"Ich gratuliere dem Bürgermeister" Friedhof für "Verräter" in Istanbul geplant
22.07.2016, 14:26 Uhr
Es soll keine Beerdigungszeremonie für Soldaten geben, die am Putschversuch beteiligt waren.
(Foto: REUTERS)
Der Rachefeldzug in der Türkei geht weiter. Jetzt fordert der Bürgermeister von Istanbul einen separaten Friedhof für Putschisten. Sie sollen auch im Tod keine Ruhe finden.
Nach dem gescheiterten Putschversuch vor einer Woche spitzt sich die Situation in der Türkei weiter zu. Nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan schon mehrmals angekündigt hat, mit aller Härte gegen Putschisten vorzugehen und bisher mehr als 50.000 Soldaten, Polizisten, Richter und Lehrer inhaftiert oder suspendiert hat, kündigte Istanbuls Bürgermeister Kadir Topbas an, dass er sogar die Leichen seiner Feinde verfolgen werde. Das meldet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Topbas erklärte, dass alle Soldaten und am Putschversuch beteiligten Bürger, die am 15. Juli ums Leben gekommen sind, in einem gesonderten Areal zu verscharren seien. Dafür solle es einen "Friedhof der Verräter" geben, teilte Topbas mit, der ebenfalls Mitglied in Erdogans Regierungspartei AKP ist. Alle vorbeikommenden Spaziergänger könnten die dort Begrabenen verfluchen. "Sie werden in ihren Gräbern keine Ruhe finden", sagte der Bürgermeister.
Topbas schaute sich das Vorgehen gegenüber Putschisten bei der türkischen Schwarzmeerstadt Ordu ab. Dort hatte der Bürgermeister die Beerdigung eines Putschisten ganz verweigert. Die Angehörigen mussten die Leiche deshalb in ihrem eigenen Garten vergraben. Topbas lobte dieses vorbildliche Verhalten: "Ich gratuliere dem Bürgermeister", sagte Topbas.
Die Idee ist nicht neu. Schon vor der Stellungnahme Topbas teilte die Religionsbehörde Diyanet mit, dass es keine Beerdigungszeremonien, ja nicht einmal Gebete, für diejenigen Toten geben werde, die am Putschversuch beteiligt gewesen sind. Ausnahmen würden nur in den Fällen gemacht, in denen die Menschen zur Teilnahme gezwungen worden seien. Diyanet machte allerdings keine Angaben darüber, wie das im Einzelfall überprüft werden soll.
Quelle: ntv.de, ksc