Irans Präsident will keinen Rotwein Franzosen streichen Staatsdinner mit Ruhani
11.11.2015, 19:26 Uhr
Irans Präsident Hassan Rohani hält sich an die Speisevorschriften für Moslems.
(Foto: imago/Future Image)
Manchmal scheitert die Diplomatie allein am Alkohol: Weil Irans Präsident Hassan Ruhani bei seinem Besuch in Paris kommende Woche nichts trinken will, sagen die französischen Gastgeber kurzerhand ein Staatsdinner ab.
Ausgerechnet ein feiner französischer Tropfen stellt den Staatsbesuch von Irans Präsident Hassan Ruhani kommende Woche in Frankreich auf eine erste Belastungsprobe. In Paris will Ruhani für die Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen sein Land werben - doch beim Alkohol hört der Wille zur Einigung offenbar auf. Wie der französische Radiosender RTL berichtet, hat sich Irans Staatschef vorab einen schlimmen Fauxpas in Sachen Völkerverständigung erlaubt. Seine Delegation soll auf ein Alkoholverbot beim geplanten Staatsdinner mit François Hollande bestanden haben.
In der islamischen Tradition müssen alle Speisen "halal" - zu Deutsch: erlaubt - sein. Schweinefleisch und dessen Nebenprodukte sind für einen Muslim genauso tabu wie der Genuss von berauschenden Getränken. Und dazu zählt auch Rotwein - sogar französischer.
Beim Dinner im Élysée-Palast gehört das Gläschen Rebensaft allerdings zur Tradition, weshalb es nach RTL-Informationen nun rumort bei den Gastgebern. Man sei nicht bereit, das Staatsdinner ohne Rotwein zu veranstalten. Um aber guten Willen zu demonstrieren, habe man Ruhani angeboten, sich stattdessen bei einem sogenannten "petit-déjeuner" zu unterhalten - eine Art verspätetes Frühstück. Doch auch dafür gab es eine klare Absage.
Frühstück ist zu "billig"
Der Grund: Solch ein profanes Frühstück soll dem Präsidenten zu "billig" gewesen sein. Es kam, wie es kommen musste: Jetzt wird überhaupt nicht gemeinsam gegessen. Das Staatsdinner ist komplett gestrichen worden. Bemerkenswert ist das vor allem deshalb, weil die Kompromissbereitschaft sogar bei den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm auf beiden Seiten ausgeprägter war. Die Esskultur des jeweils anderen Landes zu akzeptieren, scheint da eine wesentlich größere Hürde zu sein.
Fernab einer Dinner-Tafel sollen die beiden Staatschefs aber dennoch zu einem zweistündigen Gespräch zusammenkommen. Neben der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen dürfte es wohl auch um die Lage in Bürgerkriegsland Syrien gehen. Bereits im September hatte der Iraner signalisiert, bei der Suche nach einer Lösung für den Konflikt auch mit den verfeindeten USA an den Verhandlungstisch treten zu wollen. Bevor über die Rolle von Machthaber Baschar al-Assad diskutiert werde, müsse aber zunächst "das Blutvergießen beendet und die Stabilität wiederhergestellt" werden. Zumindest über diesen Punkt dürfte Einigkeit herrschen.
Quelle: ntv.de, jug