Politik

Der Große Führer wird gepriesen Diese Trump-Show muss man gesehen haben

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Vermutlich "total und vollständig mit sich selbst zufrieden": Donald Trump in der Sitzung seines Kabinetts.

(Foto: imago/UPI Photo)

US-Präsident Trump lobt sich gern selbst und lässt sich gern loben. Doch die Art, wie seine Minister ihn bei einer Kabinettssitzung mit unterwürfigem Schwulst überschütten, geht weit über jedes Normalmaß hinaus.

Dies war eine Kabinettssitzung für die Ewigkeit - nicht weil es das erste Treffen der neuen US-Regierung in vollständiger Besetzung war. Auch nicht weil wichtige Beschlüsse gefasst wurden. Diese Kabinettssitzung war historisch für die dort veranstaltete exzessive Lobhudelei.

Denn die Hymnen, die von den Anwesenden bei der Sitzung am Montag im Weißen Haus auf Präsident Donald Trump dargebracht wurden, waren beispiellos. Trump selbst machte den Auftakt. Er sagte, es habe "noch nie einen Präsidenten gegeben, mit wenigen Ausnahmen, … der mehr Gesetze verabschiedet hat, der mehr gemacht hat, als wir gemacht haben".

Und Trump fügte hinzu: "Ich glaube, wir waren so aktiv, wie man überhaupt nur sein kann, und das in absoluter Rekord-Geschwindigkeit." Tatsächlich hat Trump viele Gesetze und Erlasse unterzeichnet. Nach Ansicht von Faktencheckern waren allerdings kaum bedeutsame dabei. Andere, wie die Aufhebung der Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama, stecken im US-Senat fest oder sind, wie die Steuerreform, noch nicht einmal vom Repräsentantenhaus beschlossen worden.

Man hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Trump sich selbst in einem Maße lobt, das darauf hindeutet, dass er ein Mensch mit starken narzisstischen Persönlichkeitsanteilen ist. Aber der Höhepunkt dieser Sitzung kam erst noch.

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Reince Priebus (M.) dankte Trump für dessen "Segen".

(Foto: AP)

Nachdem er gut zehn Minuten gesprochen hatte, rief Trump die anderen Anwesenden auf: "Vielleicht gehen wir einmal reihum und ihr nennt eure Position und wir bitten dann diese Leute [die Journalisten], wieder zu gehen und einen schönen Tag zu haben."

Vizepräsident Mike Pence war als Erster dran. "Es ist das größte Privileg meines Lebens, als Vizepräsident einem Präsidenten zu dienen, der sein Wort an das amerikanische Volk hält und ein Team zusammengestellt hat, was wirklichen Wandel bringt, wirklichen Wohlstand und wirkliche Stärke für unsere Nation."

"Danke für den Segen, den Sie uns gegeben haben"

Justizminister Jeff Sessions, der wegen seiner Verstrickung in die Russland-Mike-Flynn-James-Comey-Affäre an diesem Dienstag vom Geheimdienstausschuss des Senats befragt wird, sagte, es sei "eine Ehre, Ihnen dienen zu dürfen". Arbeitsminister Alexander Acosta sagte, er sei "privilegiert, hier zu sein" und fühle sich "zutiefst geehrt". Transportministerin Elaine Chao dankte Trump für seinen Besuch in ihrem Ministerium und fügte hinzu, dass ihre Mitarbeiter "einfach außer sich vor Freude" gewesen seien.

"Was für eine unglaubliche Ehre es ist, das Gesundheitsministerium zu diesem entscheidenden Zeitpunkt unter Ihrer Führung zu leiten", sagte Tom Price, der Gesundheitsminister. "Ich kann Ihnen nicht genug danken für die Privilegien, die Sie mir gegeben haben, und für die Führung, die Sie gezeigt haben."

Einer nach dem anderen dankte Trump, in der Reihenfolge, wie sie am Tisch saßen, all die Milliardäre, Generäle und Politiker, die Trump in sein Kabinett geholt hat. Sie alle dankten Trump, lobten ihn und sprachen von "Ehre" und "Privilegien" (mit Ausnahme von Geheimdienstdirektor Dan Coats und Verteidigungsminister James Mattis, die stattdessen ihren Mitarbeitern dankten). Doch keiner erging sich in so schwülstigem Lob wie Reince Priebus, Trumps Stabschef im Weißen Haus. "Im Namen Ihres gesamten Beraterstabes, Mr. President, danken wir Ihnen für die Chance und den Segen, den Sie uns gegeben haben, um Ihrer Agenda und dem amerikanischen Volk zu dienen", sagte Priebus.

"Kumpel, zeig mal ein bisschen Selbstachtung!"

Der Chef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, postete kurz danach ein Video, in dem er Trump persiflierte. Es zeigt ihn mit Mitarbeitern an einem Tisch, denen er nach und nach Fragen stellt. "Michelle, wie sieht mein Haar aus, nachdem ich heute Morgen vom Sport gekommen bin?" Ihre Antwort: "Sie haben tolles Haar, niemand hat bessere Haare als Sie." Ein anderer Mitarbeiter unterbricht Michelle: "Ich möchte noch weitergehen, ich möchte einfach sagen, danke für die Chance und den Segen, Ihrer Agenda dienen zu dürfen." Danach bricht die Runde in Gelächter aus.

CNN-Moderator Jake Tapper sagte, eine solche Kabinettssitzung habe er noch nicht gesehen. Die Äußerungen der Minister seien "ein bisschen ungewöhnlich", die Szene insgesamt "surreal" gewesen.

Entsprechend reagierten die abendlichen Comedy-Sendungen. "Gibt es was Gruseligeres, als dabei zuzusehen, wie Trump seine Mitarbeiter dazu bringt, ihn zu loben?", fragte Seth Meyer in seiner Late-Night-Show. Sogar der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un sage dazu: "Kumpel, zeig mal ein bisschen Selbstachtung!"

CNN-Kommentator Chris Cillizza fühlte sich nicht an Nordkorea erinnert, sondern an Trumps frühere Casting-Show "The Apprentice". Auch dort hätten die Bewerber Trump nach Kräften umschmeichelt, um nicht rausgeworfen zu werden. In solchen Momenten sei Trump immer "total und vollständig mit sich selbst zufrieden" gewesen, schreibt Cillizza. Im Umgang mit Trump sei Schmeichelei ganz offenkundig der Weg zum Erfolg. "Die beste Art, über Donald Trump zu sprechen, wenn man weiter für Donald Trump arbeiten will, ist, Donald Trump zu loben. Je übertriebener, desto besser."

Einen ausführlichen Mitschnitt der Sitzung von CNN sehen Sie hier:

Quelle: ntv.de

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