Politik

Heimliches Video geglückt Frau filmt Leben in Rakka aus dem Nikab

Selten gibt es Einblick in das Leben des Kalifats im Nahen Osten. Einer mutigen jungen Syrerin ist es gelungen, Straßenszenen in der IS-Hauptstadt Rakka zu drehen. Die Aufnahmen zeigen einen angespannten Alltag. Doch es gibt auch Leute, die sich gut arrangiert haben.

Wo der Islamische Staat in Syrien herrscht, gibt es keine großen Städte. Die Stadt Rakka am Euphrat, im früheren Syrien ein von den Städtern in Damaskus belächeltes Provinznest, ist mit dem Einzug der Dschihadisten unfreiwillig zu einer kleinen Metropole geworden. Die vor dem Krieg 220.000 Einwohner zählende Stadt ist seit gut einem Jahr die Kommandozentrale des Kalifats, das im Juni dieses Jahres ausgerufen wurde. Zu Beginn dieser Woche haben die USA gemeinsam mit arabischen Alliierten begonnen, unter anderem die IS-Stellungen in Rakka zu bombardieren.

Doch vom Leben in der Stadt wusste man bisher nur wenig. Es gibt nach außen gedrungene Berichte über Hinrichtungen und die von den Dschihadisten eingeführten streng-islamischen Benimmregeln. Eindrücke gab es auch über Propagandavideos und -fotos der Dschihadisten. Im August veröffentlichte der Nachrichtenkanal Vice News erstmals eine Dokumentation über den Islamischen Staat.

Jetzt hat es ein weiterer Ausschnitt aus dem Leben der IS-Hochburg in die andere Welt geschafft. Das Video ist im französischen Sender France 2 ausgestrahlt worden. Eine junge Frau hat heimlich mit ihrem Handy Szenen eines Spaziergangs durch Rakka gefilmt und dabei ihr Leben riskiert. Zu sehen sind belebte Straßen, auf denen allerdings fast nur Bewaffnete unterwegs sind. IS-Milizionäre kontrollieren Autos und Fußgänger, Passanten bewegen sich eilig. Die IS-Männer tragen zum Teil den schwarzen Dschihadistendress, den man von den Propagandavideos kennt. Manche haben aber auch farbige Trainingsanzüge an. Was sie eint, sind die Bärte und die Maschinengewehre.

Im Internetcafé chatten die Dschihad-Bräute

Auch Frauen sind auf den Straßen zu sehen. Sie sind gemäß den Vorschriften des islamischen Staates in schwarze, bodenlange Mäntel gehüllt, tragen auf dem Kopf den schwarzen Hidschab und vor dem Gesicht den Nikab, den Gesichtsschleier. Auch unter den Frauen gibt es offensichtlich welche, die für das junge Staatswesen arbeiten. Die heimlich filmende Frau hält mit ihrem Handy fest, wie eine solche vollverschleierte IS-Rekrutin mit dem AK-47 an der einen Schulter und ihrem kleinen Kind an der anderen Hand in Richtung eines Spielplatzes schlendert.

Kurz scheint die Situation brenzlig zu werden. Da hält ein weißer Pickup neben der Filmerin. Der Mann darin blafft sie an, sie solle sich besser benehmen, sie sei in der Öffentlichkeit. Die Angesprochene stellt sich dumm. "Wir können Dein Gesicht sehen", schimpft der Islamist am Lenkrad. Neben ihm sitzt eine ordnungsgemäß Verschleierte. Die Gescholtene entschuldigt sich und gibt sich einsichtig. "Tut mir wirklich leid. Mein Nikab ist wohl etwas durchsichtig. Sorry." Der Fahrer gibt wieder Gas. "Du solltest besser aufpassen und Dich sorgfältig bedecken. Gott liebt Frauen, die bedeckt sind". - "In Ordnung, danke für den Hinweis."

Die letzte Sequenz ist in einem ausschließlich von Frauen besuchten Internetcafé gedreht. Hier ergibt sich ein interessanter Einblick ins innerste des Kalifats. Die jungen Frauen dort sprechen über das Internet mit ihren Familienangehörigen in Frankreich. Eine verteidigt ihre Entscheidung, nach Syrien zurückgegangen zu sein und versucht ihre Mutter zu beruhigen: "Es gibt keinen Grund zu weinen. Was Du im Fernsehen siehst, ist alles falsch, verstehst Du?" Eine andere macht klar: "Ich will nicht zurück. Ich habe die ganzen Gefahren nicht auf mich genommen, um jetzt wieder nach Frankreich zu gehen." Wie der französische Bericht nahelegt, handelt es sich bei den Frauen um Dschihadistenbräute, die sich als Ehefrauen in den Dienst der Idee des IS stellen.

Quelle: ntv.de, nsc

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