Kurze Haare und sportlich Die Fremden in der Frühlingsstraße
08.11.2011, 17:24 Uhr
Das Haus in der Frühlingsstraße.
(Foto: dapd)
Die Spur zum Polizistenmord von Heilbronn führt nach Zwickau. In der sächsischen Stadt lebten zwei Männer und eine Frau dreieinhalb Jahre zurückgezogen in einer Wohnung. Dort kam es am Freitag zu einer Explosion, Nachbarn riefen die Polizei.
Die Bäckersfrau kann sich nur an die Frau erinnern. Freundlich sei sie gewesen. Und unauffällig. "Zweimal war sie bei uns im Laden." Aber meistens sei sie nur mit dem Fahrrad vorbeigefahren. "Ich hätte der das alles nie zugetraut", flüstert die Bäckerin noch. Die 36-jährige soll nach den Worten des Stuttgarter Generalstaatsanwalts Klaus Pflieger zur Tätergruppe gehört haben, aus der 2007 die tödlichen Schüsse auf die Heilbronner Polizistin Michele K. abgegeben wurden. Am Montag stellte sie sich den Ermittlern. Ihre beiden Mitbewohner sind tot.
Wenige hundert Meter vom Bäcker entfernt steht der Rest eines Doppelhauses. Am vergangenen Freitag wurde eine Hälfte durch eine Explosion nahezu völlig zerstört. Dort gab es im Erdgeschoss bis Februar noch ein griechisches Restaurant. Und oben wohnte seit Anfang 2008 unter dem Namen Susann die 36-Jährige gemeinsam mit zwei Männern.
Der Nachbarschaft blieb das Trio weitgehend fremd. Zwei Häuser weiter wohnt Joseph Hergert mit seiner Familie. Der 57-Jährige sagt, ihm sei aufgefallen, dass alle drei immer nur schwarz getragen hätten. "Aber dagegen ist ja nichts zu sagen, ich habe auch schwarze Sachen", sagt Hergert.
Von Verbindungen zur Neonazi-Szene sei nichts bekannt gewesen. Kurz geschorene Haare hätten die beiden Männer gehabt, das ja. Er habe sich geärgert, dass die Männer - anders als die Frau - "nie 'Guten Tag' gesagt haben". Aber "ich fand das gut, dass sie so sportlich sind". Einen Fitnessraum mit Hanteln sollen sie in der Wohnung gehabt haben, er selbst habe sie auf der Straße öfter auf hochwertigen Mountain-Bikes und beim Joggen gesehen.
Am Freitagnachmittag war die 36-Jährige überraschend zu Besuch bei Hergerts gewesen. Seine Tochter sei dagewesen, sagt Hergert. "Sie hat ihr zwei Katzenkäfige in die Hand gedrückt und darum gebeten, kurz aufzupassen." Dann habe seine Tochter gesehen, dass Qualm aus den Fenstern des Nachbarhauses aufgestiegen sei, und die Nachbarin darauf angesprochen. "Da hat sie nur gesagt, dass sie deshalb gleich die Polizei anruft, und ist die Straße entlang weggerannt."
Kurz darauf kam es zur Explosion. Die beiden Mitbewohner waren zu diesem Zeitpunkt schon tot. Sie sollen sich 200 Kilometer entfernt in Eisenach in einem Wohnmobil erschossen haben. Das Fahrzeug "hatte zuvor eineinhalb Wochen in der Frühlingsstraße gestanden", sagt Hergert. Die Katzen der Fremden sind mittlerweile in städtischer Obhut.
Quelle: ntv.de, Tino Moritz, dpa