwartet. Als "Pegida"-Ableger wollen sie gegen die angebliche Überfremdung durch Flüchtlinge und Islamisierung des Landes demonstrieren.

Berliner gegen "Bärgida"

Weit massiver als die Patrioten mobilisieren dagegen die "Bärgida"-Gegner. Diese wenden sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und machen sich für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland stark. Allein die Türkische Gemeinde will am Brandenburger Tor am Montagabend 10.000 Demonstranten auf die Straße bringen. Linke Gruppen wollen sich nahe der Innenverwaltung an der Klosterstraße versammeln und dann ebenfalls zum Brandenburger Tor laufen.

Auch die Kampagne "Zusammen handeln" agiert gegen Pegida und seinen Berliner Ableger. Dort werden rund 500 Teilnehmer erwartet. Mit ebenso vielen Menschen rechnen die Veranstalter der Kundgebung "No Bergida - gegen Rassismus und völkische Propaganda". Auch die Grünen wollen unter dem Motto "Kein Platz für Rassisten" auf die Straße gehen. Die Polizei will ein Aufeinandertreffen der Demonstranten und Gegendemonstranten mit einem Großaufgebot an Beamten verhindern.

Pleite bei erster "Bärgida"-Aktion

Hinter "Bärgida" steht der im Sommer vergangenen Jahres gegründete "Verein für die Förderung von Patriotismus und Völkerverständigung". Deren Hauptakteur ist nach Angaben des Berliner "Tagesspiegel" Karl Schmitt aus Reinickendorf. Der 60-Jährige saß bis vor zehn Jahren für die CDU in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung und war nach seinem Parteiaustritt in mehreren rechten Splittergruppen aktiv, bevor er die "Patrioten" gründete.

Bereits vor zwei Wochen hatte "Bärgida" eine Aktion am Brandenburger Tor geplant. Ganze drei Sympathisanten fanden sich dort ein, der geplante Protest fiel mangels Teilnehmern aus.

Neben Berlin wollen Ableger der Bewegung auch in Köln auf die Straße gehen. Dort soll allerdings  aus Protest gegen die Pegida-Demonstration die Außenbeleuchtung des Doms, das Wahrzeichen der Stadt, abgeschaltet werden.

Viel Zulauf in Dresden, aber auch Protest

In Dresden haben zwei Musikbands zu einem symbolischen "Neujahrsputz" des Pegida-Kundgebungsortes aufgerufen. Dort waren in den vergangenen Wochen mehrere tausend Demonstranten im Namen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" auf die Straße gegangen. Zur ersten Kundgebung im Oktober 2014 waren lediglich 350 Menschen gekommen - die Gruppe aber erhielt rasanten Zulauf. Unter dem Deckmantel der Gruppe verbirgt sich ein Protest gegen diverse Themen: angeblicher Asylmissbrauch, muslimische Extremisten, eine Verwässerung der deutschen Kultur, die Zuwanderung von Wirtschaftsflüchtlingen.

Initiiert wurde Pegida von dem mehrfach vorbestraften Dresdner Lutz Bachmann, Betreiber einer Foto- und PR-Agentur. Die Gruppe will den Organisatoren zufolge zwar "nicht in die rechte Ecke gestellt" werden, ein Teil der Demonstranten auf ihren Kundgebungen aber sind offenkundig Rechtsextreme.

"Kälte, ja sogar Hass"

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, warnt Christen vor einer Teilnahme an den islamfeindlichen Kundgebungen. "Wir können nicht das Abendland verteidigen, indem wir den Islam als Feind ausrufen", sagte der im November aus dem Amt geschiedene Schneider der "Rheinischen Post". Christinnen und Christen hätten auf diesen Kundgebungen nichts zu suchen. Schneider warnte die Politik davor, Forderungen der Pegida-Protestler aufzunehmen: "Hier müssen wir widersprechen und deutlich sagen, dass das Unsinn ist."

Experten ordnen Teile der Organisatoren und Demonstranten von Pegida dem rechtsextremen Spektrum zu. Genährt wird die Bewegung nach Ansicht von Sozialforschern von einer diffusen Angst vor sozialem Abstieg. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in ihrer Neujahrsansprache dazu aufgerufen, sich nicht den Demonstrationen anzuschließen. Die Organisatoren hätten oft "Kälte, ja sogar Hass" in ihren Herzen.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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